Das Graue Langohr ist eine typische Dorffledermaus. Die Tiere werden gerade einmal sechs Zentimeter groß, leben unauffällig in kleinen Kolonien mit maximal 20 bis 30 Artgenossen. Und sie gelten als klassische Kulturfolger. Christian Söder ist aktiv im Projekt "Rettet das Graue Langohr". Als er 2010 auf Wohnungssuche das Pfarrhaus in Kitzingen besichtigte, entdeckte er eine Kolonie des Grauen Langohrs unter dem Dach. Seitdem ist er von den Tieren fasziniert und setzt sich leidenschaftlich für ihren Schutz ein. Das ist auch nötig, denn das Graue Langohr hat es schwer. Es kommt zwar in fast ganz Bayern vor, allerdings sinkt die Anzahl der Tiere seit etwa 25 Jahren. Zudem ist es nicht einfach, die kleinen Tiere zu entdecken. In der Fledermaus-Kolonie unter dem Dach seines Wohnhauses kann Christian Söder das Verhalten der Tiere genau beobachten, auch wenn die Kolonie nur aus sieben oder acht Langohren besteht. Regelmäßig sammelt Christian Söder Kotproben der Tiere. Die werden dann von einer Biologin analysiert, um herauszufinden, was alles auf dem Speiseplan des Grauen Langohrs steht. Als Fachberater für Fledermausschutz im Landkreis Kitzingen wird Christian Söder gerufen, wenn Hausbesitzer einen Umbau planen und Fledermäuse unter dem Dach leben. Denn Fledermäuse lassen sich gern in alten Dachstühlen, in verlassenen Scheunen, an Bauernhöfen und sogar an Neubauten nieder. Allein im Landkreis Kitzingen sind 18 Arten nachgewiesen. Bei seinen Begehungen sucht Christian Söder nach Spuren der Tiere, wie Fraß- und Kotreste, und notiert potenzielle Ein- und Ausflüge im Dachstuhl. Denn nicht nur die Tiere sind geschützt, sondern auch die Quartiere, in denen sie leben. Um die Lebensbedingungen des Grauen Langohrs zu verbessern, wurde das Artenschutzprogramm "Graues Langohr" ins Leben gerufen. Es beinhaltet die Suche nach Fledermausvorkommen und das Betreuen von Fledermausquartieren im Weinlandkreis Kitzingen. "Rettet das Graue Langohr" ist eine Initiative der Koordinationsstelle für Fledermausschutz Nordbayern an der Universität Erlangen im Auftrag des Landesamts für Umwelt. Im Rahmen des Projekts möchte man mehr über die Lebensweise des Grauen Langohrs erfahren, um konkrete Schutzmaßnahmen einleiten zu können. Wie leben die Tiere? Wo jagen sie? Was fressen sie? All das soll im Lauf des auf mehrere Jahre angelegten Projekts geklärt werden. Durch konkrete Maßnahmen soll mit diesem Wissen der Lebensraum der Fledermäuse aufgewertet werden. Dazu gehören das Anlegen von Blühflächen und Streuobstwiesen sowie die Förderung von Naturgärten. Damit profitieren von dem Artenschutzprogramm, das auch den Untertitel "Flurbereicherung" trägt, nicht nur die Fledermäuse, sondern auch Vögel, viele Insekten und zahlreiche weitere Tierarten.
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