Biber: Die Verdammten - Ein Fichtenwald steht unter Wasser, Hunderte junge Eichen liegen kreuz und quer am Boden, und im Zuckerrübenfeld klafft ein grosses Loch. Was den Naturfreund in fasziniertes Staunen versetzt, tut dem Förster oder Bauern in der Seele weh. Seit der letzten Sendung von "NETZ NATUR" über Biber vor 13 Jahren hat sich einiges getan. Von damals rund 350 Tieren hat sich der Bestand in der Schweiz stark entwickelt, und man rechnet heute mit über 2000 Tieren. Viele Flüsse und Seen sind besiedelt, und immer öfter suchen junge Biber ein Zuhause in kleineren Seitenbächen. Dort ist ihr gestalterischer Einfluss um ein Vielfaches höher, denn anders als am grossen Fluss bauen sie hier Dämme und stauen das Wasser je nach Topographie der Landschaft kilometerweit - zum Beispiel im Berner Seeland, wo die Biber die Drainagen der Felder sabotieren und so das Wasser in ein Gebiet zurückbringen, das früher einmal Sumpfland war. Eine neue Jagdverordnung weicht den strengen Schutz der Biber auf, und der Ruf nach deren Regulierung wird immer lauter. Man will es machen wie in Bayern, wo sich die Biber nach der Wiederbesiedlung besonders rasch verbreitet haben. Biber werden dort in Fallen gefangen und geschossen. So will man ganze Gebiete biberfrei halten. Doch sobald ein Revier leer ist, kommt ein neuer Biber nach, und das ganze Spiel beginnt von vorne. So stark wie der Widerwille Einzelner gegen den Biber und dessen Gestaltungskraft ist, so gross ist auch die Faszination, die dieses Tier bei vielen Menschen auslöst. Über zwei Jahre hat Bruno Schelbert an einem kleinen Bach im Aargau eine Biberfamilie beobachtet. Seine Infrarotaufnahmen zeigen die nachtaktiven Tiere beim Burgbauen, beim Bäumefällen und wie sie sich gegenseitig das Fell kraulen. Und sogar Aufnahmen von der Mutter mit den Jungen beim Säugen im Bau sind ihm gelungen. Auch Vincent Chabloz haben es die Biber angetan. In einem Naturschutzgebiet am Neuenburgersee hat sie der Tierfilmer zwei Sommer lang begleitet. Die Tiere haben sich rasch an seine Anwesenheit gewöhnt und so gelangen ihm noch bei Tageslicht sensationelle Aufnahmen der Biberfamilie - über und unter Wasser. Gar nicht scheu ist eine ältere Biberdame am Rhein bei der Tössegg. Pünktlich um sieben Uhr verlässt sie abends ihren Bau und lässt sich unter staunenden Blicken von Badegästen dem Ufer entlang zum nahe gelegenen Zuckerrübenfeld treiben. Dort gelang es dann auch, die Biberdame beim Rübenklau zu filmen. Im Nordosten Polens gibt es noch Flusslandschaften, die weitgehend von Begradigungen und Entwässerungen verschont geblieben sind, und Wälder, wo nicht jeder Baum einen Besitzer hat. Wie in den Naturparks Polens war Europa einst dicht von Bibern besiedelt. Ihre Dämme stauten Abertausende kleine und grosse Seen, umgeben von offenem Grasland. So sorgten die Biber für ein abwechslungsreiches Mosaik aus Wald, Wasser und Wiesen - Weideland für die Rothirsche, Elche und Wisente und Lebensraum für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten.
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