- Die Klagemauer - Entstehung eines heiligen Ortes -
Himmelspforte, Nabel der Welt, Quelle allen Lebens und Ursprung der Schöpfung - diese Begriffe prägten die imaginäre und bildliche Darstellung des Jerusalemer Tempels. Nach der biblischen Legende wurde er von König Salomo erbaut, um die Bundeslade und die Gesetzestafeln sicher zu verwahren. Die Klagemauer ist ein Rest der westlichen Umfassungsmauer des Tempels. Zur religiösen Stätte des Judentums wurde sie erst nach dem Sechstagekrieg - insbesondere mit der Schaffung eines offenen Zugangs zur Mauer durch den Abriss des Maghrebinerviertels in der Jerusalemer Altstadt. Auf den ersten Blick hat das Bauwerk nur eine Bedeutung: Es steht für die Abwesenheit eines anderen Bauwerks. Die Abwesenheit des Jerusalemer Tempels. Und doch hat die Mauer mehrere Bedeutungen. Und auch mehrere Namen: In der christlichen Tradition ist es die Klagemauer, an der Juden seit 2.000 Jahren die Zerstörung des Tempels beklagen. Für Juden aus Jerusalem oder der Diaspora ist es schlichtweg die Westmauer. Das heißt, die Mauer, die westlich der einstigen Tempelanlage von Jerusalem stand und bis heute steht. Und für die Muslime ist es Hait al-Buraq, die Al-Buraq-Mauer. Der Name leitet sich vom Namen des geflügelten Reittiers ab, einer Art mythischer Pegasusfigur aus dem Koran, mit dem Mohammed von Mekka bis nach Jerusalem gereist sein soll, um dort die Propheten zu treffen. Es ist also ein Bauwerk mit drei Namen und folglich auch mit drei Geschichten.
Regie |
Tamara Erde
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