Dritte Staffel spielt zur Zeit des Mauerbaus.

„Charité 3“: Uwe Ochsenknecht als Macho-Gynäkologe

11.01.2021 um 20:48 Uhr

Die dritte Staffel der Serie „Charité“ spielt im Jahr des Baus der Mauer, die unmittelbar neben der Klinik verlief. Uwe Ochsenknecht spielt dabei den Klinikchef Helmut Kraatz, der damals als bedeutendster Gynäkologe der DDR galt.

Die erste Staffel Charité spielte zur Zeit Robert Kochs 1888. Die zweite nahm die letzten Jahre des Zweiten Weltkriegs in den Blick. Ulrich Noethen lernte operieren und lieferte als Chirurgen-Genie Sauerbruch eine Glanzvorstellung. Nun drehen die Charité-Macher das Rad im Ersten weiter bis zum August 1961, die Zeit des Mauerbaus. Gefilmt wurde in Tschechien, nach der letzten Klappe kam der Lockdown: „Der am Poliovirus erkrankte Junge im Film muss beatmet werden“, sagt Regisseurin Christine Hartmann. „Da sehe ich im Nachhinein große Parallelen zu Corona. Wir zeigen auch, wie eng Politik und Medizin verknüpft sind.“ 1961 wurde in der DDR bereits gegen Kinderlähmung geimpft. Der Westen aber lehnte Impfdosen aus dem Osten als DDR-Propaganda ab.

Die Schicksale der vier „Charité“-Hauptfiguren sind bewegend

Dr. Ingeborg Rapoport glaubt an die sozialistische Utopie. Ihre Arbeit leistete einen großen Beitrag zur Senkung der Sterblichkeit bei Säuglingen. Nina Kunzendorf spielt die Kinderärztin eindringlich und einfühlsam. Uwe Ochsenknecht gibt ihren Gegenspieler, Klinikchef Helmut Kraatz: „Er war ein Mann seiner Zeit, ein Platzhirsch und Macho, der sein Territorium verteidigen wollte, vor allem gegen eine Frau“, erklärt Ochsenknecht: „Kraatz war einer der führenden Köpfe in seinem Beruf als Gynäkologe. Er war auch einer der ersten, der sich um Menschen bemüht hat, die zweigeschlechtlich auf die Welt gekommen sind, also zum Beispiel mit den äußeren Geschlechtsmerkmalen eines Mannes und den inneren einer Frau, das thematisieren wir in der dritten Staffel auch."

Der 65-jährige Schauspieler interessiert sich für Medizin und wäre auch gerne Arzt geworden, „aber nicht im Bereich Frauenheilkunde, auch Chirurg wäre nicht so meins gewesen. Also nicht das Reparieren, sondern eher das Instandhalten."

Im zweiten Handlungsstrang der neuen Staffel kämpft die Ärztin Ella Wendt (Nina Gummich) um ihre Krebsforschung bei Prof. Prokop. Der Österreicher Philipp Hochmair („Die Vorstadtweiber“) brilliert in der Rolle seines Landsmanns: „Lustigerweise sagte am Set ein tschechischer Pathologe, der den echten Prokop noch kannte, zu mir, dass meine spitzbübische Art Prokop gut treffen würde“, so Hochmair. „Da habe ich mich natürlich gefreut.“

Prokop blieb nach Grenzschließung Vorzeigeforscher der DDR, die eine gute Plattform für seine Forschung und Reisefreiheit bot. Bei „der Obduktion der Mauertoten ging er zwangsläufig einen Pakt mit dem Teufel ein“, so Hochmair im Interview mit TV-Digital-Reporterin Dago Weychardt. „Er half passiv mit, die Todesursache zu vertuschen. Aber heimlich protokollierte er die Umstände, um die Wahrheit für die Nachwelt zu sichern.“

Die große Herausforderung bestand bei der dritten Staffel in der Nähe zur Gegenwart, so Christine Hartmann: „Wir mussten authentischer erzählen.“ Wie war die Lage 1961? „Der große Exodus an Fachkräften vor dem Mauerbau machte die Charité zu einem fragilen Gebilde, das auch von der Partei vorsichtig angefasst wurde“, weiß Medizinhistoriker Dr. Rainer Herrn. „Ärzte und Pflegepersonal verwalteten den Mangel und improvisierten erfindungsreich.“ Kritisch sieht er die Darstellung der Größe der an der Grenze gelegenen Charité, die „fast wie ein Kleinstadtkrankenhaus“ wirke. Dabei war es „eine Klinikstadt mit 4000 Mitarbeitern, ein vibrierender Bienenstock.“

Hier könnt ihr lesen, warum die 4. Staffel von Charité zur Science-Fiction-Serie werden soll.

"Charité 3": Ab dem 11. Januar, 20.15 Uhr im Ersten und schon jetzt in der ARD-Mediathek.

 

 

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