Einer härter als der andere!...
Einer härter als der andere!
Im TV kann so einiges schief gehen, vor allem dann, wenn Sendungen oder...
Der beliebte Sänger und TV-Moderator Giovanni Zarrella spricht im Interview über seine ZDF-Show zum Bühnenjubiläum von Andrea Berg, Emotionen, Florian Silbereisen und seine persönlichen Schlagerhelden.
Es geht wieder aufwärts! Nach zwei Jahren, in denen auch die Musikbranche unter Corona zu leiden hatte, treten Stars wie Helene Fischer (37, „Atemlos“), Andrea Berg (56, „Schwerelos“) und Matthias Reim (64, „Verdammt, ich lieb’ dich“) endlich wieder live auf – und der deutsche Schlager ist, vor allem bei den etwas Älteren, beliebt wie lange nicht: Laut aktuellen Umfragen halten knapp 21 Prozent der 55- bis 69-Jährigen ihn für die beste Musikrichtung, direkt nach der Popmusik mit 26,4 Prozent. Und mehr als 41 der Deutschen über 70 hören Schlager am liebsten. Mit 13 Prozent ist der Anteil des Genres an den CD-Verkäufen beachtlich. Helene Fischer schaffte es 2018 sogar unter die ersten zehn der bestverdienenden Musikerinnen der Welt – direkt hinter Rihanna und vor Celine Dion.
Eines der Erfolgsgeheimnisse des Schlagers ist die Annäherung an den Pop, eine behutsame Modernisierung sozusagen. Eine weitere Säule sind populäre Musikshows, die Millionen Zuschauer vor den Fernseher locken – moderiert von Branchenstars wie Florian Silbereisen oder Giovanni Zarrella, der in dieser Woche eine dreistündige Sendung präsentiert: „30 Jahre Andrea Berg“. Dass dabei Kolleginnen und Kollegen wie Maite Kelly, Kerstin Ott und Semino Rossi nicht fehlen dürfen, ist beinahe selbstverständlich. Doch als Höhepunkt der Show steht ein Duett von Andrea Berg mit ihrer Schwiegertochter Vanessa Mai auf dem Programm. „Giovanni Zarrella präsentiert: „30 Jahre Andrea Berg“: Sa, 6. August, 20.15 Uhr im ZDF.
Ein Interview von TV DIGITAL Chefreporter Mike Powelz
HÖRZU: Was ist noch geplant in der Show zum Jubiläum von Andrea Berg?
GIOVANNI ZARRELLA: Eine Zeitreise! Wir bewegen uns durch 30 sehr schöne und auch beachtliche Jahre von Andrea, die sich das Konzept gemeinsam mit ihren kreativen Köpfen ausgedacht hat. Ich führe als Gastgeber durch den Abend.
Warum sind Schlager gerade so besonders erfolgreich?
Weil sie die Sehnsucht nach Liebe, Frieden, Harmonie und Zusammenhalt unglaublich gut transportieren. Und weil die Schlager es ehrlich meinen!
Warum mögen Sie das Genre?
Schlager waren für mich immer die Brücke zum italienischen Pop – vor allem zum Pop der 1980er-Jahre. Ich wurde 1978 geboren. Das war eine Zeit, in der ich oft im Restaurant meiner Eltern war, wo Klassiker von Romina Power und Al Bano oder auch Umberto Tozzi liefen - der gute, alte Italopop eben. Der ist nah dran am deutschen Schlager. Beide verbindet, dass sie direkt ins Herz gehen, eine große Wärme vermitteln und auch unsere Sehnsucht stillen.
Was sind wirklich die Zutaten eines erfolgreichen Schlagers?
Zuallererst die Aussage eines Songs. Außerdem sollte es ein guter Schlager schaffen, mit seinen Worten die Herzen der Menschen zu berühren – und ihre Geschichte zu erzählen, ohne sie zu kennen.
Was ist das Erfolgsgeheimnis einer guten Schlagershow?
Dass wir nicht in Schubladen denken, sondern in musikalischen Kategorien. Mir ist jeder Künstler willkommen, der eine Intention hat. Außerdem ist es wichtig, Künstler zu präsentieren, die zusammenpassen, tolle Titel haben, eine schöne Geschichte erzählen und den Menschen für ein paar Stunden die Sorgen nehmen möchten.
Wie schwer ist es, einen Hit zu landen?
Sehr. Ein Hit muss nicht nur ein Song mit einem Wiedererkennungswert sein, sondern auch noch zeitlos – am besten für die Ewigkeit. Jeder Künstler sehnt sich danach, weil er etwas hinterlassen will.
Was ist der größte Mythos über die Schlagerbranche?
Dass wir alle immer nur gute Laune haben. Dabei haben auch Künstler mal einen guten oder einen schlechten Tag. Aber man versucht natürlich trotzdem, dem Publikum eine gute Zeit zu bereiten.
Howard Carpendale hat gesagt: „In Zeiten der ,ZDF-Hitparade‘ gab es hinter der Bühne wahrscheinlich mehr Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll als in jeder anderen Branche.“ Vorstellbar?
Wenn Howard das sagt, wird es wohl so gewesen sein. Die Jungs haben Gas gegeben.
Angeblich gibt es hinter den Kulissen einen harten Konkurrenzkampf.
Nein, das habe ich nie so wahrgenommen. Als ich 2019 mit meiner neuen Musik an[1]fing, bin ich in viele offene Arme gefallen, und die KollegInnen haben sich sehr auf und für mich gefreut
Und wie ist Ihr Verhältnis zu Florian Silbereisen?
Flo und ich haben ein gutes Verhältnis. Ich war schon öfter in seinen Shows und hoffe, dass er bald einer meiner Einladungen nachkommt. Er ist jederzeit eingeladen.
Kann man in der Schlagerbranche schnell Millionär werden? Und ist es überhaupt leicht verdientes Geld?
Nein, wie in jedem anderen Lebensbereich muss man auch als Künstler viel arbeiten, ständig unterwegs sein und harte Jahre überstehen. Es gibt nur wenige Musiker, die damit reich geworden sind. Aber es kommt natürlich auch darauf an, wie viele Platten man verkauft, wie viele Tourneen man absolviert, wie gut man wirtschaftet.
Wer sind Ihre Top-Schlagerhelden?
Roland Kaiser und Udo Jürgens sind für mich große Ikonen, die mich sehr berühren und inspirieren. Beide zählen zu den ganz Großen.
Wie schwer ist es, über den ersten Hit hinauszukommen?
Wenn man es schafft, dass sich die Menschen ein Album von dir kaufen, heißt das, dass sie an der Idee interessiert sind, für die deine Musik steht. Sowohl Roland Kaiser als auch Udo Jürgens sind Musiker, die unglaublich viele Alben verkauft haben und deren Konzerte obendrein sehr erfolgreich waren beziehungsweise sind. Von den zeitgenössischen Künstlern gehört Roland Kaiser definitiv zu den Allergrößten.
Bei Wikipedia heißt es: „Kennzeichen eines Schlagers sind einfachste musikalische Strukturen und triviale Texte, die an das Glücksverlangen der Zuhörer appellieren.“ Stimmt das?
Nein, so einfach ist es nicht. Musik kann einfach strukturiert sein, aber auch komplex. Auch diesbezüglich sollte man nicht in Schubladen denken. Denn am Ende kommt es immer darauf an, wie ein Text geschrieben ist und welcher Songwriter dahintersteht. Im Schlagergenre gibt es beispielsweise Texte von Udo Jürgens, die politische Hintergründe und Inhalte vermitteln, die man nicht beim ersten Hören erkennt.
Was gehört noch zu einem erfolgreichen Schlager? Wie wichtig sind saubere Reime?
In meiner perfekten Welt absolut wichtig. Ich möchte gern schön geschriebene Texte singen, die einen berühren und melodisch sind – und außerdem auch ein Stück weit anspruchsvoll. Und klar, am Ende müssen die guten Lieder auch einen Wiedererkennungswert haben.
Sind TV-Auftritte bei Ihnen, Helene Fischer oder Florian Silbereisen entscheidend für eine Schlagerkarriere?
Nein. Natürlich ist es eine tolle Plattform, in einer Samstagabendshow aufzutreten, aber darüber hinaus gibt es ja noch viele weitere Formate, die im Fernsehen ebenfalls wichtig sind. Man denke nur an den „ZDF-Fernsehgarten“ oder an Talkshows und das Radio.
„Giovanni Zarrella präsentiert: „30 Jahre Andrea Berg“: Sa, 6. August, 20.15 Uhr im ZDF.