Ein ganz besonderer Kleintransporter

Citroën Berlingo 2CV Fourgonnette: Zurück in die Zukunft

04.07.2023 um 17:20 Uhr

TV Digital Autoexperte Olaf Schilling über den Citroën Berlingo 2CV Fourgonnette und den Retrotrend ei E-Autos.

Daumen hoch! Diese Reaktion von Passanten ist immer wieder zu erleben, wenn man eine Spritztour im Citroën Berlingo 2CV Fourgonnette unternimmt. Die Wertschätzung widerfährt dem Fahrer nicht nur, weil das Sondermodell ganz neu und zudem durch die Limitierung auf 200 Exemplare ziemlich selten ist. Die Franzosen bringen auch einen Sympathieträger aus den 1950er-Jahren zurück auf die Straße, eine Hommage an den im Deutschen liebevoll Kasten-Ente genannten 2CV AU. Insgesamt wurden davon einst mehr als 1,2 Millionen Stück verkauft.

Mit dem feschen Wellblechdesign war er seinerzeit für Handwerker, Händler oder die Post der ideale Kleintransporter – wobei die französische Bezeichnung Fourgonnette natürlich viel eleganter klingt als das deutsche Wort Lieferwagen. Die außergewöhnliche und gelungene Vintage-Verwandlung realisiert Citroën in Lizenzbau beim italienischen Karosseriebauer Caselani und Designer David Obendorfer. Dort wird die klassische Optik mit moderner Technologie und somit allen Annehmlichkeiten sowie Features des aktuellen Berlingo verbunden. Im Inneren ist rein gar nichts verändert – bis auf die Fourgonnette-Plakette mit fortlaufender Kleinseriennummer von 200. Nach etwa 400 Stunden Handarbeit und reichlich Glasfasermatten sowie Kunstharz ist das Kunstwerk auf Rädern fertig. Der Vintage-Style allein kostet rund 20.000 Euro.

Wer den Retrolook möchte, bestellt beim Händler einen Citroën Berlingo mit GFKUmbau. Man kann aber auch seinen Gebrauchtwagen bei Caselani aufhübschen, egal ob die gewerbliche oder die Pkw-Version. Die Berlingo-Preisliste startet bei 25.109 Euro. Bei den Motoren hat man die Wahl zwischen einem Benziner (110 PS), Diesel (102 PS) sowie einem E-Antrieb (136 PS). Besonders angesagt ist natürlich der Stromer. Unter dem von uns gefahrenen Sondermodell steckte ebenfalls der ë-Berlingo. Hier starten die Preise bei 37.790 Euro.

Der ë-Berlingo hat eine Reichweite von bis zu 285 Kilometern

Der Umbau hat keinerlei Einfluss auf die Fahrleistungen. Sein E-Motor mit 136 PS sowie einem maximalen Drehmoment von 260 Newtonmetern reichen für 0 bis 100 km/h in rund 11,7 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 135 km/h. Mit dem 50-kWh-Batteriepaket kommt er bis zu 285 Kilometer weit. All das passiert emissionsfrei und lautlos – – im Gegensatz zu dem seinerzeit schnatternden ZweizylinderBoxermotor der Wellblech-Ente mit maximal 24 PS, ursprünglich waren es sogar nur neun

Überhaupt liegen nostalgische Comebacks im Trend – vor allem im Bereich der Elektromobilität. Längst eingestellte Namen, Stilelemente, Modelle und sogar ganze Automarken werden zu neuem Leben erweckt (siehe auch Kasten rechts). In der Vergangenheit wurden sie oft millionenfach verkauft, ehe sie von der Bildfläche verschwanden. Bei diesem Spiel mit der eigenen Vergangenheit geht es um Sympathie, Charme und die Nähe zum Menschen. Viele Autohersteller versuchen die auf den ersten Blick eher vernünftigen und für viele wenig faszinierenden Elektroautos so mit Emotionen aufzuladen. Die Modelle im Retrogewand appellieren an die Gefühle und sollen insbesondere Skeptikern den Batterieantrieb näherbringen.

Bei der Premiere der modernen Legende ID. Buzz hat Volkswagen die Ziele des Comeback-Trends so auf den Punkt gebracht: „Der T1 war eine Ikone der 50erJahre. Mit dem ID. Buzz übertragen wir seine DNA in das Zeitalter der Elektromobilität.“ Weitere Beispiele dafür sind der Fiat 500e, Mini E, Ford Mustang Mach-E oder auch die Marke MG. Letztere war ein britischer Hersteller mit großer Tradition. MG hätte dieses Jahr den 100. Geburtstag feiern können. Allerdings musste man 2005 Konkurs anmelden, die Markenrechte sind mittlerweile an den chinesischen SAIC-Konzern verkauft worden.

Der Citroën Berlingo 2CV Fourgonnette ist übrigens bereits das dritte Modell, das aus dem Hause Caselani kommt. Schon 2017 wurde der Typ H auf Basis des Citroën Jumper und 2020 der Typ HG für Jumpy beziehungsweise Spacetourer entworfen. Von diesen modernen Klassikern fahren heute einige als Foodtrucks oder mobile Eisdielen durch die Lande. Und es geht weiter: Zur Freude der großen Fangemeinde sollen künftig noch mehr Citroën-Ikonen zum Leben erweckt werden. Frei nach dem Motto: Zurück in die Zukunft!

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