Ist alles nur Show?

„Die Höhle der Löwen“: So (un)ehrlich ist die Sendung

22.05.2023 um 11:36 Uhr

Mit 13 Staffeln ist die Gründer-Show „Die Höhle der Löwen“ mittlerweile schon ein richtiger TV-Klassiker bei VOX. Weiterhin erfreut sich die Sendung großer Beliebtheit – trotz fragwürdiger Investoren und einer Menge geplatzter Deals…

Was haben die Start-Ups MyGutachter, Interior Circle, eSelly gemeinsam? Sie konnten in der aktuellen Staffel von „Die Höhle der Löwen“ über einen Deal mit den Investoren freuen – aber die Freude währte nicht lange: Bei den Nachverhandlungen konnten sich Löwen und Gründer nicht einigen und die Deals platzen nach der Show aus verschiedenen Gründen. Schon lange keine Seltenheit, was der Glaubwürdigkeit der Gründershow zunehmend schadet. 

Seit 2014 können Gründer und Erfinder ihre Geschäftsideen regelmäßig zur Primetime auf VOX präsentieren. Der Sender bietet damit kreativen Köpfen eine tolle Bühne, ermöglicht attraktive Deals für die Investoren und erntet zum Dank auch noch super Einschaltquoten. Das reinste Kapitalismus-Märchen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann investieren sie noch heute – oder etwa nicht?

Nein, nicht für jeden hält die Show ein Happy End bereit. Auch nicht unbedingt für diejenigen, die eigentlich einen Deal mit „den Löwen“ eintüten konnten. Das zeigt auch die Analyse von Business Insider, die die ersten fünf Staffeln auswerteten und zu einem erschreckenden Ergebnis kamen: Rund vier von zehn Deals platzen nach der Sendung.

Nutzen die Investoren ihre Bekanntheit aus?

Besonders viele Deals ließ der mittlerweile ausgeschiedene Frank Thelen platzen. Bis 2020 war er Stamm-„Löwe“ und bekanntes Gesicht der Show. Und er machte offenbar nicht nur Gründern voreilige Versprechungen. Das Reportage-Format „Strg_F“ deckte 2022 auf, dass er seine TV-Bekanntheit nutzte, um unseriöse Fonds zu bewerben und Kleinanleger für ein Investment in einen seiner DHDL-Gründer zu begeistern, während er offenbar selbst schon längst aussteigen wollte.

Zweimal gingen solche Aufrufe für Kleinanleger gehörig schief und Menschen, die auf Thelens Meinung vertraut hatten, verloren ihr Geld. Die Enttäuschung war groß. Schließlich wurden atemberaubende Renditen versprochen und das hohe Risiko größtenteils verschwiegen.

Ebenso bekannt für dubiose Geschäftsmodelle ist Show-Investor Karsten Maschmeyer. Er kam zu einem Milliarden-Vermögen, indem er hochriskante Finanzprodukte an ahnungslose Sparer verkaufte. Während der Finanzvertrieb AWD sein Lebenswerk wurde, verloren Tausende ihr Erspartes oder verschuldeten sich für Jahre und Jahrzehnte. Doch die Startup-Show scheint dem Image des einst verpönten Geschäftsmannes einen neuen Anstrich verpasst zu haben. Und wer kann schon widerstehen, wenn ein Maschmeyer mit weicher Stimme einer Gründerin Mut zuspricht, trotz fehlendem Deal an ihre Träume zu glauben? So nahbar der Typ!

Bei diesen Tatsachen wundert es kaum, dass eine Umfrage des bitcom Verbands aus 2018 ergab, dass zwei von drei Startups nicht in der Höhle des Löwen auftreten würden und einen Auftritt von 34 Prozent der Befragten sogar als möglicher Imageschaden bewertet wird. Vielleicht sollte VOX mal eine neue Gründer-Show pitchen.

Die letzte Folge der 13. Staffel läuft am 22. Mai un diese Gründer sind dabei:

Die Studenten Raul Seidenfuss (20), Felix Kruse (20) und Frederic Redmann (21) präsentieren mit frats einen selbstkühlenden Getränkebecher, der Kindergeburtstage, Festivals oder Gartenpartys zum Einsatz kommen soll.

Lovelstar soll Reiter im Straßenverkehr schützen. Gründer Patrick Pauliner (32) hat gemeinsam mit Veronika Hajek (30) und Michael Schuhböck (25) eine Beleuchtung erfunden, die sich am Steigbügel anbringen lässt und Reiter sichtbarer für andere Verkehrsteilnehmer machen soll.

Die Brüder Tobias (22) und Sven Hubbes (27) haben mit lynes ein Anreizsystem geschaffen, damit Menschen auf klimafreundliche Verkehrsmittel umsteigen. Über eine App können Nutzer Strecken, die sie so zurücklegen, tracken und erhalten dafür Gutscheine und Vergünstigungen.

Happysnäx verspricht ein gesunder Snack zu sein, der nur aus puren Früchten besteht. Marina Herter (40) will damit eine gesunde Alternative zu klassischen Süßigkeiten anbieten.

Hinter paleo movement stecken die beiden Personal Trainer Raphael Schneider (34) und Toni Hackmann (44). Sie wollen das Sitzen revolutieren und haben einen Stuhl entwickelt, mit dem man die Sitzposition ständig verändern können soll.

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