Durch Selektion der jeweils zahmsten Silberfuchswelpen ist es während eines 60 Jahre andauernden Experiments in Nowosibirsk gelungen, besonders anhängliche Tiere zu züchten. Dabei wurde nachgewiesen, dass Domestikation, die sich auch in äußeren Merkmalen wie z.B. Hängeohren und geschecktem Fell bemerkbar macht, bedeutend weniger Zeit in Anspruch nimmt als zuvor vermutet. In einem kleinen sibirischen Ort in der Nähe von Nowosibirsk besuchen Kinder regelmäßig junge sibirische Silberfüchse. Die Tiere wedeln friedlich, lecken zutraulich die Hände der Kinder und werfen sich bäuchlings auf den Boden. Wie anhängliche Hunde, aber keiner hat sie dressiert oder mit Leckerlis gefüttert, um sie zu zähmen. Russischen Biologen ist ein einzigartiges Experiment gelungen: Auf einem Bauernhof in Südostsibirien haben sie in 60-jähriger Selektionsarbeit Wildtiere domestiziert. Das Projekt mit Silberfüchsen, einer sibirischen Farbvariation des Rotfuchses, begann 1959. Der russische Biologe Dmitrij Beljaew vom Institut für Zytologie und Genetik brachte etwa 100 Füchse auf das abgelegene, von Birkenwald umgebene Gelände. Sein Team kreuzte Silberfüchse. Nur die Zahmsten wurden dabei zur Paarung ausgewählt. Beljaew wollte in diesem Versuch Rückschlüsse über die Evolution von Wolf zu Hund ziehen. Und schon am Anfang des Experiments kam das Überraschende: Von Geburt an suchten die Fuchswelpen die Nähe zum Menschen. Auch im Erbgut fand verblüffend schnell die Veränderung statt. "Diese Füchse hier sind sehr anhänglich und empfinden jeden Menschen als einen potenziellen Freund", berichtet Ludmila Trut. Sie war Doktorandin bei Dmitrij Beljaew und führt das Projekt heute weiter fort.
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