Der Versuch, die Natur nachzubauen, ist selten von Erfolg gekrönt. Kelly Latijnhouwers und Valérie Chamberland aber scheint das zu gelingen: Die beiden Meeresbiologinnen züchten Korallen. Weltweit sterben Korallenriffe oder sind bedroht. Die Verschmutzung der Meere, ihre Überfischung und Versauerung und die Erwärmung setzen ihnen zu. Mit einer neuen Methode versuchen Kelly Latijnhouwers und Valérie Chamberland, diesem Trend etwas entgegenzusetzen. Als Kelly Latijnhouwers zum ersten Mal von der neuen Methode der Korallenvermehrung hörte, musste sie lachen. "Das funktioniert doch nie", unkte die junge Forscherin. Inzwischen weiß sie es besser und wendet die Technik zusammen mit ihrer Kollegin Valérie Chamberland auf der Insel Curaçao erfolgreich an. Ausgangspunkt der Vermehrung sind die Nächte der sogenannten Korallenhochzeit. An ein Wunder grenzend entlassen die Korallen dabei praktisch zeitgleich ihre Eier und Spermien ins offene Meer - das Ergebnis: ungewiss. Um die Chance zu erhöhen, dass sich Eier und Spermien finden und verschmelzen, sammeln die Biologinnen die Keimzellen in den Nächten der Korallenhochzeit mit Netzen ein und bringen sie im Reagenzglas zusammen. Die aus dem "Date im Glas" hervorgegangenen Embryos bringen sie in eine sogenannte Krippe - einen wasserdurchlässigen, vor Fressfeinden schützenden Raum im Meer. Wenige Tage danach gehen aus den Embryos Larven hervor - anders als im offenen Ozean sind es dort Tausende. Die Larven besiedeln die in der Krippe ausgelegten Keramikträger und entwickeln sich in nur einem Tag zu einem Polypen, der - einmal ins Riff "gepflanzt" - der Grundstock für eine neue Kolonie sein kann. So aufwendig die Methode auch anmuten mag, Kelly und Valérie hatten damit bereits Erfolg: Das imposanteste Beispiel ist eine vor zehn Jahren aufgezogene Elchgeweihkoralle. Sie ist inzwischen über einen Meter groß und nimmt seit sechs Jahren an der Korallenhochzeit teil. Bei aller Zuversicht, eine Technik gefunden zu haben, mit der man die Riffe wieder aufbauen kann, ist den Wissenschaftlerinnen bewusst, dass die Korallen nur dann eine Chance haben, wenn Meeresverschmutzung und Klimaerwärmung ein Ende finden. "planet e." begleitet die beiden Meeresbiologinnen bei ihrer Arbeit auf Curaçao und blickt in eine faszinierende Unterwasserwelt.
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