Aftersun Neu

Beschreibung

Sophie (Frankie Corio) verbringt zu zweit mit ihrem getrennt lebenden Vater Calum (Paul Mescal) Badeferien an der türkischen Riviera. "Wir sind hier, um Spass zu haben", ist seine Losung, und so schlagen sich Vater und Tochter die Sommertage damit um die Ohren, was man in einem Ferienresort so macht: Baden im Pool und Meer, Billard und Spielautomaten, Tagesausflüge und den Animatoren beim Macarena-Tanzen zuschauen. Weil Sophie elf Jahre alt ist, bekommt sie bereits vieles mit, was unter der Oberfläche brodelt. Sie beobachtet, wie Teenager flirten, belauscht sie und erlebt selbst ihren ersten Kuss. Vor allem aber wird ihr schleichend bewusst, dass ihr Vater sich schwertut. Die Fassade des spassigen Papas bekommt Risse, und erst viele Jahre später wird Sophie erkennen, dass für Calum die Tage an der Sonne so unbeschwert nicht waren. Gleich mit ihrem Spielfilmdebüt schlug Charlotte Wells im Indie-Kino Wellen. Das Drama der 1987 geborenen Schottin wurde nebst vielen weiteren Auszeichnungen mit dem britischen Independentfilmpreis für den besten Film, Drehbuch, Regie, Kamera, Schnitt und den Soundtrack prämiert, und mauserte sich zum Publikumsliebling. Letzteres ist nicht selbstverständlich, weil "Aftersun" vom Publikum Geduld und Gespür verlangt. Geduld, weil sich die erste Filmhälfte lang kaum etwas zu ereignen scheint ausser alltägliche Ereignisse von Badeferien. Und Gespür, da die Filmemacherin kleine Momente und Beobachtungen einflicht mit einer Zurückhaltung, die das Erlebnis zuletzt umso überwältigender macht. Charlotte Wells verzichtet auf dramatische Kinomomente und hochtrabende Dialoge. Spät erst offenbart sich "Aftersun" als Versuch der Tochter ihren Vater und sein Verhalten zu verstehen. Jener wird von dem mit der Sally-Rooney-Verfilmung "Normal People" bekannt gewordenen Paul Mescal mit einer intensiven internalisierten Zerrüttung gespielt, die ihm eine Oscarnominierung eingebracht hat. Einen weiteren starken Auftritt hatte der gebürtige Ire im Frühjahr 2024 mit "All of Us Strangers" auch in Schweizer Kinos. Noch etwas länger zappeln lässt Charlotte Wells das Publikum - die vielversprechende schottische Filmemacherin hat sich noch nicht für ein nächstes Projekt entschieden.