Die Bahn steht vor gewaltigen Herausforderungen: Schienennetze sind marode, Personal fehlt, Verspätungen und Zugausfälle haben sich zum Normalzustand entwickelt. Aber es gibt Menschen, die diese Mammutaufgaben anpacken. Vom Manager zum Lokführer Tom Herwig (49) wagt einen Neuanfang als Lokführer. Seinen Job als Projektmanager bei einem japanischen Konzern hat er hingeschmissen: "Mit dem Quereinstieg bei der Nordbahn als Lokführer habe ich mir einen Kindheitstraum erfüllt. Nach dem Motto: Wenn nicht jetzt, wann dann?"
Als Teil seiner Ausbildung muss Herwig an diesem Tag eine Regionalbahn im regulären Bahnverkehr mit Fahrgästen steuern. 'Ein bisschen aufgeregt bin ich schon', verrät der Quereinsteiger. Nachts am Gleis: "Katharina die Große". Nachts wird es laut auf der Strecke Glückstadt-Elmshorn: Ein 20-köpfiges Gleisbau-Team rückt an, um 3500 Meter Gleis zu erneuern. Bei der Arbeit hilft dem Team der 200 Meter lange Bauzug 'Katharina die Große'. Während auf dem Nachbargleis ICEs vorbeidonnern, wird auf der Baustelle Tag und Nacht gearbeitet. "Unaufmerksamkeit kann sehr gefährlich werden," erklärt Schachtmeister Frank Schäfer.
Vom Schlusslicht an die Spitze: Akkuzüge machen's möglich. Auf der Strecke Husum-St. Peter-Ording geht derweil eine Ära zu Ende. Die letzte Diesellok wird ausrangiert und durch einen modernen Zug mit Akkuantrieb ersetzt. Mit 55 Akkuzügen hat Schleswig-Holstein seine elektrische Zuginfrastruktur deutlich ausgeweitet und kann in dieser Kategorie vom letzten Platz unter den Bundesländern auf einen Spitzenplatz aufschließen. Doch am Ende zählt in erster Linie, was die Fahrgäste überzeugt. Denn die Verkehrswende gelingt nur, wenn Menschen das Auto stehen lassen und in die Bahn steigen.
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