Talkshow mit dem Querschnitt der Gesellschaft

„Die 100“: Ingo Zamperoni startet ein TV-Experiment

22.11.2023 um 18:27 Uhr

Neues TV-Format mit „Mr. Tagesthemen“: In „Die 100 – was Deutschland bewegt“ will Moderator Ingo Zamperoni herausfinden, was die Menschen im Land wirklich denken.

Ein Artikel von TV DIGITAL Reporterin Mirja Halbig

Er hat eine steile Karriere hingelegt: Ingo Zamperoni (49) moderiert seit über zehn Jahren – mit kurzer Unterbrechung – die „Tagesthemen“, er war ARD-Korrespondent in Washington, ist Bestsellerautor, Podcaster und dreht hochgelobte politische TV-Dokumentationen. Nun moderiert er zusätzlich ein neues Format: „Die 100 – was Deutschland bewegt“ ist eine politische Talkshow, in der 100 Menschen aus der Bevölkerung ihre Meinung zu drängenden gesellschaftspolitischen Themen sagen. Dabei werden die Argumente vorgetragen von den TV-Journalisten und Moderatoren Alexander Bommes, Anna Planken, Düzen Tekkal und Tobias Krell, bekannt als „Checker Tobi“. Das TV-Experiment wird am Mittwoch (22. November, 22 Uhr)  parallel im NDR und WDR ausgestrahlt. HIER können Sie abstimmen und mitmachen. Das Zuschauervoting ist mit Beginn der Sendung ab 22.00 Uhr freigeschaltet.

Im Gespräch verrät der Moderator, was das neue Format so spannend macht, welche Pläne er hat und warum wir in Deutschland trotz der Nachrichtenlage zuversichtlich bleiben sollten. Wer mit Ingo Zamperoni spricht, spürt sofort seine große Energie. Nicht nur weil seine Stimme so jung klingt, sondern auch weil er schnell spricht – seine Gedanken sprudeln nur so. Trotzdem verbreitet er keine Hektik. Die mag er auch nicht. Besonders nicht in Nachrichtensendungen, wie etwa in den USA, wo er studiert und als Korrespondent gearbeitet hat. Die Hektik in den US-News lasse keine Tiefe zu, sagt er, auch die Dramatisierung erlaube kein Nachdenken. Abend für Abend zeigt er in seinen Sendungen und Beiträgen, dass er es anders macht. In einer Nachrichtenlage, die zuweilen überfordern kann, ist er für die Zuschauer eine Art Kompass.

Dampfende Arena statt Tagesthemen-Studio

Dabei interessiert ihn immer eine Frage: Was denken die Menschen? Das zeigen seine Dokus und auch seine neue Sendung. „Ich freue mich auf Reaktionen, spontane Zwischenrufe, eventuelle Kontroversen und das Unerwartete“, sagt Zamperoni. „Dieses Format lebt besonders durch sein Publikum, das ja zeitgleich auch Protagonist ist. So eine ,dampfende Arena‘ mit der Energie des Publikums ist so ziemlich das Gegenteil von einem klimatisierten Studio der ,Tagesthemen‘, in dem Roboter die Kameras halten.“

Immer wieder verlässt der gebürtige Wiesbadener die Redaktion der Nachrichtensendung, um als Reporter raus ins Land zu gehen und Stimmungen vor Ort einzufangen. Dafür reiste der Familienvater, der mit seiner Frau und drei Kindern in Hamburg lebt, etwa nach Italien, in die Heimat seines Vaters. Oder in die USA, das Geburtsland seiner Frau Jiffer – nächstes Jahr zur US-Präsidentschaftswahl wahrscheinlich wieder: „Da ist noch nichts in Stein gemeißelt, aber ein paar Gedankenspiele gibt es.“

Direkt nach dem Abitur zog es den Sohn eines „Hoechst“-Managers in die Medienbranche: Er leistete seinen Zivildienst beim „Radio Klinikfunk“ in Wiesbaden und volontierte nach dem Studium (Amerikanistik, Jura, Geschichte) beim NDR, wo seine Karriere schnell Fahrt aufnahm – und immer noch an Tempo gewinnt. Ob er sich eine regelmäßige politische Talkshow vorstellen kann? Ingo Zamperoni: „‚Die 100‘ ist ja eine politische Talkshow – nur nicht mit Politikern, sondern mit einem Querschnitt der Gesellschaft und hochpolitischen Themen. Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Aber jetzt schauen wir erst mal, wie es läuft. Ich bin grundsätzlich neugierig und experimentierfreudig.“ Genau das ist sein Erfolgsgeheimnis. Dennoch macht er gelassen einen Schritt nach dem anderen, lässt sich nicht verrückt machen.

Die Abschiedsformel kam erst mit Corona

Vor Jahren, als er bei den „Tagesthemen“ noch keine persönliche Abschiedsformel gefunden hatte, mit der er die Zuschauer in die Nacht entlassen wollte, riet ihm sein erfahrener Kollege Ulrich Wickert, er solle sich nicht stressen. Auch er, Wickert, habe Jahre gebraucht, bis er den berühmten Satz mit der „geruhsamen Nacht“ gefunden habe. Den Wunsch „Bleiben Sie zuversichtlich!“ sprach Ingo Zamperoni dann erstmals 2020 während der Coronapandemie aus – und blieb dabei. Bis heute.

Seitdem erlebt die Welt eine Herausforderung nach der anderen, was auch Deutschland zu spüren bekommt. Wie empfindet Zamperoni die aktuelle Stimmung in der Bevölkerung? „Sie scheint hierzulande schnell gereizt, empört oder verunsichert zu sein. Und tatsächlich gibt es genügend Dinge, die einem aufs Gemüt schlagen können. Nach Pandemie und Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine jetzt auch noch die furchtbare Lage im Nahen Osten. Vom Klimawandel ganz zu schweigen“, resümiert der Nachrichtenmann. „Aber gleichzeitig befinden wir uns in Deutschland auf so vielen Ebenen in einer privilegierten Lage, haben so viele Mittel und Möglichkeiten – wir sollten versuchen, das nicht aus den Augen zu verlieren. Etwas Dankbarkeit und Demut an den Tag zu legen hilft, die Zuversicht nicht zu verlieren.“

„Die 100 – was Deutschland bewegt": Mittwoch, 22. November, 22 Uhr parallel bei NDR und WDR

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