Einer härter als der andere!...
Einer härter als der andere!
Im TV kann so einiges schief gehen, vor allem dann, wenn Sendungen oder...
Hendrik Duryn ist zurück. Nach dem erfolgreichen Auftakt der „Dünentod“-Krimis im vergangenen Jahr geht es heute (Di, 23. Januar, ab 20.15 Uhr bei RTL) mit dem ersten von drei neuen Filmen der Reihe weiter.
Nach seiner eingestellten Erfolgsserie „Der Lehrer“ erlebt der 56-Jährige damit als Ermittler Tjark Wolf einen neuen Karrierehöhepunkt. Die TV-Krimis basieren auf den Romanen von Sven Koch.
In der neuen Folge „Tod auf dem Meer“ wartet ein äußerst mysteriöser Fall auf Wolf und seine Kollegin Femke Folkmer: Ein Geisterschiff auf der Nordsee mit einem Toten und einer Überlebenden an Bord, die kein Wort spricht. Der Tote war ein Banker und in dubiose Geschäfte rund um einen Offshore-Windpark verwickelt. Die Überlebende von der Yacht war scheinbar eine Prostituierte und nur ein zufälliges Opfer. Als jedoch kurz darauf ein tödlicher Anschlag auf sie verübt wird, erkennen die Kommissare, dass sie in ein tödliches Netz aus Intrigen, Macht und Verrat geraten sind.
Im Interview verrät Hendrik Duryn, wer für ihn im wahren Leben ein Held ist und warum er seinen Kindern beibringt, dass es guttut zu weinen.
Ein Interview von Rüdiger Sturm für die Berliner Morgenpost
Die ersten „Dünentod“-Filme erzielten hervorragende Quoten. Offenbar sind also die coolen Helden des alten Schlags noch gefragt...
Hendrik Duryn: Nicht die „coolen“, sondern die authentischen Helden. Es gibt eben Dinge, die weiter funktionieren wie früher – wie zum Beispiel authentische Geschichten mit spannenden, wahrhaftigen Figuren. Das hat bei „Der Lehrer“ funktioniert und das funktioniert auch bei „Dünentod“.
Wer sind wahre Helden in der Realität für Sie?
Duryn: Meine Eltern. Meine Mutter hat ihre Karriere als Lehrerin aufgegeben, weil sie gesagt hat, dass dieses verlogene System nichts mit Sozialismus und Pazifismus zu tun hat. Mein Vater hat innerhalb der SED versucht, die Dinge zu verändern. Er hat sich zum Beispiel geweigert, als Schuldirektor 14- bis 16-Jährigen einzureden, dass sie beim Militär Karriere machen sollen. Deshalb hatte er keine Aufstiegschancen mehr.
Nach der Wende wurde er dafür bestraft, dass er SED-Mitglied war, und erhielt Berufsverbot. Dann stellte sich heraus, dass diese Entlassung nicht rechtmäßig war. Aber er sagte: „Das ist zwar euer Fehler, aber ich werde euch nicht verklagen. Ich habe zwei rechte Hände, mit denen ich etwas anderes machen kann.“ Das sind für mich zwei Helden, die zur Wahrheit gestanden haben.
Womöglich gibt es solche Helden nicht mehr so wie früher. Machen Sie sich Sorgen, dass Ihre drei Kinder in der heutigen Gesellschaft nicht mehr die richtigen Vorbilder bekommen?
Duryn: Nein, denn Leitbilder sind nicht entscheidend. Wenn du den Kindern bis zu ihrem zehnten Lebensjahr ein starkes Selbstbewusstsein und eine starke Selbstwahrnehmung vermittelst und wenn sie begreifen, dass es auch gut sein kann, zu weinen, dann braucht es keine Leitbilder mehr. Alles an Charakter und Lebenslust steckt schon in ihnen drin. Du musst dafür sorgen, dass der Kanal dafür in ihnen offen bleibt.
Mit welchen Erziehungsrezepten gelingt Ihnen das?
Duryn: Das Wesentliche ist ein inhärentes Selbstbewusstsein, das mir auch meine Eltern zu geben versucht haben. Ich höre meinen Kindern mehr zu, als dass ich ihnen sage, was sie zu tun haben. Ich will wissen, woran sie Interesse haben und ich versuche, ihnen die Plattform zu bieten, dass sie diese Interessen ausprobieren können. Dabei bestärke ich sie durch eine bedingungslose Liebe.
Wenn ich schlecht drauf bin und sauer reagiere, weil sie 15-mal den gleichen Bockmist machen, wissen sie dennoch in jedem Moment, dass ich sie liebe. Deshalb enden solche Situationen immer mit der Umarmung und der Bitte um Verzeihung. Es bedeutet nur nicht, dass ich ihnen alles durchgehen lasse. Auch ich habe Situationen, in denen ich zur Ruhe kommen muss, und die müssen sie respektieren.
Und inwieweit verstehen Sie die Situationen, in denen Ihre Kinder stecken?
Duryn: Das erklärt vielleicht ein Beispiel. Es gibt ein gewisses Alter, wo Kinder einige Zeit nach dem Schlafengehen immer wieder aus dem Bett rausspringen, und das macht dich als Erwachsenen wahnsinnig, weil du deine Zeit für dich haben kannst. Du sagst: „Warum sollen wir dir jetzt das Fenster aufmachen? Das kannst du doch selbst tun?“
Aber vor kurzem hatte ich eine Erkenntnis: Unsere sechsjährige Tochter ist diesen Herbst in die Schule gekommen. Vorher hatte sie ihren Kindergartenhorizont, alles war überschaubar. Und plötzlich hat sie es mit einer Masse von Lehrern und mit Kindern zu tun, die vier Jahre älter sind. Das heißt, ihr Horizont hat sich ums Hundertfache vergrößert. Sie kommt damit noch nicht klar und hat Angst, dass sie ihre Sicherheit verliert. Und ihre Sicherheit sind nun mal ihre Eltern. Also kommt sie nachts raus, um zu gucken, ob die noch da sind. Als ich das begriffen habe, habe ich Luftsprünge gemacht.