- Hafenimbisse - Geheimtipps abseits des Tourismus -
Das NDR Team ist in die Imbiss-Welt des Hamburger Hafens eingetaucht und hat zahlreiche Menschen mit "Herz am richtigen Fleck" getroffen. Sie sind die Letzten ihrer Art im Hamburger Hafen, der zehn Prozent des Stadtgebietes ausmacht. Südlich der Elbe und abseits des Tourismus versorgen nur noch eine Handvoll Container-Imbisse die Schichtarbeiter und Trucker mit deftiger und ehrlicher Hausmannskost. Der Ton ist rau, aber herzlich. Die Besitzer bieten frühmorgens ihrer Kundschaft nicht nur Essen an, sie sind auch Seelentröster für ihre Klientel. Und in den Container-Imbissen erfährt man auch gleich noch die neuesten Hafen-Infos. Diese kleinen Institutionen sind auf der Veddel, auf dem Kleinen Grasbrook oder auf Steinwerder einfach unersetzlich. Frikadellen, Bratkartoffeln und belegte Brötchen mit Wurst, Schinken und Spiegelei sind der Renner. "Salate mögen sie hier nicht", sagt Odo Wehr. In seinem 25-Quadratmeter-Container Odo's Kaffeeklappe nahe des Kreuzfahrtterminals Steinwerder wird Tacheles geredet. "Außerhalb des Hafens kannst du denken, das ist ein Arschloch, hier kannst du es sagen", meint Odo. Er steht werktags immer "morgens" um 22:00 Uhr auf. Er wohnt im niedersächsischen Bienenbüttel und ist spätestens um ein Uhr in seiner Kaffeeklappe, damit der Hafen versorgt wird. Dann schmiert er Brötchen im Akkord und brät haufenweise "Knastpralinen", wie er seine Frikadellen nennt. Das "Einfache" sei sein Markenzeichen, und das seit mehr als 20 Jahren. Wenn der Hauptandrang in den frühen Morgenstunden vorbei ist, startet Odo's Mitarbeitender Tobi um 5:00 Uhr mit dem Verkaufswagen. Zu bestimmten Zeiten fährt er verschiedene Stationen an, um die Schichtarbeiter auf Firmengeländen mit Essen zu versorgen. Vieles ist vorbestellt. Die Kundschaft kommt dann zum Verkaufswagen und holt ihr Essen ab. Alles ist zeitlich genau durchgetaktet. Auch Containerinspektor Tom Buss holt seine belegten Brötchen ab. Er arbeitet für den Hamburger Container Service, einem Fachbetrieb für die Reparatur und Reinigung von Leercontainern. Tom nimmt die Container genau unter die Lupe und erstellt Schadensberichte. Auch Konstruktionsmechaniker Uwe von der Flint-Werft holt sich vor der Arbeit um 6:00 Uhr Brötchen von Odo. Diesmal muss er in der Werft auf Steinwerder einen riesigen Schiffspropeller abschrauben. Die alten, traditionellen Kaffeeklappen im Hamburger Hafen sind schon lange ausgestorben. 1887 wurde der Verein für Volkskaffeehallen gegründet mit dem Zweck, "den weniger Bemittelten" möglichst billige und der Gesundheit förderliche Speisen anzubieten. Der Volksmund schuf schnell den Begriff der "Kaffeeklappe". Um 1914 existierten im gesamten Hafengebiet ca. 20 von ihnen. Das spätere Verschwinden der Kaffeeklappen ist ein Beispiel für den industriellen Wandel im Hamburger Hafen. Der Kleine Grasbrook ist das berufliche Zuhause von Magdalena Meierdirks. Die fast 60-Jährige hält in ihrem Container-Imbiss Zum Lütten Foffteiner noch die Stellung. Dort wird sie nur Lena gerufen. Ihre fast nur männliche Kundschaft besteht vorwiegend aus Fernfahrern. Von denen gibt es auch schon mal Heiratsanträge. Der HHLA-Terminal O'Swaldkai liegt direkt neben ihrem Imbiss. Lenas Sprüche und ihr Wortwitz sind legendär. Bei ihr traut sich jedenfalls keiner, in ihrem Revier über die Stränge zu schlagen. Am Nachmittag fährt sie dann noch regelmäßig zum Großhandel, um dort frische Ware zu besorgen. Während Lena seit über 20 Jahren im Imbiss steht, ist Senad Dulic relativ neu im Geschäft. In seinem Veddel Diner nahe des Spreehafens bietet der in Hamburg geborene Senad deutsche Hausmannskost an. Für ihn ein Kulturgut, was erhalten bleiben muss. Zusammen mit seinem Kumpel Mirko schnippelt er selbst die Kartoffeln, klopft in der kleinen Container-Küche die Schnitzel flach und bietet täglich einen Mittagstisch an. Spezialität: Gulasch mit Nudeln. Vor mehreren Monaten hat er sich selbstständig gemacht und den Traditionsimbiss übernommen, der 38 Jahre lang Uschi's Imbiss hieß.
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