Warum Bernd Heinrichs Recht bekam

ARD-Crime-Doku: Juwelier erschießt zwei Männer und wird nicht bestraft

10.07.2023 um 16:51 Uhr

Wie kann es sein, dass ein Mann zwei Menschen erschießt und dafür nicht ins Gefängnis muss? Die ARD-Crime-Time greift einen solchen Fall heute Abend in einer Dokumentation auf. Es geht um den Juwelier und Goldschmied Bernd Heinrichs, der 2020 zum zweifachen Todesschützen wurde.

Nach diversen Überfällen, Einbrüchen und Betrugsversuchen waren der über 70-jährige Bernd Heinrichs und seine Frau Karin besonders wachsam. Um sich im Notfall verteidigen zu können, hatte sich der Inhaber eines Juweliergeschäftes in Celle eine Waffe zugelegt. Für seinen Revolver besaß er gültige Papiere.

Überfall im Juweliergeschäft

Im Herbst 2020 ließ Karin Heinrichs einen „Rollstuhlfahrer“ mit seinem Begleiter in ihr Geschäft. Die beiden Männer entpuppten sich als Kriminelle, die einen Überfall begehen wollten. Während der eine Mann in den Hinterraum des Juweliergeschäfts ging, in dem sich Bernd Heinrichs aufhielt, sprang der „Rollstuhlfahrer“ auf und nahm Karin Heinrichs in den Schwitzkasten. Er hatte Handschellen und ein Beil dabei.

Der Juwelier griff nach seiner Waffe und folgte den Schreien seiner Frau nach vorne in den Verkaufsraum. Dort sah er sie in der Gewalt eines Täters. Aus dem Augenwinkel sah er, dass der zweite Täter eine Waffe auf ihn richtete. „Schieß!“, rief seine Frau ihm zu.

Polizeipsychologe Adolf Gallwitz erklärt in der ARD-Dokumentation: „Ein guter Ausbilder im Verteidigungsschießen hätte ihm beigebracht: Jetzt schalte ich zuerst den mit einer vermeintlich scharfen Waffe aus. Das wird auch den zweiten Täter, der meine Frau im Schwitzkasten hat, genügend schockieren, dass er seine Absicht aufgibt. Und wenn nicht, kann ich in den nächsten zwei Sekunden, diesen zweiten Täter ausschalten.“

Zwei tödliche Schüsse

Doch Bernd Heinrichs entschied sich anders. Er dachte nicht an sein eigenes Leben, sondern an das seiner Frau. Also zielte er auf den Täter, der seine Frau bedrohte, und schoss ihm in die einzige freie Stelle, seine Stirn. „Ich wollte ihn nicht töten. Ich wollte ihn verletzen. Er sollte aufhören“, beteuert der Juwelier. Nach dem ersten Schuss drehte er sich um und zielte auf den Mann, der ihn mit der Pistole bedrohte. Er schoss ein zweites Mal. Beide Täter wurden tödlich getroffen.

Aber Bernd Heinrichs wird nicht bestraft. Der Rechtfertigungsgrund der Notwehr greift, und zwar zweimal. Ein äußerst seltener Fall. Der Film von Rainer Nadollek und Arnim Roever in der „ARD.Crime-Time“ beleuchtet heute die Hintergründe.

„Tödliche Notwehr“ läuft heute, 10. Juli 2023, um 22.35 Uhr im Ersten. Die Dokumentation ist auch in der ARD-Mediathek abrufbar.

Tags:
Du willst mehr Entertainment-News?
FOLGE UNS AUF GOOGLE NEWS
Zählbild