Vielfalt, Modelle für Einsteiger, tolle Rabatte: Unser Autorexperte Olaf Schilling stellt die neuen E-Automodelle vor.
Die Elektrifizierung des Individualverkehrs schreitet voran – egal ob mit Hybridantrieben oder Vollstromern. Und dank der Rekuperation, der Rückgewinnung von Bremsenergie, wird Mobilität energetisch immer besser und sauberer. Dennoch: Spätestens seit dem abrupten Ende der Umweltprämie und den gestiegenen Strompreisen hat sich das Interesse an rein elektrischen Autos merklich abgekühlt. Die viel diskutierte Mobilitätswende gerät spürbar ins Stocken, das erklärte Ziel der Bundesregierung von 15 Millionen E-Autos bis zum Jahr 2030 rückt in weite Ferne. Die Welt dreht sich eben doch nicht so schnell, wie viele dachten, hofften oder vorschreiben wollten.
HYUNDAI IONIQ 5 - MIT E-MOTIONEN
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HYUNDAI IONIQ 5 - MIT E-MOTIONEN: Von wegen, E-Mobilität macht keinen Spaß. Der Hyundai Ioniq 5 N klingt mit seinem „N Active Sound“-Modul wie ein Benziner und fährt sich auch so. Mit zwei Schaltwippen am Lenkrad lässt sich sogar ein achtstufiges Getriebe simulieren – inklusive Brabbeln aus dem nicht vorhandenen Auspuff. Zwei E-Motoren sorgen für 609 PS, ein maximales Drehmoment von 740 Newtonmetern und Allradantrieb. Die Boost-Taste liefert für zehn Sekunden weitere 41 PS. Von 0 bis 100 vergehen flinke 3,4 Sekunden und erst bei 260 km/h wird abgeregelt. Wie seine zivilen Brüder ist er dank 800-Volt-Technik auch richtig schnell an der Ladesäule. Apropos Ioniq 5. Bald gibt es eine umfangreiche Modellpflege inklusive größerer Batterie (84 statt 77,4 kWh) und mehr Reichweite (570 statt 507 km).
Werden E-Fuels erlaubt?
Plötzlich keimt sogar Hoffnung auf, dass das für 2035 geplante Verbrennerverbot gekippt werden könnte. Doch das ist kaum vorstellbar. Ursula von der Leyen, Präsidentin der EU-Kommission, hatte lediglich von einer Überprüfung im Jahr 2026 gesprochen. Dieser Schritt war allerdings von Beginn an vereinbart, die Autoindustrie will Planungssicherheit. Derzeit befindet sich das EU-Parlament im Wahlkampf, und in diesem Zusammenhang sollten zumindest E-Fuels zugelassen werden. Diese synthetischen Kraftstoffe sind klimaneutral und können dabei helfen, die Bestandsflotte sauberer zu machen – also zig Millionen Fahrzeuge. Schließlich werden zur Herstellung nur Strom aus Sonnen-, Wind- und Wasserkraft oder Erdwärme sowie Kohlendioxid (z. B. aus der Luft) benötigt.
PEUGEOT E-3008 - AUF NEUER PLATTFORM
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Der E-3008 ist gewachsen, lässt sich flott und souverän bewegen und kann mit seinem schicken, noch dynamischeren Design, gutem Komfort, ordentlich Platz und einigen Neuerungen überzeugen. Das gilt insbesondere für das neue und gelungene Panorama-i-Cockpit mit 21-Zoll-Panoramabildschirm. Die Einstiegsvariante hat 213 PS und soll mit dem 73-kWhAkku für bis zu 524 Kilometer versorgt sein. Anfang nächsten Jahres soll dann von dem kompakten E-SUV eine Dual-Motor-Version mit 320 PS und Allradantrieb folgen, ebenso eine Long-Range-Version mit 98-kWh-Akku und bis zu 700 Kilometer Reichweite. Die Preise starten bei 39.250 Euro für den MildhybridBenziner mit 136 PS und bei 48.650 Euro für den reinen Stromer.
Wichtiger Fortschritt: Reichweite und Ladeinfrastruktur wachsen
Die Vorzeichen haben sich also verändert, und zum Teil werden die Karten neu gemischt. Aber aller Anfang ist schwer, und die E-Mobilität nimmt gerade erst Fahrt auf. Auswahl, Vielfalt und Reichweite wachsen, ebenso die Ladeinfrastruktur. Zudem gibt es große Verbesserungen bei der Speicherfähigkeit und Energiedichte von Akkus, bei der Effizienz der E-Motoren oder der Power der Onboard-Charger. Das gewichtigste Argument: Wasserstoff wie auch E-Fuels brauchen noch Zeit. E-Autos aber fahren jetzt bereits effizient, und der Wirkungsgrad ist gegenüber den Verbrennern um ein Vielfaches höher.
CITROËN ë-C3 - FÜR KLEINES GELD
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Der vollelektrische Citroën ë-C3 ist eine Ansage. Der Kleinwagen mit pfiffiger und kantiger SUV-Optik bietet für 23.300 Euro eine Menge Auto mit ordentlich Platz sowie Ausstattung. Der 44-kWh-Akku soll eine Reichweite von bis zu 324 Kilometern ermöglichen und die 113 PS recht ordentliche Fahrwerte: Nach elf Sekunden läuft er 100 km/h, maximal sind 135 km/h drin. Hauptrevier des kleinen Franzosen dürften sowieso die Straßenschluchten der Großstädte werden. In rund 26 Minuten ist er wieder von 20 auf 80 Prozent aufgeladen. 2025 soll übrigens für schlanke 19.900 Euro eine Basisversion mit rund 200 Kilometer Reichweite folgen.
Aufgrund der großen Entwicklungssprünge sollte man ein E-Auto (noch) am besten leasen. Dafür gibt es sehr attraktive Angebote. Langsam, aber sicher kommen mit Citroën ë-C3, Renault R5 oder Fiat Panda auch endlich erschwingliche Stromer mit Preisen um die 25.000 Euro auf den Markt, die ausreichend Platz, hohen Alltagsnutzwert und Fahrspaß bieten.
NISSAN JUKE - AUF EIN NEUES
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Bald rollt der überarbeitete Nissan Juke zu den Händlern – mit neuem Interieur sowie erhöhtem Komfort und verbesserter Konnektivität. Die Preise für das Crossover-Coupé starten bei 24.790 Euro für den Turbobenziner mit 114 PS. Die sparsame Hybrid-Version wurde günstiger (29.490 Euro). Die Kombination aus Benziner mit 94 PS, E-Motor mit 49 PS sowie einem Generator mit 20 PS kommt insgesamt auf eine Systemleistung von 143 PS. Die Antriebssteuerung ist so ausgelegt, dass der Juke möglichst oft rein elektrisch fährt und so im Stadtverkehr bis zu 40 Prozent weniger verbraucht. In 10,1 Sekunden ist Tempo 100 erreicht, maximal sind 166 km/h drin.
2025 haben die nächsten Preisbrecher von VW, Skoda, Cupra, Nissan, Toyota, Tesla sowie das Remake des Renault 4 und die Neuauflage des Twingo Premiere. Letztendlich arbeiten alle Volumenhersteller an günstigen E-Modellen. VW will sogar ein Auto für unter 20.000 Euro realisieren – wohl in Kooperation mit Renault-Tochter Ampere.
FIAT 600e - KULT AUS ITALIEN
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Neben dem beliebten Fiat 500 gibt es mittlerweile auch den knuffigen Fiat 600. Er bietet mehr Platz, mehr Reichweite sowie mehr Türen. Das fünftürige Mini-SUV zielt auf junge Familien, er hat Raum für fünf Insassen und 360 bis 1231 Liter Gepäck. Der E-Motor leistet 156 PS. Die Reichweite liegt bei 409 Kilometern, in der Stadt sollen es sogar 604 sein. Der 54-kWh-Akku lädt in 30 Minuten auf bis zu 80 Prozent Kapazität. Der Stromer kostet 36.490 Euro, für 24.990 Euro ist auch eine Version mit Hybridantrieb erhältlich. Das 48-Volt-System kombiniert einen 1,2 Liter großen Dreizylinder-Benziner mit 100 PS und einen Startergenerator mit 29 PS. Der 600e fährt 150 km/h Spitze (Hybrid: 184 km/h) und ist in neun Sekunden von 0 bis 100 km/h (Hybrid: 10,8 Sek.).
Preissenkungen durch Rabatt- und Leasing-Aktionen oder Zugaben
Da die Autoindustrie Milliarden in die E-Entwicklung gesteckt hat, setzt sie alles daran, dass die sich auch durchsetzen wird. Sie versuchen durch Preissenkungen, Rabatt- und Leasing-Aktionen oder Zugaben wie eine Wallbox der Marktschwäche entgegenzusteuern. Ebenso durch mehr Auswahl: 2024 debütieren unter anderem BMW i5 Touring und iX2, Audi A6 e-tron Avant und Q6 e-tron, Kia EV9, Alfa Romeo Milano, Range Rover Electric, Cupra Tavascan, DS 4 E-Tense, Ford Explorer, Maserati Folgore, Mercedes EQG, Opel Frontera, Peugeot E-3008 und E-5008, Polestar 3 und 4, Alpine A290, Fiat 600, Mini Cooper E, Countryman E und Aceman.
FORD EXPLORER - SPÄTSTARTER
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Am 4. Juni ist es so weit. An diesem Tag startet in Köln endlich die Serienproduktion des vollelektrischen Ford Explorer. Er wurde speziell für Europa konzipiert und hat wahlweise 170 PS, 286 PS oder 340 PS sowie Heck- oder Allradantrieb. Der 77-kWh-Akku soll für Reichweiten von mehr als 500 Kilometern gut sein und die Preise bei unter 45.000 Euro starten. Für einen ersten Härtetest wagte die Abenteurerin Lexie Alford (Foto) übrigens eine Weltumrundung mit dem Explorer. Außerdem folgen zeitnah der vollelektrische Puma Gen-E sowie Ende 2024 eine Sportversion des Explorer mit Fließheck, bei der es wohl sogar ein Comeback der legendären Modellbezeichnung Capri geben wird. Mit Mustang Mach-E sowie E-Tourneo Custom hat Ford dann künftig fünf Stromer im Angebot.
Weitere Neuvorstellungen in diesem Jahr: Renault Scenic E-Tech, VW ID.7 Tourer, Porsche Macan E, Volvo EX30 und EX90, Smart #3 und #4, Ioniq 7, der lange VW ID. Buzz, sowie die nächsten Generationen von Opel Corsa Electric und Mokka Electric, Ioniq 5, VW ID. 3, Cupra Born, Škoda Enyaq, Porsche Taycan sowie Dacia Spring. Nie war die Liste der Neuen so lang.
MAZDA 2 HYBRID -GÜNSTIGSTER HYBRID
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Für weniger Geld wird man kaum so effizient und umweltbewusst unterwegs sein können wie mit dem neuen Mazda 2 Hybrid. Vor allem in der Stadt ist der kleine Japaner flink, flott und sparsam. Da dort weite Strecken elektrisch zurückgelegt werden, sind sogar Verbrauchswerte um die drei Liter drin. Der gelungene Kleinwagen mit seinem ausgereiften Hybridsystem startet bei 24.990 Euro, es gibt optische Retuschen sowie einige Verbesserungen, unter anderem bei der umfangreichen Sicherheitsausstattung. Die Kombination aus 1,5-Liter-Dreizylinder-Benziner mit 92 PS und E-Motor mit 80 PS kommt auf eine Systemleistung von 116 PS. Von 0 bis 100 beschleunigt der Mazda in 9,7 Sekunden, maximal sind 175 km/h drin.
Wer dennoch nicht restlos überzeugt ist, sammelt mit Teilzeitstromern Erfahrung mit E-Mobilität. Mittlerweile knacken viele Plug-in-Hybride die 100-Kilometer-Marke, Spitzenreiter ist der GWM Wey 05 (158 km). Günstig und sparsam sind auch Hybride wie Mazda 2, Toyota Yaris oder Nissan Juke, die – vor allem in der Stadt – ebenfalls viel elektrisch unterwegs sind. In Deutschland wurden noch nie so viele Fahrprüfungen absolviert wie 2023, ein Ende der individuellen Mobilität ist also nicht in Sicht. Ein Zurück bei der Technik auch nicht.