Die Brücke aus Gras - Vor über 500 Jahren erstreckte sich das Inkareich vom Süden des heutigen Kolumbiens bis nach Chile. Das Straßennetz und die Brückenbaukunst ermöglichten die Ausdehnung des Imperiums. Am Río Apurímac in Peru wird das Erbe der Inka noch bewahrt und jedes Jahr eine neue Brücke aus Gras gebaut. Baumeister der Seilbrücke ist der 60-jährige Victoriano Arisapana. Er hat die Tradition des Chakaruwac, des "Brückenbauers", vom Vater übernommen. Victorianos Sohn Vidal soll es ihm eigentlich gleichtun, doch er arbeitet in einer entfernten Mine und führt ein eigenes Leben. Wie alle der etwa tausend Einwohnerinnen und Einwohner der Region hat auch Victoriano einige Wochen vor Baubeginn angefangen, auf den weiten Hochebenen Q'oya-Gras zu ernten, es zu wässern, weichzuklopfen und fingerdicke Seile aus den Fasern zu drehen. Hunderte Seile werden gebraucht. Jede Familie muss einen mindestens 38 Meter langen Strang, einen Queswas, mitbringen. Daraus werden dicke Taue gemacht und daraus wiederum Zöpfe geflochten, die das Grundgerüst der 18 Meter hohen Brücke bilden. Alle Bewohnerinnen und Bewohner der vier Dörfer, aus Ccollana, Huinchiri, Chaupibanda und Choccayhua, kommen zu Beginn der zweiten Juniwoche zusammen, um in vier Tagen gemeinsam die neue Brücke zu bauen. Während der Coronapandemie war das nicht möglich. Die alte Brücke wurde instabil und musste abgeschnitten werden. Umso wichtiger der Neubau. Wenn alles glattgeht, darf man die Brücke am vierten Tag begehen und die Fertigstellung mit einer großen Fiesta feiern.
Regie |
Michael Schumacher
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