„Tagesschau“-Sprecherin Susanne Daubner blickt zurück auf 75 Jahre ARD – und ihre ganz persönlichen 36 Jahre bei den News im Ersten. Bei den vielen Konflikte weltweit, über die sie regelmäßig im Ersten berichten muss, fällt es ihr mitunter schwer, positiv zu bleiben, wie sie im Interview mit HÖRZU erklärt.
Ein Interview von HÖRZU Reporter Hendrik Thies
Das Wunder von Bern, die RAF-Anschläge, der Mauerfall, die Euro-Einführung: Was immer Deutschland in den vergangenen 75 Jahren bewegte – die ARD war stets dabei. Als erste öffentlichrechtliche Fernseh- und Rundfunkanstalt informiert sie die Menschen bis heute täglich über das aktuelle Geschehen im In- und Ausland – und bietet obendrein ein vielfältiges Unterhaltungsprogramm.
Mit einer Doku zum Jubiläum (Mo, 31. März, 20.15 Uhr im Ersten) blicken Promis und Journalisten zurück auf ein Dreivierteljahrhundert ARD. Durch den bunten Rückblick führt „Tagesschau“-Sprecherin Susanne Daubner, die dabei auch Kurioses aus den Anfangstagen präsentiert und Einblicke ins Studio der meistgesehenen Nachrichtensendung gewährt. Mit HÖRZU sprach die 63-Jährige über Herausforderungen, Arbeit und plötzlichen Ruhm im Internet.
HÖRZU: Frau Daubner, welches sind Ihre frühesten Erinnerungen an die ARD?
SUSANNE DAUBNER: Ich glaube, es war die „Augsburger Puppenkiste“. Die mochte ich als Kind sehr. Dazu muss man wissen, dass Sie in der DDR aufgewachsen sind. In Halle in Sachsen-Anhalt, wo wir auch Westfernsehen empfangen konnten. Später lebte ich in Ostberlin und sah regelmäßig die „Tagesschau“ und die „Tagesthemen“, weil sie mir einen unparteiischen Blick auf unser geteiltes Land ermöglichten.
Wann haben Sie Ihr Talent als Nachrichtensprecherin entdeckt?
Ich wurde an einem Tag der offenen Tür von Hörfunk und Fernsehen auf dem Alexanderplatz angesprochen. Nach einer Mikrofonprobe und anschließender Sprecherausbildung fing ich beim Jugendradio DT64 an. 1989 flüchtete ich in den Westen und arbeitete beim Sender Freies Berlin – mein erster Kontakt mit der ARD.
1999 moderierten Sie dann Ihre erste Ausgabe der „Tagesschau“.
Im Januar war das, eine Sendung um 13 Uhr – das vergesse ich nie. Die damalige Chefsprecherin Dagmar Berghoff holte mich nach einem Casting ins Team. Wie sehr das mein weiteres Leben verändern würde – als öffentliche Person, die ich nun plötzlich war –, davon hatte ich zum damaligen Zeitpunkt keine Vorstellung.
Heute sind Sie die dienstälteste Nachrichtensprecherin in der ARD.
Jan Hofer werde ich auf jeden Fall nicht mehr toppen. 36 Jahre sind es nun. Nach meiner Familie ist die ARD somit die zweite Konstante in meinem Leben.
Inwiefern hat sich die Arbeit im Laufe der Jahrzehnte gewandelt?
Das Bedürfnis unserer Gesellschaft nach mehr Information hat eine regelrechte Nachrichteninflation ausgelöst. Heute gesendet und morgen schon vergessen, weil bereits ein anderes Ereignis für Schlagzeilen sorgt. Dazu politische Propaganda und immer mehr Fake News. Umso wichtiger also, dass wir mit gut recherchierten Nachrichten informieren und aufklären.
Hat sich auch Ihr persönlicher Umgang mit Nachrichten verändert?
Ich merke, dass ich dünnhäutiger geworden bin und nicht mehr alles an mich ranlassen will. Die vielen Konflikte weltweit, Naturkatastrophen, der Klimawandel, nicht zu vergessen Corona, die Folgen sind immer noch präsent – da fällt es mitunter schwer, positiv zu bleiben.
Dann wiederum gibt es Tage, an denen Sie ein Lachanfall ereilt …
Es gab genau einen Tag, und zwar 2023 im „Morgenmagazin“. Nach der Übergabe aus Köln bekam ich einen Lachanfall, und es brauchte eine lange Minute, bis ich mich wieder im Griff hatte. Die Reaktionen der Zuschauer waren durchweg positiv. Viele schrieben mir, dass sie mitlachen mussten und fröhlich in den Tag gestartet sind.