Einer härter als der andere!...
Einer härter als der andere!
Im TV kann so einiges schief gehen, vor allem dann, wenn Sendungen oder...
In der neuen, deutsch-norwegischen ARD-Serie „Die Saat – Tödliche Macht“ geht Heino Ferch als hartnäckiger Kripo-Beamter auf die Suche nach seinem Neffen. Der Journalist ist bei Recherchen zum Svalbard Global Seed Vault auf Spitzbergen verschwunden, der weltweit größten Lagerung internationalen Saatguts.
Kommissar Max Grosz (Heino Ferch), der nach einer Nieren-Transplantation aus dem aktiven Dienst ausscheiden musste, gerät bei der Suche nach Victor (Jonathan Berlin) in eine gefährliche Welt aus Intrigen und kann dabei seine besonderen Fähigkeiten als Ermittler unter Beweis stellen.
Unterstützt wird er dabei von der norwegischen Polizistin Thea Koren (gespielt von Ingrid Bolsø Berdal), die er auf der Polarinsel Spitzbergen trifft - wo sich die Spur von Victor verliert. An diesem Ort unweit des Nordpols gibt es einen tiefgekühlten Tresor für die Kulturpflanzen der Menschheit. Drei Hallen im ewigen Frost sollen das genetische Erbe der Pflanzensamen vor Naturkatastrophen schützen - und sogar vor einem Atomkrieg.
Ein Interview von TV DIGITAL Reporter Mike Powelz
Heino Ferch, Ihre Ermittlerfigur in „Die Saat - Tödliche Macht", Max Grosz, wirkt desillusioniert, ist gesundheitlich angeschlagen, aber zugleich mit allen Wassern gewaschen. Wie ist dieser Typ, der im Laufe der Serie sogar vergiftet werden soll und fast ein Nierenversagen erleidet, angelegt?
Heino Ferch: Grosz ringt innerlich mit seinen Gefühlen, weil er auf die Hilfe seines Neffen angewiesen war, der ihm eine Niere gespendet hat. Das hat die beiden zusammengeschweißt. Als sein Neffe jedoch plötzlich spurlos verschwindet, ermittelt Grosz auf eigene Faust, hört auf seinen Instinkt – und ignoriert die Ansagen seiner Vorgesetzten, die ihm genau das untersagen. Die Spur führt ihn bis nach Spitzbergen. Außerdem mag ich den Plot, dass Grosz und seine norwegische Kollegin, gespielt von Ingrid Bolsø Berdal, sich zunächst ruppig begegnen, sich aneinander reiben, dann Sympathie füreinander entwickeln und Max sogar ihre Hilfe annimmt.
Was hat Sie am Drehbuch „Die Saat - Tödliche Macht“ begeistert?
Für den Drehbuchautoren Christian Jeltsch sind investigative Geschichten eine absolute Herzensangelegenheit. Das ist eine Bank für komplexes Erzählen. „Die Saat“ hat Jeltsch – gemeinsam mit einem norwegischen Kollegen – über acht Jahre entwickelt. 2011 habe ich schon mal mit Jeltsch zusammengearbeitet. Damals ging es in „Verschollen am Kap“ um eine Geschichte über knappe Wasserressourcen und einen Konzern, der gezielt Ländereien aufkaufte – und sie dermaßen ausbeutete, dass für die Menschen vor Ort nichts mehr übrig blieb. Ähnlich ist auch das Thema in „Die Saat - Tödliche Macht“ leider brandaktuell. Man denke nur an die russische Blockade von vielen tausend Tonnen von Getreide im Jahr 2022 während des Ukraine-Kriegs.
Die Kernfrage lautet, wer zukünftig am meisten vom Kuchen der Welternährung abkriegt – und ob es tatsächlich nur drei Firmen sein sollten, die sich die Saat-Rechte und -Patente teilen.
Sich einem solchen Thema zu widmen – und sich dem Stoff durch die Augen von Max Grosz anzunähern – ist eine große Freude. Denn Grosz ist eine Figur, die die Leute an die Hand nimmt – ein Terrier, der selber überrascht ist von der Komplexität, auf die er bei seinen Ermittlungen stößt. Solche Mechanismen des fiktionalen Erzählens mag ich unglaublich gerne.
Ihr Drehort in Spitzbergen, der so genannte „Global Seed Vault“, gilt als wichtigster Tresor der Welt– weil dort Millionen Saatgutproben als Backup für den Fall der Apokalypse gelagert werden. Was haben Sie durch die Beschäftigung mit dem Stoff Neues darüber gelernt?
Vor dem Dreh und der Beschäftigung mit dem Stoff wusste ich nicht, dass es diesen Global Seed Vault gibt. Der Saatgut-Tresor in Spitzbergen ist der Ausgangspunkt für unsere Geschichte, die komplex und spannend erzählt, wie in Brüssel mit Politik, Wirtschaft und Macht jongliert wird – und wie sehr wir darauf angewiesen sind, denjenigen Politikern vertrauen zu können, die für uns Entscheidungen treffen.
In Spitzbergen gibt‘s fast sechs Monate pro Jahr rund um die Uhr Tageslicht. Wie war der Dreh in dieser eisigen Welt, wie lange waren Sie dort und wie kalt war es?
Etwas wärmer, als man denkt. Während unseres dreiwöchigen Drehs war es meistens zwischen drei und zwölf Grad warm – allerdings tatsächlich rund um die Uhr hell. Wenn man abends um zwölf zu Bett ging, musste man sich schon dazu zwingen, weil es einfach nicht dunkel wurde. Für mich waren die drei Wochen in Spitzbergen ein großes Geschenk – und das spektakulärste Motiv, wo ich je gedreht habe.
Doch was haben Sie abends nach Feierabend auf dem Archipel, nur rund 800 Kilometer entfernt vom Nordpol, gemacht?
Die Wildwest-Atmosphäre genossen! Mitten in dieser rauen Landschaft gab es eine kleine Stadt, in der 2.800 Menschen leben. Als ich mich dort aufgehalten habe, hätte es mich nicht erstaunt, wenn Reiter mit Pferden in den Ort geprescht wären, an einem Saloon Halt gemacht hätten und ein paar blaue Bohnen abgeschossen hätten. Und weil es in Spitzbergen überall stillgelegte Bergwerke gibt sah man noch überall Förderbänder und alte Loren, die quasi unter Denkmalschutz stehen. Besonders weit durften wir uns übrigens nicht vom Drehort entfernen, weil zu den rund 2.800 Einwohnern nochmal circa 3.000 Eisbären kamen, von denen einige Futter in den Ortschaften suchen. Ja, bei diesem Dreh habe ich eine Menge Eisbären, Polarhirsche, Füchse und rund 20 Belugawale gesehen – und das waren allesamt magische Begegnungen.
Schlussfrage: Für Ihre Figur, Max Grosz, ist das Glas eher halb leer als halb voll. Doch durch welche Brille schauen Sie angesichts der Probleme wie Wasserknappheit und Klimawandel, mit denen Sie sich auch in Ihren Filmen beschäftigen, auf die Welt – optimistisch oder pessimistisch?
Tendenziell optimistisch, denn sonst wird es ganz schwer. Und was meine Figur Max Grosz betrifft war es interessant, dass meine Lieblingsmaler Max Beckmann und George Grosz sind. Dieser Zufall traf mich mitten ins Herz.
"Die Saat" läuft in der ARD Mediathek. Folge 1 bis 4 gibt es außerdem am 9. Dezember 2023 um 20.15 Uhr im Ersten, Folge 5 und 6 am 10. Dezember 2023 um 21.45 Uhr.