Impf-Propaganda im Ersten?

„Hart aber fair“: Frank Plasberg legt sich bei Impfdebatte mit Philosophin an

16.11.2021 um 11:58 Uhr

Völlig klar, dass das Thema bei „Hart aber fair“ am Montagabend zu hitzigen Diskussionen führen würde: Es ging um eine mögliche Impfpflicht. Moderator Frank Plasberg legte sich dabei mehrfach mit der Philosophin Dr. Svenja Flaßpöhler an, die in der Runde als Einzige Verständnis für Impfgegner zeigte.

Es sei falsch, „Menschen zu kriminalisieren, die von ihrem Recht gebraucht machen, Eingriffe in ihren Körper abzulehnen“, sagte die Chefredakteurin des „Philosophie Magazins“ zu Beginn der Debatte. Die Ungeimpfen würden als ein „dummes Kollektiv“ hingestellt, kritisierte sie. Man müsse aber das Recht auf Selbstbestimmung akzeptieren, forderte Flaßpöhler. Vielleicht hätten manche mit anderen Impfungen schlechte Erfahrungen gemacht und würden sich daher in einer Risikoabwägung gegen eine Corona-Impfung entscheiden.

Der Immunologe Carsten Watzl agumentierte dagegen. Er stelle fest, dass viele Menschen eine irrationale Angst vor der Impfung haben, weil „sehr viele Leute vor dieser Impfung auch gewarnt haben und Angst gemacht haben mit wirklichen Lügen“. Etwa, dass die Impfung unfruchtbar mache oder die Gene verändere.

Kurz darauf beklagte Flaßpöhler eine einseitige und nicht ausgewogene Berichterstattung der Medien in der Corona-Krise und brachte damit Stefan Weil (Ministerpräsident von Niedersachsen, SPD) und Georg Mascolo (Journalist) gegen sich auf. Immunologe Watzl beklagte dagegen eine einseitige Berichterstattung. Aus seiner Sicht werde viel zu wenig berichtet, wie „sicher und effektiv die Impfungen sind“. 

Dann kam es zum Eklat in der Sendung. Plasberg leitete einen Einspielfilm über die Effektivität des Impfens mit einen Seitenhieb gegen Flaßpöhler ein, die ihm vielleicht nun Impf-Propaganda vorwerfen könne. Die Chefredakteurin fühlte sich in die Querdenker-Ecke gedrängt: „Mein Eindruck ist, Sie versuchen mich, obwohl ich wirklich versuche, sehr sachlich zu argumentieren, in genau diese Ecke zu schieben, indem Sie mir jetzt irgendwie unterstellen, ich würde davon reden, dass ist jetzt eine Propagandaveranstaltung.“ Das sei „lächerlich und eine böswillige Unterstellung“.

Rauchen als richtiges Beispiel - aber Flaßpöhler benutzt es falsch

Es wurde jedoch noch abstruser: Flaßpöhler verglich das Corona-Risiko mit dem Gesundheitsrisiko für Motorradfahrer oder Raucher. „Wir würden nie auf die Idee kommen, dass diese Leute selbstverschuldet krank werden“, so ihre Argumentation. Dort lasse man Unvernunft gelten.

Daraufhin schaltete sich Dr. Lisa Federle in die Diskussion ein, Pandemiebauftragte des Kreises Tübingen: „Es ist ein riesen Unterschied, ob jemand raucht für sich selber und damit seine Lunge schädigt.“ Schließlich habe man genau deshalb das Rauchverbot in Lokalen eingeführt. „Das sei auch eine Freiheitseinschränkung“, so Federle – womit sie zweifelsfrei richtig liegt.  Sowieso wirkte sie ermüdet von der ganzen Diskussion um Freiheitsrechte, denn:

„In der Zwischenzeit vermehrt sich das Virus fröhlich munter weiter“. Diese Diskussion sei typisch für unsere Gesellschaft, deshalb komme man nicht voran."

Zum Ende der Sendung gerieten Plasberg und Flaßpöhler dann nochmal aneinander. Wieder echauffierte sich die Philosophin über eine Anmoderation des ARD-Mannes. Er verglich den Lockdown für Ungeimpfte in Österreich mit den Druck, den man auf ein Kind aufbauen müsse, um eine Verhaltensänderung zu bewirken. Flaßpöhler konnte über dieses Bild nur den Kopf schütteln: „Sie haben ein völlig anderes Demokratieverständnis als ich“. Es gehe hier um mündige Bürger.

Es war sicher nicht unangebracht, der widersprüchlichen Philosophin den Wind aus den Segeln zu nehmen, doch das hätte Frank Plasberg mal besser seinen Gästen überlassen. Wer ARD & ZDF gerne als „Staatsfunk“ bezeichnet, fühlte sich nach dieser Sendung in seiner Meinung sicher bestärkt.

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