Und er hat ein neues Projekt...

„Bares für Rares“-Händler Fabian Kahl ist jetzt Safari-Guide

26.10.2023 um 18:09 Uhr

Kunstkenner und Naturbursche: „Bares für Rares“-Händler Fabian Kahl ist begeistert von der Tierwelt Afrikas – und hat eine Ausbildung zum Safari-Guide gemacht.

Ein Artikel von Dago Weychardt.

Der besondere Moment kam unverhofft. Hinter einer Akazie ragten gefleckte lange Hälse aus dem Grün. Giraffen. Die Herde fühlte sich ungestört im Buschland von Botsuana. In dem südafrikanischen Land gibt es kaum Zäune oder Wilderer. „Sie strahlten eine geradezu unheimliche Zufriedenheit und Ruhe aus“, erinnert sich Fabian Kahl. Da drehte eine Giraffe ihren Hals und legte ihren Hinterkopf auf den Hinterkopf einer anderen. Eine zärtliche Geste unter Giganten, wohl Mutter und Kalb: „Als wenn sich zwei Familienmitglieder liebevoll umarmen. Das ist eines meiner Lieblingsmotive“, sagt Kahl über das Bild links, eine von gut 50.000 Aufnahmen, die er in Afrika machte.

Kahl und die Kamera, das ist eine neue Verbindung. „Als Fotograf bin ich noch in der Probierphase“, räumt er ein. Eine Regel habe er aber verinnerlicht: „Sei immer vorbereitet!“ Und das war er: So gelangen ihm beeindruckende Tierporträts, für die er oft nur einen Wimpernschlag Zeit hatte, etwa das Leopardenbild oben rechts auf dieser Seite. Bekannt wurde der 32-Jährige aber als Kunstkenner, nicht als Kamerakünstler. Seit 2013 gehört der Spross einer Antiquitätenhändlerfamilie aus Thüringen zum Stammteam der Trödel-Show „Bares für Rares“ im ZDF. Dort fiel er auch wegen seines eigenwilligen Outfits auf: gefärbte Haare, Piercings und münzgroße Ohrstecker. Sein berufliches Motto ist weniger schrill: „Kein Trödel, sondern Qualität.“

Schatzsuche in der Savanne

2016 reiste er erstmals geschäftlich nach Afrika. Am Rand des Kruger-Nationalparks sollte er das Inventar eines Hauses begutachten. Den wahren Schatz fand er aber vor der Haustür: Löwen, Elefanten, Krokodile, Giraffen. „Ich habe mich Hals über Kopf in Afrika verliebt“, sagt Fabian Kahl. Seitdem machte er vier Reisen in den Süden des Kontinents, nach Namibia, Sambia, Südafrika und Botsuana. Seine Eindrücke bündelt er nun in einem Buch, einem gelungenen persönlichen Mix aus opulentem Bildband, Sachtext und Erfahrungsbericht, wobei er auch Insekten und Tier-Exkremente vorstellt – und ihre Funktion für das Ökosystem erklärt. Die Idee: „Ich will nicht einfach Tierarten abhaken, sondern tief in die Natur eintauchen.“
Deshalb startete er 2022 sein wohl größtes Abenteuer: die Ausbildung zum Safari-Guide. Als solcher arbeiten wollte er nicht, aber mehr erfahren über die Zusammenhänge in der Wildnis. Das Trainingscamp lag in Südafrika. Ein Tag Theorie, ein Tag Wildlife im Wechsel. Elf Teilnehmer, zwei Monate. Schlafen im Zelt. Aufstehen 4.30 Uhr. Kein Komfort, viel Stoff: Spuren lesen, Pflanzenkunde, Tierwissen, Astronomie, Klima, Geologie, Überleben im Freien, die Stimmen von 102 Vogelarten erkennen, eine Tour anleiten und vieles mehr. „Mein Englisch war nicht so gut, und ich musste viele Fachbegriffe wissen. Von den Vokabeln rauchte mir der Kopf“, bekennt Kahl. „Es war wirklich hart.“ Nach drei Wochen wollte er hinschmeißen. „Es sollte ja Spaß machen. Also sagte ich die Prüfung ab, aber machte mit dem Kurs weiter. So nahm ich den Druck raus.“

Die Inhalte fielen ihm leicht. Schon als Kind hatte er gelernt, Vögel an ihren Lauten und ihrem Flugbild zu erkennen, beobachtete Insekten und Reptilien. „Mein Bruder und ich haben jede freie Minute draußen verbracht. Die kleinen Tiere haben es mir angetan.“ Ekel vor Krabbelviechern? Er winkt ab: „Am liebsten würde ich alles auf die Hand nehmen.“ Doch von einigen Besuchern im Camp hielt er zum Glück Abstand: Mal hing eine Schwarze Mamba im Baum, mal eine Schwarze Witwe im Bad. Beide potenziell tödlich. Nur die Spinne durfte bleiben, das Exemplar war als harmlos bekannt. Außerhalb des Trainingscamps wurde es mehrfach brenzlig: Einmal wurde die Studentengruppe von Löwen umzingelt. „Ohne es zu merken, waren wir ihnen zu nahe gekommen, weil das Rudel im Gras lag. Dann stand der Löwe auf, knurrte uns an – sein Warnlaut. Nacheinander erhoben sich vier Löwinnen. Da ist uns schon das Herz in die Hose gerutscht. Zum Glück hatten wir einen erfahrenen Guide dabei, mit dem wir uns langsam und still aus der Gefahrenzone brachten. Aber: So eine haarige Situation hatte auch dieser Guide seit Jahren nicht erlebt.“

Beim Fahrtraining im Geländewagen fuhr ein Mitstudent zu schnell um die Kurve – mitten in eine Elefantenherde. „Die Leitkuh rannte laut trompetend hinter uns her. Zum Glück tat der Fahrer das einzig Richtige: Er gab Gas.“ Die Matriarchin drehte ab. Kahl: „In der Wildnis hängt viel davon ab, dass man die Komfortzone der Tiere respektiert. Wenn die Distanz nicht stimmt, schalten sie auf Verteidigung.“ Wer mit ihm spricht, spürt, dass er mit Leidenschaft dabei ist und viel Wissen angehäuft hat. Das dachte wohl auch ein Mitstudent, der ihn doch noch zur Prüfung überredete. Drei fielen durch, er bestand als Klassenbester. Derzeit dreht Kahl wieder „Bares für Rares“ und ist in der „NDR Talk Show“ zu Gast. Wie geht es weiter? Kunst oder Kudus? „Afrika und der Antiquitätenhandel – da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Ich möchte mein Leben in den zwei Bahnen weiterführen. Und diese Freiheit nehme ich mir.“

 

Noch mehr erzählt der „Bares für Rares“-Händler am 27. Oktober um 22 Uhr in der „NDR Talkshow“ im NDR.

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