Elisabeth Glanville, Nachfahrin einer jüdischen Unternehmerfamilie aus Göding (heute Hodonin), einer mährischen Kleinstadt. Jahrelang fahndete Glanville nach Ende des Zweiten Weltkriegs nach dem Verbleib von den Nationalsozialisten geraubter Kunst aus dem Familienbesitz. Vergebens. Doch irgendwann gab es dann eine erste Spur. Und später führte der Rechercheweg nach München, zu den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Die proaktiv ein Gemälde an die Familie restituierten, im Jahr 1998 war das. Zugleich war das die erste Restitution von Raubkunst überhaupt in der Geschichte der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Die Basis war die Washingtoner Erklärung. Bis heute eine, wenn auch nicht verpflichtende, Grundlage, an der sich die Provenienzforschung in einer größeren Anzahl von Ländern weltweit orientiert. Im Jahr 1998 entstand die Washingtoner Erklärung. Bei einer internationalen Konferenz in der US-Hauptstadt Washington. Man spricht auch von den Washingtoner Prinzipien. Elf Richtlinien, an denen sich die internationale Provenienzforschung bis heute orientiert. Etwa Richtlinie Eins: "Kunstwerke, die von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurden und in der Folge nicht zurückerstattet wurden, sollten identifiziert werden." Hört sich selbstverständlich an, ist aber so etwas wie die erste verschriftlichte Grundlage überhaupt dafür, dass an vielen Museen und Kunstinstitutionen erstmals Provenienzforschung als eigenes Feld etabliert wurde, werden konnte. Kunstwerke wie das Triptychon "Des Menschen Leben währet 70 Jahre" von Leopold von Kalckreuth, einem dem Realismus zuzuordnendem Maler aus Düsseldorf. Kunsthistorisch sicher auch von Wert, doch davon war Elisabeth Glanville bei ihrer jahrelangen Nachkriegsrecherche nach dem Verbleib des Werks höchstens am Rande angetrieben. Vielmehr hatte das Gemälde einen hohen emotionalen Wert für sie und die ganze Familie. Jahrelang hat Elisabeth Glanville mit Blick auf das Gemälde gefrühstückt, zu Mittag, zu Abend gegessen.
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