Ulrich Tukur als Stardirigent

Darf man aus einem MeToo-Thema eine Komödie machen?

08.09.2021 um 16:29 Uhr

So manchem Film-Fan wird heute Abend möglicherweise das Lachen im Hals stecken bleiben. Michael Sturminger zeigt in seiner Komödie „Die Unschuldsvermutung“ einen Stardirigenten namens Marius Atterson (Ulrich Tukur), der sich für einen charmanten Frauenverführer hält. Eine Journalistin (Marie C. Friedrich) will den Mann als MeToo-Täter entlarven und bekommt dabei Hilfe von zwei weiteren Frauen. Darf man dieses Thema mit Humor aufarbeiten?  

„MeToo hat die Welt schon verändert, das Selbstbewusstsein der Frauen und ihre Solidarität ist gewachsen und kein mächtiger alter Mann kann sich heute so benehmen, wie das viele vor zwanzig Jahren noch völlig offen getan haben. Das ist auch der Grund, warum man heute eine Komödie zu diesem Thema machen kann. Dass 2020 wirklich zum ersten Mal eine Frau bei den Salzburger Festspielen eine Oper dirigiert hat, ist ein Anachronismus, über den man nur lachen kann. In zehn Jahren sieht das sicher ganz anders aus“, so der Regisseur. Michael Sturminger gibt mit „Die Unschuldsvermutung“ Einblick in den Opernbetrieb. Nicht zufällig dreht sich das Geschehen um das Stück „Don Giovanni“.

Worum geht es in dem Film?

Grob gesagt geht es um Machtspiele, Eitelkeiten und Selbstbetrug. Die Neuinszenierung von „Don Giovanni“ ist in den Endproben, die Ankunft des berühmten Dirigenten Marius Atterson steht unmittelbar bevor.  Aber drei Frauen haben die Selbstüberschätzung des Dirigenten satt. Sie verbünden sich und schmieden einen Plan, um ihn pressewirksam bloßzustellen. Über Marius Atterson zieht sich noch vor der Premiere eine dunkle Wolke zusammen …

In der Vorschau heißt es: "Den Verführer gibt Ulrich Tukur bezaubernd und unerschütterlich, Catrin Striebeck hält temperamentvoll dagegen. Wozu Frauensolidarität imstande ist, zeigen Laura de Boer, Marie-Christine Friedrich und Daniela Golpashin. Robert Stadlober spielt den ruhenden Pol im Festspielzirkus, während Michou Frisz und August Zirner als Festspielverantwortliche virtuos um die Empfindlichkeiten von Künstlern und Sponsoren herumtanzen."

Dreh an den Originalschauplätzen

Besonders authentisch wirkt die Geschichte dadurch, dass an Originalschauplätzen gedreht wurde. Michael Sturminger berichtet: „Die Salzburger Festspiele waren enorm kooperativ und großzügig zu uns. Wir durften an allen Originalschauplätzen drehen, in den echten Büros des Intendanten, der Präsidentin, in den echten Garderoben, Probebühnen und auf der Presseterrasse. Im Großen Festspielhaus haben wir Teile des Bühnenbildes meiner kommenden Tosca-Inszenierung verwenden dürfen."

„Die Unschuldsvermutung“ läuft heute, 08.09.2021, 20.15 Uhr im ERSTEN. Die Komödie ist außerdem noch drei Monate lang in der ARD-Mediathek abrufbar.

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