Sie war eine der ersten Unternehmerinnen des 19. Jahrhunderts und eine der einflussreichsten Frauen der österreichischen Monarchie - die Hotelierin Anna Sacher. Der Film von Beate Thalberg räumt mit einigen Klischees rund um das "Sacher" und die Hotelchefin auf. Er zeigt eine differenzierte Persönlichkeit und geschickte Managerin statt der weithin kolportierten Karikatur einer Zigarre rauchenden, derben Gastronomin. Der Film zeichnet auch ein Zeitgemälde der Wiener Ringstraßen-Ära mit dem Erstarken des Bürgertums, vielen neuen technischen Erfindungen und der revolutionären Wiener Moderne. Alles mitgeprägt von den Stammkundinnen und -kunden des "Sacher", wie den Industriellen Karl Wittgenstein oder Ferdinand Bloch-Bauer oder den Künstlern Gustav Klimt oder Madame D'Ora. Stammgast Karl Kraus beobachtete dort diejenigen, die er messerscharf in seinen journalistischen Analysen sezierte. Entgegen bisheriger Annahmen war das Hotel nicht allein externe k.-u.-k.-Filiale höherer Hofbeamter, sondern genauso das Wohnzimmer des aufstrebenden jüdischen Bürgertums und einer der ganz wenigen Orte in der Monarchie, an denen sich Frauen auch allein aufhalten konnten. Auch das heutige "Sacher" wird gezeigt: Beim Opernball oder wenn Angestellte bei ihrer Arbeit begleitet werden. So lernen die Zuschauer Silberputzer Bilginc Duvarci kennen, der von der Kunst und Kultur des Silbers schwärmt. Concièrge Thomas Knappe verrät, wie er in letzter Minute noch an Opernballkarten für seine Gäste kommt. Dem hauseigenen Fensterputzer Veseljko Rajic ist jeder Zentimeter Glas im Haus persönliche Ehrensache und Stubenfrau Maria-Magdalena Eppensteiner erzählt, woran sie erkennt, welcher Gast im Zimmer übernachtet hat. Die langjährige Chefin Elisabeth Gürtler führt in die Architektur und Geschichte des Hauses.