Der „Tatort“-Star nimmt die Schönheitsindustrie aufs Korn

„Faltenfrei“: Für Adele Neuhauser ist der Schönheitswahn bald vorbei

17.11.2021 um 15:46 Uhr

Großer Auftritt von „Tatort“-Star Adele Neuhauser: In der TV-Komödie „Faltenfrei“ nimmt sie lustvoll die Schönheitsindustrie aufs Korn. Auch privat pfeift sie auf äußere Perfektion, die sie für eine unerreichbare Sehnsucht hält, die uns Werbung & Medien einreden.

Ein Artikel von Sven Sakowitz

Um es gleich am Anfang zu sagen: Adele Neuhauser ist in diesem Film eine Sensation! Ihre Spielfreude ist enorm mitreißend, als Zuschauer hasst und liebt man ihre Figur gleicher[1]maßen. Gespannt begleitet man sie auf ihrem Weg durch die 90 Minuten, empfindet Mitleid – und muss auch immer wieder über diese unmögliche Frau lachen. Zu erleben ist Neuhausers Auftritt in der Komödie „Faltenfrei“ (20.15 Uhr im Ersten). Darin spielt sie die schillernde Beauty-Ikone Stella Martin. Eine Frau, die mit hohlen Schönheitsratgebern steinreich geworden ist. Und mit Kosmetikartikeln, die angeblich für glatte Haut sowie ein jugendliches Aussehen sorgen. Beliebt ist sie deshalb nicht.

Stella Martin ist eine schroffe Egoistin, die niemand ausstehen kann. Sogar ihrer Tochter Fiona (Henriette Richter-Röhl) und deren Familie graut es vor der egomanischen Dame. Das Blatt wendet sich, als Stella bei einer Schönheits-OP vom Tisch fällt – und danach plötzlich die Gedanken ihrer Mitmenschen hören kann. Sie ist zutiefst geschockt: Niemals hätte sie sich träumen lassen, dass sie derart verhasst ist. Aber wird Stella Martin sich deshalb auch grundlegend ändern?

„Die Zuschauerinnen und Zuschauer müssen diese zunächst sehr unangenehme Person interessant finden und auch ein bisschen mögen, damit sie sich überhaupt ihre Geschichte ansehen wollen“,

sagt Adele Neuhauser im Gespräch mit Hörzu-Reporter Sven Sakowitz. „Ganz ähnlich bestand für mich als Schauspielerin die erste Aufgabe darin, positive Seiten an ihr zu entdecken.

Wäre mir das nicht gelungen, hätte ich diese Rolle gar nicht spielen können. Doch das tolle Drehbuch von Uli Brée bot viele Ansatzpunkte und hat mich letztlich voll und ganz für Stella Martin eingenommen.“ „Faltenfrei“ ist eine Komödie, aber Adele Neuhauser weist darauf hin, dass darin ein gesellschaftlich relevantes Thema verhandelt wird.

„Der Film ist auch eine Kritik an der Schönheitsindustrie“, sagt sie. „An dem Zynismus, der von ihr ausgeht. Ich persönlich glaube nicht, dass der Wunsch nach äußerer Perfektion eine elementare Eigenschaft von uns Menschen ist. Es handelt sich dabei vor allem um eine durch manche Medien, Werbung und Filme eingeredete Sehnsucht. Viele Menschen verbinden mit dem Streben nach äußerer Schönheit die Hoffnung auf Akzeptanz und Anerkennung. Aber das ist ein Trugschluss.“

Die Ära des Schönheitswahns ist bald vorbei

Schönheit sei ohnehin weitaus mehr als eine perfekte Oberfläche. „Ein Mensch wird für mich erst dadurch schön, dass er empathisch und sozial über die Welt nachdenkt und einen liebenswerten Humor besitzt.“ Wenn es nach Adele Neuhauser ginge, wäre die Ära des Schönheitswahns bald vorbei. „Unser Planet ist in einem Zustand, der Gedanken über Schönheits-OPs weit nach hinten rückt“, sagt die 62-Jährige.

„Wir müssen unseren Planeten heilen – und uns selbst mit dazu. Vor allem viele junge Menschen setzen sich leidenschaftlich dafür ein und verschreiben sich Dingen, die weitaus wichtiger sind als oberflächliche Themen wie Schönheit. Dieser Trend wird noch viel größer werden und die Fokussierung auf äußere Perfektion verdrängen.“

„Faltenfrei“: Mittwoch, 17. November, 20.15 Uhr im Ersten

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