Das Dokudrama erzählt von dem widersprüchlichen Jahrzehnt nach 1945, einer Zeit des Neuanfangs, aber auch des Verdrängens. Während im Westen das Wirtschaftswunder Fahrt aufnimmt, ringt der Osten um seine politische Zukunft. Im Mittelpunkt des Dokudramas steht der fiktive Unternehmer Alfred Schaub, dessen rauschendes Fest zu seinem 50. Geburtstag unerwartet von der Rückkehr seines Bruders Herbert aus der Kriegsgefangenschaft überschattet wird. Vergangenheit und Gegenwart prallen aufeinander. Dazu zeichnen Historiker, Zeitzeugen und eindrucksvolle Archivaufnahmen das Bild einer Gesellschaft, die nach vorne blickt, aber kaum über das Geschehene. Zwischen Petticoat-Idylle, Schicksalen und gesellschaftlichen Zwängen zeigt der Film ein Deutschland, das nicht nur geografisch gespalten ist. Im Mai 1945 kapituliert Deutschland, der Zweite Weltkrieg ist zu Ende. Und nur zehn Jahre später, 1955, sind "die Deutschen wieder wer!" Doch wer sind die Deutschen wirklich? Die Wirtschaft im Westen boomt und im Sommer 1954 geschieht das "Wunder von Bern": Deutschland gewinnt die Fußball-Weltmeisterschaft. Begeisterung auch im Osten, doch beide Systeme ringen darum, das bessere Deutschland zu werden. Im Westen brummt es. Angesichts der diffizilen politischen Lage denkt und handelt man in Osten eher in Moll. Der sogenannte Kalte Krieg ist Alltag in Europa. Im Dokudrama präsentiert Hubertus Meyer-Burckhardt ein Gesamtbild Norddeutschlands nur zehn Jahre nach Kriegsende in bewährter Form mit vielen besonderen Spiel- und Dokumentarsequenzen. Bekannte Historiker und Buchautoren beschreiben und bewerten das Leben, das sich ab Mai 1945 so radikal gewandelt hat. Gestern waren die Deutschen noch blind, folgende oder überzeugte Nazis und nach zehn Jahren leben sie zumindest im Westen in einer Art "Vorzeige-Demokratie"? Aber wo bleiben das Eingeständnis der Schuld und die Verantwortung für alle Gräueltaten? Inhalt des Dokudramas: Delmenhorst im Herbst 1955.