Neben Baseball und Basketball gibt es wohl kaum eine Sportart, die die USA so sehr repräsentiert wie Football. Seit einigen Jahren verfolgen auch immer mehr Deutsche den Superbowl und staunen über die imposanten Halbzeit-Shows. Genauso wenig wie die Regeln der NFL sind den meisten Nicht-Amerikanern auch die Umzüge mancher NFL-Teams bekannt. Was es genau damit auf sich hat, klären wir in diesem Ratgeber.
Wie bereits erwähnt, kommt es bei den NFL-Teams nicht selten zu Umzügen. Doch was bedeutet das überhaupt?
Im Grunde bedeutet es das, was es im Wortlaut meint: Ein NFL-Team zieht von einer US-amerikanischen Stadt in die andere. Dabei ist es nichts Ungewöhnliches, wenn Fans mit Enttäuschung auf den sogenannten "Relocation"-Prozess reagieren. Schließlich sind es sie, die die Spieler tatkräftig mit ihren Fangesängen und durch das Kaufen von Tickets sowie Dauerkarten unterstützen.
Umzug bedeutet doch nicht gleich Umzug. In der Geschichte der NFL ereigneten sich schon viele Arten von Umzügen, die sich verschiedenen Kategorien zuordnen lassen. Um diese nachzuvollziehen lohnt es sich, die NFL nochmal etwas genauer zu erläutern.
Die National Football League, kurz NFL, des Amercian Football besteht aus 32 Profivereinen. Dabei werden die Teams als Franchises in der National Football Conference – NFC – und der American Football Conference – AFC – als gewerbliche Unternehmen organisiert. Die Conferences teilen sich nochmals in vier Divisionen ein. Hierbei spielen die Himmelsrichtungen eine entscheidende Rolle: Jeweils vier Teams werden einer Himmelsrichtung zugeteilt. Zur NFC South zählen beispielsweise die Carolina Panthers, zur AFC West zählen u. a. die Kansas City Chiefs.
Somit können wir festhalten: Wenn ein Team umzieht, zieht es als Franchise bzw. als gewerblich organisiertes Unternehmen um. Ähnlich wie bei anderen gewerblichen Organisationen spielt dabei die Wirtschaftlichkeit eine bedeutende Rolle.
Bei der NFL wird grundsätzlich in tatsächliche Umzüge und Fusionierungen unterschieden. Bei tatsächlichen Umzügen haben Vereine ihren eigentlichen Standort gewechselt. Meistens haben sie dadurch auch ihren Namen geändert. Fusionierungen entsprechen dem Prinzip, wie man es aus der Wirtschaft kennt: Zwei oder mehrere Vereine fusionieren, indem sie von einem Verein aufgekauft werden.
Vor allem Fusionen geraten seit dem späten 20. Jahrhundert unter Kritik. Ursprünglich fusionierten die ersten Vereine aus der finanziellen Not oder aufgrund von mangelnden Spielern. Später stand der Profit im Vordergrund.
Bei den tatsächlichen Umzügen gibt es noch weitere Unterschiede. Einige Vereine sind dauerhaft von einem Ballungsgebiet in das nächste gezogen, andere ziehen wiederum nur für einen bestimmten Zeitraum an einen neuen Standort. Zusätzlich gibt es Vereine, die innerhalb eines Ballungsgebietes umgezogen sind.
Warum ein Verein umzieht, ist in vielen Fällen nicht so leicht zu beantworten. Meist sind finanzielle Aspekte der Grund. Natürlich wird dies in den wenigsten Fällen so offen kommuniziert. Die meisten Vereine der NFL unterliegen der Hand von Privatbesitzern. In der Regel sind sie an besseren Profiten, Anlagen bzw. Stadien und Unterstützung durch die Fans interessiert. Folglich sind wirtschaftsstarke Standorte, wie bspw. das Ballungsgebiet Los Angeles, besonders interessant für Vereinsbesitzer.
Die National Football League gibt es nun schon seit 100 Jahren. In dieser Zeit ist viel geschehen, was sich auf die Teams und ihre Besitzer ausgewirkt hat. In den 1920er-Jahren war es vor allem die Weltwirtschaftskrise und in den 1940er-Jahren der Zweite Weltkrieg. Wie bereits zuvor erwähnt, gibt es verschiedene Formen von NFL-Umzügen. Im Folgenden beschränken wir uns auf die Signifikantesten.
1921, gerade mal ein Jahr nach Gründung der NFL, zogen die Decatur Staleys von Decatur, Illinois nach Chicago, Illinois und wurden prompt in Chicago Bears umbenannt. Diese sind heute noch Teil der NFL in der Division NFC North.
Die Toledo Maroons waren ein professionelles Footballteam aus Toledo, Ohio. 1922 schlossen sie sich der NFL an. Eine zu geringe Anzahl an Stadionbesuchern führte zum Umzug von Toledo nach Kenosha, Wisconsin. In der Saison 1924 nahm das Team dann als Kenosha Maroons an der NFL teil. Die erste Saison war jedoch auch die letzte.
Von 1924 bis 1928 spielten die Cleveland Bulldogs in Cleveland, Ohio. Im Anschluss zog das Team nach Detroit, Michigan und wurde in Detroit Wolverines unbenannt. Nach nur einer Saison wurde das Detroit Wolverines Franchise dann von den New York Giants aufgekauft.
Diese sind seit 1970 Teil der heutigen NFL in der Division NFC East.
Die Postville Maroons waren ein NFL-Team aus Postville, Pennsylvania. Von 1925 bis 1928 spielten sie in der NFL, danach wurde das Team nach Boston, Massachusetts verlagert und spielte ab 1929 als Boston Bulldogs, jedoch nur für eine Saison.
Die Dayton Triangles waren vor ihrem Umzug nach Brooklyn, New York in Dayton, Ohio. In Brooklyn spielten sie dann ab 1930 als Dodgers bevor diese dann 1944 in die Brooklyn Tigers umbenannt wurden.
Ein weiteres Team aus Ohio musste seinen Heimatstaat verlassen: 1934 zogen die Portsmouth Spartans aus Portsmouth, Ohio nach Detroit, Michigan. Dort spielten sie als Detroit Lions weiter, die aktuell in der Division NFC North der NFL spielen.
Ursprünglich 1932 als Boston Braves gestartet, spielten die Boston Redskins bis 1937 in Boston, Massachusetts. 1937 zog das Team dann nach Washington, D.C. und spielte fortan als Washington Redskins weiter. Heute ist das Team unter dem Namen Washington Football Team in der NFC East der NFL vertreten.
Von 1939 bis 1946 spielten die Cleveland Rams in Cleveland, Ohio. Zwischen 1995 und 2015 spielten die Los Angeles Rams als St. Louis Rams in St. Louis, Missouri. Heute ist das Team als Los Angeles Rams bekannt und spielt aktuell als Teil der Division NFC West in der NFL.
Zwischen 1920 und 1959 spielten die Cardinals in Chicago, Illinois. Im Anschluss wechselte das Team nach St. Louis, Missouri und war dort als St. Louis Cardinals vertreten. Als wäre das nicht schon genug, zog das Team 1987 von Missouri nach Phoenix, Arizona. Von 1988 bis 1993 war das Team dann als Phoenix Cardinals bekannt. Seitdem ist das Team als Arizona Cardinals in der NFC West der NFL vertreten.
1960 starteten die Los Angeles Chargers in Los Angeles, zogen jedoch nur ein Jahr später nach San Diego. Dort spielten sie bis 2016 als San Diego Chargers, bevor sie dann wieder zurück nach Los Angeles gingen, wo sie heute wieder als Los Angeles Chargers spielen. In der NFL zählen sie zur Division AFC West.
1963 zogen die Dallas Texans aus Dallas, Texas nach Kansas City, Missouri und waren fortan als Kansas City Chiefs in der NFL vertreten. Seit 1970 sind sie der Division AFC West der NFL zugeordnet.
1960 wurde das Team der Oakland Raiders in Oakland, California gegründet. 1982 zog das Team dann nach Los Angeles und war von dort an bis 1994 als Los Angeles Raiders in der NFL vertreten. 1995 zog das Team dann wieder zurück nach Oakland, California. Im letzten Jahr zog das Team nun von California nach Nevada und trägt seitdem den Namen Las Vegas Raiders. Damit ist dies auch der aktuellste Umzug der NFL.
Die Baltimore Colts spielten von 1953 bis 1984 in Baltimore, Maryland. Im Anschluss zog das Team nach Indianapolis, Indiana und trägt seit jeher den Namen Indianapolis Colts. Das Team gehört zur Division AFC South der NFL.
Bis 1996 spielten die Housten Oilers in Houston, Texas und zogen dann – nach einem kleinen Zwischenstopp in Memphis 1997 – nach Nashville, Tennessee und waren dann für ein Jahr unter dem Namen Tennessee Oilers in der NFL vertreten. 1998 folgte die Namensänderung in Tennessee Titans. Das Team ist der Division AFC South der NFL zugeteilt.
Den größten Einfluss nehmen die Umzüge der NFL-Teams natürlich auf die Fans. Dadurch, dass die Vereinigten Staaten so weitflächig sind, kann ein Umzug bedeuten, dass ein Team um mehrere 1.000 Kilometer verschoben wird. Fans, die zuvor mit dem Auto zum Spiel kamen, müssen in solchen Fällen auf ein Flugzeug umsteigen, was meistens mit Kosten verbunden ist. Zudem wirkt sich ein Umzug auch auf die verlassenen Regionen bzw. Gemeinden aus, die ggf. Steuereinnahmen einbüßen und eine Attraktion aufgeben müssen.