Das Liga-System der National Football League (NFL) kann mit der Bundesliga nicht verglichen werden. Die NFL setzt sich zwar nur aus 32 festen Mannschaften zusammen, dennoch ist das System äußert komplex. Wir bringen Licht ins Dunkel.
Im deutschen Fußball gibt es mehrere Ligen, in die die besten Mannschaften aufsteigen und die schlechtesten absteigen können. Dieses System gibt es fast so lang wie die Ligen selbst, es ist uns vertraut. Umso befremdlicher wirkt dagegen das Liga-System der amerikanischen NFL, denn Auf- und Absteiger sucht man hier vergebens. Auch sind jede Saison dieselben Mannschaften vertreten. Wie kann das gehen?
Ein kurzer Blick in die Geschichte: Gegründet wurde die NFL als American Professional Football Association im Jahr 1920. Zwei Jahre später fand die Umbenennung in National Football League statt. Schon damals gab es nur diese eine Liga für den professionellen American Football.
Im Laufe der Jahrzehnte versuchte man immer wieder Konkurrenz durch eine zweite Liga aufzubauen, wie etwa in den 30er und 40er Jahren mit der American Football League oder der All-America Football Conference – beides misslang.
In den 1960er Jahren kam es erneut zu einem Versuch, mit der American Football League (AFL) eine Konkurrenzliga zu etablieren. Das Resultat: AFL und NFL schlossen sich bis 1970 zu einer großen Liga zusammen. Damals gab es noch 28 Mannschaften, die bis heute auf 32 erweitert wurden. Als letztes Team kamen 2002 die Houston Texans dazu.
Es spielen also Jahr für Jahr dieselben Mannschaften in der NFL. Neue Teams können nur aufgenommen werden, wenn alle anderen Teams zustimmen. Die Mannschaften werden auch als „Franchises“ bezeichnet. Das bedeutet, dass es keine Vereine gibt, sondern Mannschaften, die von Privatpersonen oder Firmen gesponsert werden. Besitzer sind im Übrigen auch die jeweiligen Sponsoren.
Love them or hate them, this is who the Brown family is. Don't think many really know them. Hope this illuminates. https://t.co/dGR2y2VYde pic.twitter.com/JBdtqgBoFm
— Paul Dehner Jr. (@pauldehnerjr) July 30, 2017
Anders als in der Bundesliga, wo die Mannschaften in einer Liga spielen und jeder gegen jeden antritt, ist die NFL in zwei sogenannte Conferences unterteilt: die American Football Conference (AFC) und die National Football Conference (NFC). In beiden Conferences gibt es jeweils vier Divisions (North, South, West, East), in denen sich jeweils vier Mannschaften befinden. Grund für diese Einteilung ist, dass die Teams in den Divisions keine allzu weite Anreise zu den Spielen haben. Und so sieht die Aufteilung aus:
AFC North
• Pittsburgh Steelers
• Cincinnati Bengals
• Baltimore Ravens
• Cleveland Browns
AFC South
• Indianapolis Colts
• Houston Texans
• Jacksonville Jaguars
• Tennessee Titans
AFC West
• Denver Broncos
• Kansas City Chiefs
• San Diego Chargers
• Oakland Raiders
AFC East
• New England Patriots
• Buffalo Bills
• Miami Dolphins
• New York Jets
NFC North
• Green Bay Packers
• Detroit Lions
• Minnesota Vikings
• Chicago Bears
NFC South
• Carolina Panthers
• New Orleans Saints
• Atlanta Falcons
• Tampa Bay Buccaneers
NFC West
• Seattle Seahawks
• Arizona Cardinals
• San Francisco 49ers
• St. Louis Rams
NFC East
• Dallas Cowboys
• Philadelphia Eagles
• New York Giants
• Washington Redskins
Die Saison der NFL beginnt jeweils im September und wird bis Anfang Januar gespielt. So ist auch klar, dass ein Spielmodus "jeder gegen jeden" aufgrund der zahlreichen Mannschaften gar nicht möglich wäre. Stattdessen gibt es 17 Spieltage, an denen jede Mannschaft insgesamt 16 Spiele bestreiten muss.
Begonnen wird in den jeweiligen Divisions. Hier spielt jede Mannschaft zweimal (Heim & Auswärts) gegen die Konkurrenzmannschaften. Bei vier Mannschaften pro Division kommt man so auf sechs Spiele. Da die Einteilung der Divisons immer gleich ist, spielen also auch jedes Jahr dieselben Mannschaften gegeneinander. Für Abwechslung sorgt der weitere Spielplan.
Jetzt geht es in die Rotation. Nun tritt jedes Team gegen alle vier Mannschaften einer anderen Division in der eigenen Conference an. Das hat zur Folge, dass jedes Team innerhalb von drei Jahren einmal gegen alle anderen Teams der eigenen Conference spielt. In der Praxis sieht das dann beispielsweise so aus, dass im ersten Jahr die Mannschaften der NFC North gegen die Mannschaften der NFC South spielen, im nächsten Jahr gegen die NFC West und im dritten Jahr gegen die NFC East, ehe es wieder von vorne losgeht. Mit diesen Partien sind wir bei zehn Spielen angelangt.
Zwei weitere Spiele werden gegen die gleichplatzierten der anderen beiden Divisions bestritten. Spielt im ersten Jahr die NFC North gegen die NFC South, spielt der Erstplatzierte der NFC North also zusätzlich gegen die Erstplatzierten der NFC West und der NFC East. Das macht in der Summe nun zwölf Spiele.
Für die restlichen vier Spiele wird nun die andere Conference herangezogen. Auch hier wird im Rotationsprinzip gegen jede Mannschaft einer Division gespielt, sodass jedes Team innerhalb von vier Jahren einmal gegen jede Mannschaft der anderen Conference antreten muss. Spielt die AFC North im ersten Jahr zum Beispiel gegen die NFC North, wird im zweiten Jahr gegen die Teams der NFC West, im dritten gegen die NFC South und im vierten gegen die NFC East gespielt. Dann beginnt es wieder von vorne.
Nun geht es daran, die beste Mannschaft einer jeden Conference zu finden. Die sogenannte Endrunde wird im K.O.-System gespielt, wobei sechs Teams gegeneinander antreten. Diese sind alle Erstplatzierten der vier Divisionen (Nummer 1,2,3 und 4) und die beiden Mannschaften mit dem besten Sieg-Niederlagen-Verhältnis (Nummer 5 und 6). Wer spielt aber nun gegen wen?
Das wiederum wird folgendermaßen unterteilt: Auch bei den vier Erstplatzierten zählt nun das Sieg-Niederlagen-Verhältnis. Die beiden besten Mannschaften (Nummer 1 und 2) haben in der ersten Runde der Play-offs spielfrei, die beiden schlechteren Mannschaften (Nummer 3 und 4) treten gegen die Mannschaften Nummer 5 und 6 an. Die erste Runde in den Play-offs wird auch Wild Card Runde genannt.
Die beiden Gewinner der Wild Card Round treten nun in der Divisional Round gegen die beiden besten Teams (Nummer 1 und 2) der Conference an. Wer das Spiel für sich entscheiden kann, steht nun im Championship Game und spielt um die Meisterschaft in der NFC und der AFC.
Und dann kommt, Ende Januar/Anfang Februar, das Football- und Sportereignis schlechthin: der Super Bowl. Die beiden Gewinner der Meisterschaft treten nun noch einmal in einer großen Veranstaltung gegeneinander an. Eines der größten sportlichen Ereignisse weltweit zieht jährlich rund 800 Millionen Sportbegeisterte vor die Bildschirme. Mit sechs gewonnenen Super Bowls liegen die New England Patriots und die Pittsburgh Steelers vorne.
Team | Super Bowl Siege | NFL-Meisterschaften |
---|---|---|
New England Patriots | 6 | 6 |
Pittsburgh Steelers | 6 | 6 |
San Francisco 49ers | 5 | 5 |
Dallas Cowboys | 5 | 5 |
Green Bay Packers | 4 | 13 |
New York Giants | 4 | 8 |
Washington Redskins | 3 | 5 |
Oakland Raiders | 3 | 3 |
Denver Broncos | 3 | 3 |
Indianapolis Colts | 2 | 4 |
Miami Dolphins | 2 | 2 |
Baltimore Ravens | 2 | 2 |
Kansas City Chiefs | 2 | 2 |
Chicago Bears | 1 | 9 |
Philadelphia Eagles | 1 | 4 |
Los Angeles Rams | 1 | 3 |
New York Jets | 1 | 1 |
Tampa Bay Buccaneers | 1 | 1 |
New Orleans Saints | 1 | 1 |
Seattle Seahawks | 1 | 1 |
Detroit Lions | 0 | 4 |
Clevelands Browns | 0 | 4 |
Arizona Cardinals | 0 | 2 |
Canton Bulldogs | 0 | 2 |
Akron Pros | 0 | 1 |
Cleveland Bulldogs | 0 | 1 |
Frankford Yellow Jackets | 0 | 1 |
Providene Steam Roller | 0 | 1 |
Von den 32 Mannschaften, die aktuell in der NFL vertreten sind, konnten fünf Mannschaften noch keine NFL-Meisterschaft für sich entscheiden: Carolina Panthers, Cincinnati Bengals, Houston Texans, Atlanta Falcons und Jacksonville Jaguars.
Von Februar bis August müssen sich die Football-Fans gedulden, denn dann ist spielfreie Zeit. Untätig sind die Teams allerdings nicht, denn bereits im März geht die sogenannte Free Agency los, eine Zeitperiode, in der Spieler die Teams wechseln können. Um auch dem Nachwuchs eine Chance zu geben, folgt auf die Free Agency die NFL Draft. Während dieser Zeit können Spieler aus den Colleges von den Teams der NFL verpflichtet werden. Nun geht es in die Trainingscamps und im August startet die neue Saison mit vier Vorbereitungsspielen für jede Mannschaft.
Sie testen TV DIGITAL 6 Ausgaben lang und sparen 30% gegenüber dem Einzelkauf.