Klangschalen und Fenster putzen

Horst Lichter: Diese bizarren Erlebnisse hatte er im Schweigekloster

01.05.2021 um 09:50 Uhr

Das hatte sich Horst Lichter aber ganz anders vorgestellt! Ein Buchverlag schickte ihn für zehn Tage ins Schweigekloster. Erwartung und Realität hätten für den Fernsehkoch und Moderator nicht weiter auseinanderliegen können. Im „Kölner Treff“ gab der 59-Jährige jetzt Einblicke in seine teils sehr skurrilen Begegnungen während dieser Zeit.

Was erwartet man, wenn man in ein Kloster geht, um Ruhe zu finden? Für Horst Lichter war vor dem Projekt eigentlich klar, wie die zehn Tage in etwa aussehen würden. Im Kölner Treff formulierte er es so: „Ich hatte tatsächlich gehofft, in ein richtiges Kloster zu gehen – mit Mönchen oder Nonnen, wo wir morgens um vier Uhr aufstehen zum stillen Gebet, wo wir dann vielleicht Gartenarbeit machen, dann etwas essen, eine kärgliche Speise, dann irgendwann wieder beten in der Stille, wo man dann in seiner Kemenate ist, in der nichts anderes als starke Mauern sind. Das war meine Idee.“

„Wen darf ich zupfen?“

Doch es kam ganz anders. Der Verlag schickte ihn in eine etwas andere Version des Schweigeklosters. Horst Lichter: „In so ein wunderbares Kloster mit einem Zen-Meister. Da liegt dann einer im nassen Rasen auf dem Boden und irgendeiner rennt mit einer Klangschale drumherum. Oder wo die dann anfangen, Fenster zu putzen, um sich selbst zu finden. Ich bin jemand, der putzt für sein Leben gerne, aber ich will fertig werden. Und die stehen vor der Scheibe und gucken erstmal diesen Fleck an eine Viertelstunde. Oder Unkraut jäten. Das musst du sehen. Die stehen mitten im Unkrautbeet und du hast das Gefühl, die fragen erstmal: Wer ist bereit? Wen darf ich zupfen?“

Der Weg zur Toleranz

Eine schwierige Situation für den Fernsehkoch, der am Anfang gefragt wurde, ob er im Garten, in der Küche oder beim Putzen helfen will. Die Kurse für den Garten und die Küche waren aber belegt und dem Putzen hat er sich entzogen. Schließlich holte er sich ein Fahrrad und ging viel spazieren. „Ich hab in den ersten drei Tagen sehr mit mir gekämpft. Es waren viele für mich sehr außergewöhnliche Menschen da. Aber dann habe ich was ganz Tolles gelernt – und zwar ein Wort anzuwenden, was wir sehr häufig erwähnen, was wir immer wieder einfordern, was aber die wenigsten Menschen wirklich machen: Toleranz! Ich habe mir diese Menschen angeguckt und habe festgestellt: Es scheint ja doch vielen etwas dort zu bringen – auch wenn ich es noch so kurios und verrückt finde, diesen Menschen bringt es was“, so Horst Lichter.

Schweigen, Einsamkeit und laute Gedanken

Schließlich hat sich der Moderator doch auf das Experiment eingelassen und war verwundert über die Lautstärke seiner Gedanken. Das Schweigen fiel ihm ebenfalls schwer: „Mir fehlte etwas, was ich liebe, was ich lebe: Ich bin höflich, ich bin freundlich und ich liebe Menschen und ein freundliches Lächeln, wenn dir jemand begegnet, ein Nicken, eine Geste. Das bekam ich nirgendwo, weil die Menschen so mit sich selber beschäftigt waren, dass ich gerne manch einen einfach genommen hätte zum Schütteln und hätte gesagt: Mensch, lächle mal!“

Zum Schluss war Horst Lichter dennoch froh über die Zeit im Schweigekloster. Seine Erlebnisse hat er im Buch „Ich bin dann mal still: Meine Suche nach der Ruhe in mir“ zusammengefasst. Es erscheint am 3. Mai 2021 als Buch und Hörbuch.

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