"Es regnet in unser Floß rein! Die Decken sind schon nass!", ruft Arpan hilflos. Eine dünne Matte aus Elefantengras ist alles, was die drei Crewmitglieder und der Filmemacher Samuel Häde von dem tobenden Sturm trennt. Der Regen peitscht von der Seite, das selbst gebaute Floß ächzt unter den immer bedrohlicher werdenden Wellen. Es ist tief in der Nacht, und Samuel fragt die anderen: Sind wir hier sicher? Arpan zuckt mit den Schultern. Er trägt zur Sicherheit eine Rettungsweste, denn schwimmen kann er nicht. Die Idee, mit einem selbst gebauten Bambusfloß den Brahmaputra, den drittgrößten Fluss Indiens, hinunterzufahren - und das ganz ohne Vorräte - klingt völlig verrückt. Genau das denkt sich auch Samuel Häde, als er sechs Wochen zuvor in Neu-Delhi in einem überfüllten Zug zu dieser außergewöhnlichen Reise aufbricht. Schweiß rinnt ihm die Stirn hinunter, während er sich bei mehr als 30 Grad Hitze durch das enge Abteil kämpft. Allein mit seiner Kamera wird er Hunderte Kilometer auf einem der größten Bahnstreckennetze der Welt in den wenig beachteten Nordosten Indiens reisen. Der erste Halt ist im Distrikt Mathura im Bundesstaat Uttar Pradesh. Nirgendwo anders in Indien wird das berühmte Holi-Festival so leidenschaftlich gefeiert wie hier. Menschenmengen drängen sich durch enge Gassen, werfen Farbpulver und rufen: Happy Holi! Inmitten des bunten Treibens trifft Samuel auf Chhavi, eine junge Studentin. Sie führt ihn durch das farbenfrohe Chaos dieses Frühlingsfestes. Die Luftpartikel färben sich in Pink, Gelb und Lila. Samuel fühlt sich wie in einer anderen Welt. Doch in einem ruhigen Moment verändert sich Chhavis Tonfall abrupt. "In Indien ist es für Frauen nicht sicher. Deshalb erlaubt mir mein Vater nicht, alleine rauszugehen. Aber ich bin damit einverstanden", sagt sie. Samuel wird nachdenklich, als Chhavi ihm klarmacht, dass in Indien meistens die Männer über die Frauen bestimmen. Ganz anders in einem kleinen Dorf im Nordosten Indiens. Hier trifft Samuel auf ein Bergvolk, in dem die Frauen das Sagen haben. Oilang gehört dem Stamm der Khasis an. "Wir Khasis nehmen seit jeher den Nachnamen unserer Mütter an", erklärt Oilang, während sie das Kartoffelfeld bearbeitet. Samuel ist erstaunt über die einzigartigen Regeln, die hier gelten. Anders als im Rest des Landes leben die Khasis in einem Matriarchat. Hier verwalten die Frauen die Finanzen und genießen zahlreiche Privilegien. Männer hingegen spielen in der Gesellschaft der Khasis eine untergeordnete Rolle. So erlebt Samuel während seiner Reise bemerkenswerte Traditionen. Besonders beeindruckend sind seine Einblicke in die heilige Stadt Varanasi, die das größte Freiluft-Krematorium Indiens beherbergt. Schließlich führt ihn sein Weg in die Region Assam, wo er gemeinsam mit einem kleinen Team ein Bambusfloß baut. Mit diesem Floß werden sie 150 Kilometer durch die weite Landschaft des Brahmaputra fahren, vorbei am Kaziranga Nationalpark, der für seine Wasserbüffel, Tiger und Elefanten bekannt ist. Auf dieser Floßfahrt wird das Team ständig mit Herausforderungen kämpfen, darunter wenig Platz, keine Vorräte und gefährliche Sandbänke. Dieser Film aus der "Young Adventurers"-Reihe ist mehr als nur eine Abenteuer-Dokumentation. Während seiner Reise entdeckt Samuel ein Land, das ihn immer wieder überrascht. Wo Freude und Leid nicht im Widerspruch stehen, sondern zusammengehören. Ein faszinierendes Indien: durch seine kulturelle Fülle, die weitläufigen Landschaften und die großartigen Menschen.
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