Der kleine Jonas, der 1975 zur Welt kommt, hat eigentlich acht Eltern: Mathilde (Myriam Boyer), die Leere nicht erträgt und sich von ihrer Schwangerschaft ausgefüllt fühlt, ist seine leibliche Mutter; Vater Mathieu (Rufus) ist Typograph und Gewerkschafter, der die Krise im Arbeitsmarkt am eigenen Leibe zu spüren bekommt. Dann ist da noch Max (Jean-Luc Bideau), der nicht mehr als engagierter Journalist, sondern als Korrektor arbeitet und am Roulette-Tisch die Zeit stillstehen lässt. Madeleine (Myriam Mézières) ist eine ebenso tüchtige wie tantraverrückte Temporärsekretärin, die schnell zu Geld kommen will, um wieder nach Indien zu fahren. Marcel (Roger Jendly) ist Gemüsebauer und vermutet, dass die Natur die Antwort auf alle Fragen kennt. Marguerite (Dominique Labourier), seine Frau, ist zwar auch grün, denkt aber nicht weniger mystisch als soziopolitisch und gönnt sich ab und zu einen Seitensprung. Marco (Jacques Denis) ist Geschichtslehrer, hasst aber den Unterricht und geht stattdessen in einem Altenheim arbeiten. Marie (Miou-Miou) arbeitet im Supermarkt als Kassierin und sorgt für soziale Gerechtigkeit, in dem sie bei armen Rentnern tiefere Preise eintippt. Die Lebenswege dieser acht Alt-Achtundsechziger kreuzen sich, und in der Geburt des kleinen Jonas sehen sie so etwas wie einen Hoffnungsschimmer für die ungewisse Zukunft. Eine "dramatische Tragikomödie im Genre der Polit-Science-fiction", nennt Alain Tanner seinen Film "Jonas qui aura 25 ans en l'an 2000". Die Ideale von 1968 sind von der Realität der Rezession eingeholt worden, und "so mischt sich denn in die Poesie der Hoffnung auch eine Art lyrische Resignation" (Fred Zaugg). Die verlorene Blauäugigkeit macht Tanners Protagonisten allerdings umso attraktiver als Identifikationsfiguren. Sein Traum, dass im Jahr 2000 etwas von dem Wandel, der im Mai 1968 stattfand (nicht umsonst beginnen die Namen der Figuren alle mit M wie Mai), einen positiven Einfluss auf das Millennium haben würde, ist inzwischen ausgeträumt. Allerdings ist der Film des 2022 verstorbenen Genfer Filmemachers Alain Tanner ein poetisches Dokument dafür geblieben, wie man an Niederlagen wachsen kann.
Max |
Jean-Luc Bideau
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Mathilde |
Myriam Boyer
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Old Charles |
Raymond Bussières
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Marco |
Jacques Denis
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Marcel |
Roger Jendly
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Marguerite |
Dominique Labourier
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Madeleine |
Myriam Mezieres
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Pierre Holdener
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Maurice Aufair
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Jean Schlegel
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Gilbert Costa
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Christine Wipf
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Guillaume Chenevière
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Robert Schmid
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Daniel Stuffel
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Francis Reusser
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Regie |
Alain Tanner
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Drehbuch |
Alain Tanner
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Drehbuch |
John Berger
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Musik |
Jean Marie Sénia
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Kamera |
Renato Berta
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Schnitt |
Brigitte Sousselier
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