Der Bozen-Krimi: Gibt es die Gemeinschaft der „Sutterer“ wirklich?

Im Bozen-Krimi ermitteln Sonja Schwarz (Chiara Schoras) und ihr Kollege Jonas Kerschbaumer (Gabriel Raab) heute in der erzkatholischen Glaubensgemeinschaft der „Sutterer“. Die Gruppe lebt in einer Welt jenseits von Technik und Fortschritt, streng nach den zehn Geboten der Bibel. Als eine junge, unverheiratete Frau, die gerade ein Kind zur Welt gebracht hat, ermordet aufgefunden wird, stellt sich die Frage, was in der Gemeinschaft mit Menschen geschieht, die gegen diese Gebote verstoßen.

Hauptdarstellerin Chiara Schoras konnte sich bei den Dreharbeiten in die technikfreie Welt der „Sutterer“ gut hineindenken. Sie erklärt im Interview: „Ich glaube, dass in dieser schnellen, kapitalistischen, nur nach oben orientierten Gesellschaft immer mehr das Bedürfnis nach Ruhe und Gemeinschaft laut werden wird. Ich denke nicht, dass man die Welt da draußen komplett ausblenden sollte, aber dass es das Bedürfnis nach einem anderen Sinn gibt, das kann ich total gut nachvollziehen.“

Gibt es die „Sutterer“ wirklich?

Da drängt sich unweigerlich die Frage auf, ob die Drehbuchautoren bei der Darstellung der Religionsgemeinschaft im Krimi vielleicht im wirklichen Leben „abgekupfert“ haben. Die ARD löst das Rätsel in einer Ankündigung auf. Dort heißt es: Die erzkonservative Glaubensgemeinschaft der Sutterer ist eine Drehbuch-Erfindung, lediglich der Lebensstil ist ein wenig an die Lebensweise der tatsächlich existierenden Gemeinschaft der Hutterer angelehnt. Der Name ist das offensichtlich auch, wie man unschwer erkennt. In der Erklärung heißt es weiter: Die Theologie des Film-Paters Franz de Billio weicht jedoch von der Ursprungstheologie der Hutterer ab. Ihre Lehre geht auf den aus Südtirol stammenden Jakob Hutter zurück, den Führer und Organisator des Tiroler Täufertums.

Auch der konservative katholische Kirchenfunk „Radio Kyrieleis“ im Krimi hat eine Vorlage in der Realität. Der erfundene Sender orientiert sich in seiner Konzeption an „Radio Maria“ in Südtirol. Im Mittelpunkt des Programms stehen Eigenproduktionen, Sendungen zu Glaubens- und Lebensthemen, Gottesdienste und Gebetszeiten.

Lohnt sich der Krimi?

Auf jeden Fall. Nicht nur die Gemeinschaft der Sutterer ist interessant, auch der Fall selbst fesselt bis zum Ende die Aufmerksamkeit. Was verbirgt die Religionsgemeinschaft? Verbirgt sie überhaupt irgendwas? Wer ist der Vater des Baby, das Sonja Schwarz vor die Tür gelegt wurde? Haben die streng religiösen Eltern des Mordopfers ihre Tochter verstoßen, weil sie schwanger war?

"Der Bozen-Krimi - Die Todsünde" äuft heute, 16. Februar 2023, um 20.15 Uhr im Ersten. Die Folge ist bereits in der ARD-Mediathek abrufbar.