Mittwochsfilm im Ersten mit Thriller-Elementen

„Flügel aus Beton“: Ein Suizid-Drama, das nicht schick wirken darf

30.03.2022 um 14:18 Uhr

Im bedrückenden ARD-Drama "Flügel aus Beton" will eine Lehrerin verhindern, dass eine lebensmüde Schülerin durch gefährliche Online-Spiele in den Tod getrieben wird.

An der Gesamtschule von Referendarin Gabrielle (Victoire Laly) nimmt sich eine Schülerin das Leben. Schnell wird klar, dass hinter ihrem Tod mehr steckt als der einsame Entschluss einer jungen Frau. Da die Polizei keinen Anhaltspunkt für Fremdverschulden hat, versucht Gabrielle gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Ava (Seyna Sylla) die Hintergründe des Suizids zu verstehen.

Sie entdecken, dass der Tod des Mädchens in Zusammenhang mit einer Online-Challenge namens „Ikarus“ steht, bei der die Teilnehmer*innen 17 Aufgaben absolvieren müssen. Die letzte: Suizid. Auf der Suche nach dem mysteriösen Spielleiter „König Minos“, wird Gabrielle selbst zur „Ikarus“-Spielerin und immer weiter hineingezogen in einen Strudel aus Selbstverletzung, Depression und Todessehnsucht.

Das packende, aber auch etwas zu gewollt up-to-date wirkende Thriller-Drama gibt einen zeitgemäßen Einblick in die Seelen von Teenager*innen und widmet sich dabei einem schwierigen Thema:  Suizid - bei Jugendlichen die häufigste Todesursache. Eine Gratwanderung für Filmemacher, denn natürlich sollen Jugendliche für den Umgang mit dem Thema sensibilisiert werden, aber gleichzeitig darf das Risiko von Nachahmungstaten nicht unterschätzt werden.

Ein sensibles Thema: Suizid bei Jugendlichen

Die "Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde" warnt bereits seit Jahren davor, "dass eine detaillierte und drastische mediale Darstellung oder Beschreibung von Suiziden das Risiko von Nachahmungstaten signifikant steigen lässt." 

Für den Würzburger Medienpsychologe Frank Schwab besteht dagegen „bei Suizid immer die Gefahr, dass das Thema tabuisiert wird und dadurch aus der Gesellschaft verschwindet.“ Im Interview mit dem WDR erklärt Schwab, wie wichtig es sei, dass Filmemacherinnen wie Lilly Bogenberger (Buch) und Lea Becker (Regie) die Problematik behandeln. "Generell ist es wichtig, das Thema Suizid darzustellen, man darf es aber nicht ästhetisieren, also 'schick' machen“, so Schwab.

Schick ist „Flügel aus Beton“ keineswegs, vielmehr ein ARD-Mittwochfilm mit besonderer Qualität und einer exquisiten Besetzung. Die meisten, der jungen Schauspielerinnen dürften dem TV- Publikum nicht mal bekannt sein. Auffällig ist zudem die betont diverse Besetzung, die aber nicht unnötig thematisiert wird. Seyna Sylla (19) hinterlässt als Ava den nachhaltigsten Eindruck. Sie ist der Gegenentwurf zu ihrer immer düsterer werdenden Schwester Laura und strahlt als einzige Figur im Film echte Lebensfreude aus.

„Flügel aus Beton“: Mittwoch, 30. März, 20.15 Uhr im Ersten und bereits in der ARD-Mediathek

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