Die Reife(n)-Prüfung: Michelin treibt die Transformation der Mobilität voran

31.03.2025 um 07:30 Uhr
     Reifenwechsel beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans  | © MICHELIN
    In 20 bis 30 Sekunden werden die etwa zwölf Kilogramm schweren Michelin-Rennreifen beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewechselt. | ©MICHELIN

    Von der Rennstrecke auf die Straße – das ist die Devise von Reifenhersteller Michelin. Denn Motorsport ist enorm wichtig für die Entwicklung moderner Reifen und hat großen Einfluss auf die Technologie, die später in Serienfahrzeugen verwendet wird. Unser Autoexperte Olaf Schilling erklärt die komplexe Reifenentwicklung bei MICHELIN.

    „Für uns war der Motorsport schon immer ein Beschleuniger des technologischen Fortschritts“, so Agostino Mazzocchi, Vice President Sales B2C Michelin Europa Nord. Insbesondere das 24-Stunden-Rennen von Le Mans bietet ideale Bedingungen für die Franzosen. Es ist das größte Motorsportevent und das härteste sowie prestigeträchtigste Langstreckenrennen der Welt. Michelin war 1923 der erste Sieger des großen Klassikers und ist mittlerweile seit sage und schreibe 27 Jahren unbesiegt.

    Ein Renault Alpine auf MICHELIN Pneus beim Rennen 1975. | ©MICHELIN

    In Le Mans können neue Materialien sowie Technologien unter extremen Bedingungen getestet werden. Sich 24 Stunden Runde für Runde und insgesamt über bis zu 5410 Kilometer am Limit zu bewegen, fordert Mensch, Maschine und Material alles ab. Für die von Michelin exklusiv ausgerüsteten sogenannten Hypercars gilt das ganz besonders. Die Königsklasse des Langstreckenrennens erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 340 km/h und ist über das gesamte Rennen im Schnitt bis zu 250 km/h schnell.

    „Aufgrund ihres aerodynamischen Abtriebs stellen die Boliden sehr hohe Anforderungen an die Reifen“, weiß Mazzocchi. Die vielen Siege sind der eindeutige Beweis dafür, dass Michelins Reifen diesen extremen Bedingungen standhalten und auch nach vielen Rennkilometern mit sehr guter Leistung und Widerstandsfähigkeit überzeugen.

    Michelin verwendet für seine Reifen Orangenschale, Sonnenblumenöl und biologisch recyceltes PET aus Plastikflaschen.Das jüngste Produkt ist der Sommerreifen Michelin Primacy 5. Bei ihm wurden nicht nur die Fahr- und Bremseigenschaften auf nasser Fahrbahn sowie der Komfort weiter verbessert. Vielmehr verspricht Michelin auch eine um 7000 Kilometer höhere Laufleistung. | ©MICHELIN

    Zum Vergleich: Ein Formel-1-Rennen dauert zwischen 90 Minuten und zwei Stunden und führt maximal über 310 Kilometer – also einen Bruchteil der Distanz. In der Formel 1 sowie bei Rallye Dakar, Rallye-WM, Nascar, DTM, Formel E oder Moto-GP konnte Michelin ebenfalls reichlich Erfahrung sammeln. In nahezu allen Rennserien wurde die Reifenexpertise des Herstellers unter Beweis gestellt, er spielte stets eine Schlüsselrolle in den technischen Innovationen und Erfolgen. „Durch dieses Engagement treiben wir die Transformation hin zu einer effizienten und zugänglichen Mobilität für alle voran – für weniger Umweltbelastung und mehr Ressourcenschonung“, so Maria Röttger, Präsidentin und CEO der Michelin-Region Europa Nord.

    Reifen sind hochkomplex konstruiert

    Immer wieder werden bei Performance, Nachhaltigkeit und Sicherheit die Grenzen des Machbaren neu definiert. Das Know-how wird durch diese Erfahrung stetig ausgebaut. Dabei gelingt es Michelin, bei Reifen inklusive der Rohstoffe rund 200 Materialien zu vereinen. Denn Reifen sind Verbundwerkstücke – und zwar hochkomplex konstruiert aus Rohstoffen mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften. Sie müssen widersprüchliche Leistungsmerkmale erfüllen: zum Beispiel Grip und geringen Rollwiderstand, effizientes Bremsen und Langlebigkeit sowie Flexibilität und Robustheit verbinden. Darüber hinaus setzt Michelin bei der Reifenherstellung immer stärker auf erneuerbare und recycelte Materialien. Röttger: „Angesichts der ökologischen Herausforderungen, vor denen wir stehen, ist das relevanter denn je.“

    Der Reifentest im Simulator wird bei der Entwicklung immer wichtiger. | ©MICHELIN

    Außerdem sind heute Simulatoren ein wichtiges Instrument. Um die Eigenschaften seiner Reifen exakt in digitaler Form zu modellieren, nutzt Michelin eine umfangreiche Datenbank und hochentwickelte mathematische Algorithmen. Mit dem Profil und Grip der Teststrecke, dem Fahrwerk (oder dem kompletten Auto) und dem Verhalten der Reifen bis ins kleinste Detail wird eine dynamische Realität abgebildet – so, als ob der Test in der realen Welt über die Bühne gehen würde. Auf dieser Basis werden Dimensionen und Technologien von Reifen errechnet, die für ein Fahrzeug je nach dessen Eigenschaften und Gewichtsverteilung am besten geeignet sind.

    Die virtuelle Reifenentwicklung ist effizient und umweltschonend, weil die Entwicklungszeit verkürzt und CO2-Emissionen und Rohstoffverbrauch reduziert werden können. Im vergangenen Jahr wurden übrigens sämtliche Reifen für die bereits erwähnten Le-Mans-Hypercars im Simulator entwickelt. Auch bei der Erstausrüstung spielt für Michelin diese Technologie eine unverzichtbare Rolle. Durch den Wettbewerbsdruck wird im Motorsport ständig nach besserer Performance gesucht, davon profitieren schlussendlich auch die Serienautos. Alles in allem sind die Reifen von Michelin damit im wahrsten Sinne des Wortes eine runde Sache und reduzieren zudem den ökologischen Fußabdruck.