Einer härter als der andere!...
Einer härter als der andere!
Im TV kann so einiges schief gehen, vor allem dann, wenn Sendungen oder...
Die "Tokio Hotel"-Zwillinge Bill und Tom Kaulitz sitzen als neue Coaches auf dem Doppelstuhl in der 13. Staffel von „The Voice of Germany“, bezeichnen sich als „Team Toll“ und lockern die Stimmung schon mal mit einem spontanen Ententanz auf.
Im exklusiven Doppelinterview mit TV DIGITAL verraten die Brüder alles über ihren Einsatz in der Castingshow, die größte Herausforderung in ihrer Karriere, eine potentielle Rückkehr nach Deutschland und ihre Bewerbung für den „Tatort“.
Ein Interview von TV DIGITAL Chefreporter Mike Powelz
TV DIGITAL: Als neue Coaches bei "The Voice" habt Ihr während der "Blind Auditions" schon sämtliche Talente erlebt. Was war Euer Highlight?
Bill Kaulitz: Ein besonderes Highlight ist immer, wenn sich alle fünf Coaches umdrehen – und gegeneinander um ein Talent kämpfen. Im Laufe der "Blind Auditions" kamen die "Vierer-Buzzer" mehrmals vor – und es tat tatsächlich weh, wenn wir ein Talent nicht bekommen haben. Und natürlich gab's auch musikalische Highlights. Besonders beeindruckt haben mich beispielsweise die Auditions unserer Klassiksänger – und ganz besonders die von Alina, die sich für uns entschieden hat.
Tom Kaulitz: Ein anderes Highlight war Mark, der schon bei "The Voice Kids" dabei war. Er ist ein tolles Talent mit einer Superstimme. Es gibt einfach diese Art von Wahnsinnsmomenten, in denen man sich umdreht und jemanden sieht, der 17 Jahre alt ist - und man kann es nicht fassen.
TV DIGITAL: Wie wollt Ihr Euren Talenten helfen, mit dem Druck, der Aufmerksamkeit und der Schonungslosigkeit der Musikbranche umzugehen?
Bill Kaulitz: Indem wir versuchen, ein freundschaftliches Verhältnis zu unseren Talenten aufzubauen und ihnen viel mitzugeben – beispielsweise, indem wir ihnen vermitteln, dass Leute wie wir, die wirklich ständig und überall auf den Sack bekommen, trotzdem den Spaß an der Sache behalten und Kritik auch mal an sich abprallen lassen, weil wir gute Leute um uns haben.
Tom Kaulitz: Stimmt, Spaß ist das richtige Stichwort. Wir zeigen unseren Talents, dass man den Spaß nie verlieren darf – und vermitteln ihnen in freundschaftlicher Atmosphäre, dass man ein dickes Fell und Selbstbewusstsein haben muss.
Bill Kaulitz: Genau, man muss lernen, sich immer wieder hochzuziehen. Und gute Laune steckt einfach an.
TV DIGITAL: Tom, Bill hat mit seiner Bio „Career Suicide“ bereits vorgelegt. Wann gibt‘s Deine Bio?
Tom Kaulitz: Die hat noch kein Release-Datum, aber schon einen Titel.
TV DIGITAL: Nämlich?
Tom Kaulitz: "Meine Sicht der Dinge."
TV DIGITAL: Was war rückblickend betrachtet die größte Herausforderung in eurer Karriere? Und wie habt ihr sie gemanagt und gemeistert?
Bill Kaulitz: Die größte Herausforderung war sicherlich, dass wir Kinderstars sind. Tom und ich haben mit 15 Jahren angefangen und werden bald 34. Zu Beginn unserer Karriere kannte man Kinderstars hierzulande noch nicht, während das Sich-Neuerfinden und Anderssein in Amerika schon gang und gäbe war. Damals mussten wir uns immer wieder anhören, dass wir zu amerikanisch – und zu visuell – für Deutschland sind. Aber in Wirklichkeit waren wir bloß unserer Zeit voraus, denn damals war es überhaupt nicht üblich, als Junge Make-up zu tragen und dazu zu stehen. Im Grunde ist es unsere größte Challenge, dass wir für viele Deutsche gedanklich immer noch 15 sind und sie uns mit der Band verbinden, die damals "Durch den Monsun" gesungen hat. Da herauszuwachsen und einen Weg zu finden, dass die Leute einem erlauben, sich zu verändern und weiterzuentwickeln, ist wirklich unsere größte Challenge. Wobei ich natürlich immer noch kein Jahr älter aussehe als 20 (lacht).
TV DIGITAL: Wie würdet ihr eure Beziehung als Brüder beschreiben? Habt ihr als Twins einen siebten Sinn füreinander? Wisst ihr alles über den anderen? Oder hütet ihr auch Geheimnisse voreinander?
Tom Kaulitz: Nein, wir haben keine Geheimnisse.
Bill Kaulitz: Keine. Es gibt nichts, was ich Tom vorenthalten habe oder nicht gesagt hätte. Und wenn es doch mal so ist, erzähle ich es ihm auf jeden Fall spätestens ein oder zwei Tage danach.
Tom Kaulitz: Und was den 7. Sinn betrifft, haben wir tatsächlich eine echte Twin-Connection. Die ist kein Mythos, die existiert wirklich.
TV DIGITAL: Bitte ein Beispiel …
Bill Kaulitz: Manchmal gucken wir uns an und können die Gedanken des anderen lesen.
Tom Kaulitz: Das war sogar schon so bei "The Voice"! Beispielsweise bei den Battles, wenn wir uns für jemanden entscheiden sollten. In diesen wichtigen Momenten mussten wir uns nicht absprechen. Wir haben uns einfach angeguckt und gewusst, was der andere gerade denkt. Wir können Gedanken übertragen und sogar Sätze gegenseitig zu Ende sprechen.
TV DIGITAL: Was war das krasseste Beispiel ever für diesen 7. Zwillings-Sinn?
Bill Kaulitz: 2010, als ich meinen schweren Autounfall hatte …
Tom Kaulitz: Genau, das habe ich damals gespürt. Ich lag, ganz untypisch für mich, auf der Massagebank und hatte irgendwie die Eingebung, dass ich Bill anrufen müsse, um ihm zu sagen, dass er vorsichtig fahren soll. Normalerweise würde ich mich nie so verhalten, weil sowas ja eher die Mama macht. Aber damals bin ich trotzdem instinktiv aufgestanden, habe Bill angerufen und ihn gebeten, gut auf sich zu achten. Bill hat das natürlich abgetan, aber eine halbe Stunde später hatte er den schweren Unfall.
Bill Kaulitz: Rückblickend war das tatsächlich übersinnlich. Aber wir träumen auch schon seit Kindesbeinen das Gleiche. Denn schon damals sind wir manchmal aufgestanden und haben uns ein- und denselben Traum erzählt. Heute kommt das immer noch manchmal vor – und wenn wir Albträume haben, passiert das auch in den gleichen Nächten.
TV DIGITAL: Ihr lebt beide in L.A. Könnt ihr euch theoretisch eine Rückkehr nach Deutschland vorstellen? Oder werdet ihr für alle Zeiten drüben bleiben?
Tom Kaulitz: Wir lieben Los Angeles, das ist unser Zuhause. Wir wohnen dort jetzt seit 14 Jahren, haben uns dort unser Leben aufgebaut und unser Erwachsenenleben dort verbracht. Nochmal umzuziehen steht nicht auf unserer Liste.
Bill Kaulitz: Dabei darf man nicht vergessen, dass wir mit der Band und wegen des Tourings sowieso viel unterwegs sind. Gerade sind wir beispielsweise durch ganz Europa getourt – und jetzt sind wir länger in Berlin, um für „The Voice of Germany“ zu drehen. Insofern bekommen wir irgendwie das Beste aus beiden Welten. Aber unser Lebensmittelpunkt, unser Zuhause und unser Herz sind in L.A. Übrigens ist Los Angeles, wie ich finde, gar nicht so sehr typisch amerikanisch. Es vereint alle Metropolen der Welt in sich, weil es dort alle möglichen Bubbles gibt.
Tom Kaulitz: Wir haben uns natürlich einen Melting Point ausgesucht, wo alle zum Schauspielern und Entertainen hinkommen. Fast niemand ist ja in L.A. geboren, sondern alle kommen dorthin, um einfach ihren Traum zu leben. Insofern ist es eine internationale und aufregende Stadt, aber gleichzeitig auch sehr ruhig. Wir wohnen da sehr zurückgezogen.
TV DIGITAL: Gutes Stichwort. Wie schützt ihr eure Privatsphäre?
Bill Kaulitz: Tom und ich sind sehr offen. Wir erzählen gerne unsere Geschichten und mögen es, uns zu unterhalten. Seit anderthalb Jahren haben wir nun schon unseren Podcast, der im September seinen zweiten Geburtstag feiert. Wir sind wirklich Quasselstrippen, deshalb hat „The Voice“ bestimmt viel zu sichten. Wahrscheinlich war den Machern nicht klar, wie viel wir tatsächlich reden können. Mal gucken, ob wir die Moderatoren überflüssig machen.
Tom Kaulitz: (lacht) Genau, die Moderatoren werden nicht mehr gebraucht. Und was unser Privatleben betrifft, da lieben wir unseren Podcast zwar sehr und sind darin auch sehr offenherzig, aber natürlich haben wir trotzdem auch ein Privatleben, das wir geheim halten und nicht in den sozialen Medien zeigen. Inzwischen kann zum Glück jeder selbst entscheiden, was er zeigt und was nicht.
TV DIGITAL: Welchen Rat würdet ihr euren Talents in Bezug auf Privatsphäre geben?
Kaulitz: Dass der Angriff nach vorne die beste Methode ist. Denn sobald man ein Geheimnis um etwas macht, wird man sofort angreifbar. Und natürlich authentisch zu sein! Das ist immer unser Prinzip während der gesamten Karriere gewesen – übrigens auch innerhalb der Band. Jeder von uns ist so geblieben, wie er ist. Gustav beispielsweise fühlte sich bei Interviews immer unwohl. Ich persönlich fühle mich selbstbewusster mit auffälliger Kleidung und großer Performance. Es ist also wichtig, auf den eigenen Instinkt zu hören.
Tom Kaulitz: Absolut. Manche Künstler sind mit Interviews überfordert. Denen rate ich, sie einfach nicht zu geben, sondern sich etwas zurückzuziehen. Andere wiederum - wie Bill und ich - haben einen Podcast und sprechen relativ frei über ihr Leben. Es hängt wirklich von der einzelnen Person ab.
Bill Kaulitz: Es hat auch seine Vorteile, weniger Interviews zu geben. (lacht)
Tom Kaulitz: Ja, in dem Moment hat man nämlich mehr Freizeit.
TV DIGITAL: Habt ihr in eurem Team die diversesten und schillerndsten Talente? Oder verteilen sich diese auf alle?
Bill Kaulitz: Na, also ich glaube, Shirin hat auch ein sehr cooles Team – mit echt richtigen Performern.
Tom Kaulitz: Bei uns ist es von allen ein bisschen – von Klassik über Rock bis zu Pop und Country ist alles dabei. Musikalisch sind wir total breit gefächert.
Bill Kaulitz: Bis auf Schlager, den haben wir nicht wirklich. Aber ansonsten haben wir echt fast alles an Bord – inklusive der tollen Alina, von der wir gar nicht gedacht hätten, dass sie zu uns ins Team will. Wir wissen zwar nicht genau, was wir mit ihr machen sollen, da wir nicht aus dem Klassikbereich kommen, aber wir haben die Herausforderung angenommen.
Tom Kaulitz: Ich glaube, das ist auch das Schöne an "The Voice", dass man nach all den Jahren immer noch durchgerüttelt wird und neue Herausforderungen hat. Für uns ist das auch eine spannende Erfahrung. Wir nehmen das übrigens nicht locker, weil wir wissen, dass die Talente von uns etwas erwarten und gefordert werden möchten. Insofern müssen wir uns echt Gedanken machen.
TV DIGITAL: Jury-Erfahrung habt ihr ja schon einige gesammelt. Ihr wart bei „DSDS“, dann zweimal als Gäste bei „GNTM“, dann du einmal bei „Queen of Drags“, Bill. Schade, dass das nicht weitergeht?
Bill Kaulitz: Ja, sogar sehr schade. Ich hätte gerne weitergemacht. Leider hat uns aber die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht. Doch ich wäre sofort wieder dabei, wenn sich die Möglichkeit bietet.
TV DIGITAL: Spielt nur Heidi bei 'Die Bergretter' mit oder auch du, Tom?
Tom Kaulitz: Nur Heidi. Ich plane sozusagen für die Zukunft und hoffe, dass ich irgendwann mal die Hauptrolle übernehme.
TV DIGITAL: Also Sebastian Ströbel ausbooten?
Tom Kaulitz: Nein, weil ich Sebastian total gerne mag. Er ist ein wahnsinnig netter Typ, genauso wie die gesamte Crew. Ich war jetzt gerade beim Dreh dabei und bin ein echter „Bergretter“-Fan. Darum würde ich das jetzt so nicht sagen. Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja eines Tages ein „Bergretter“-Spin-Off.
Bill Kaulitz: Tom und ich wollen eigentlich viel lieber „Tatort-Kommissare“ werden. Und das sieht sehr vielversprechend aus, das können wir schon verraten.
TV DIGITAL: Seid ihr Tatort-Fans?
Bill Kaulitz: Nein. Aber wir haben gehört, dass die deutschen Fans es lieben. Deshalb dachten wir uns: "Warum nicht?"
Tom Kaulitz: Wir sind auf jeden Fall Krimi-Fans.
Bill Kaulitz: Ja, und ich bin sozusagen ein Hobby-Ermittler. Eigentlich wollten Tom und ich immer gerne Polizisten werden. Und da das im echten Leben nicht mehr geht, dachten wir, wir könnten es zumindest im Fernsehen ausprobieren.
TV DIGITAL: Heißt das, wenn die ARD dieses Interview liest und auf euch zukommt, würdet Ihr ja sagen?
Tom Kaulitz: Natürlich. Wir wären sofort dabei.
Bill Kaulitz: Und selbst wenn es nicht mit einer Hauptrolle als neue Ermittler klappt, holt uns der Bremer „Tatort“ ja vielleicht eines Tages für einen Spezialfall dazu. Da spielt nämlich meine Freundin Jasna Fritzi Bauer mit. Darauf hätten wir riesige Lust.
TV DIGITAL: Was sind nach "The Voice" eure nächsten Projekte?
Bill Kaulitz: Wir planen eine Lateinamerika-Tour mit Tokio Hotel für 2024 – und eine größere Deutschland-Tour oder eine erneute Europa-Tour. Und was das neue Musikalische betrifft, werden wir noch dieses Jahr mit anderen Künstlern zusammen Songs releasen.
Tom Kaulitz: Und nächstes Jahr werden wir wahrscheinlich an einem neuen Tokio-Hotel-Album arbeiten. Das ist dann unser siebtes Album. Aller guten Dinge sind sieben, oder?
Bill Kaulitz: Auf jeden Fall werden wir dieses Jahr noch viel Musik machen und live auftreten. Und natürlich wollen wir vorher bei "The Voice" gewinnen.
Schlussfrage: Stimmen die Gerüchte über die neue Netflix-Show mit Euch? Basierend auf „Kaulitz Hills“?
Beide: Kein Kommentar (lachen).
Am 21. September 2023 startet die neue Staffel von "The Voice of Germany": Zu sehen ist die Show dann immer donnerstags auf ProSieben und freitags in SAT.1 - jeweils um 20:15 Uhr.