Einer härter als der andere!...
Einer härter als der andere!
Im TV kann so einiges schief gehen, vor allem dann, wenn Sendungen oder...
TV-Liebling Horst Lichter feiert 60. Geburtstag! Die Filmbiografie „Keine Zeit für Arschlöcher“ zeigt seinen abenteuerlichen Weg zum Starkoch und TV-Moderator. Der „Bares für Rares“-Star musste dabei zahlreiche Schicksalsschläge verkraften und kam dem Tod selbst sehr nah.
Ein Artikel von TV Digital Chefreporter Mike Powelz
Gut gelaunt, stets freundlich und zuvorkommend, immer optimistisch: So kennen und lieben die Zuschauer Horst Lichter. Am 15. Januar feiert der Moderator von „Bares für Rares“ seinen 60. Geburtstag. Das ZDF ehrt den TV-Liebling mit der Verfilmung seiner autobiografischen Erzählung „Keine Zeit für Arschlöcher“ (So, 9. Januar, 20.15 Uhr im ZDF). Rahmenhandlung des Dramas: Anlässlich der Krebsdiagnose seiner Mutter blickt der TV-Koch und Entertainer auf sein Leben zurück: auf eine bewegte Kindheit und Jugend, aber auch auf Schicksalsschläge wie seinen Bankrott, seine Schlaganfälle oder den Tod seiner Tochter.
Darum geht’s in „Keine Zeit für Arschlöcher“
Horst Lichter (Oliver Stokowski) ist auf dem Zenit seines Erfolgs als TV-Koch, Moderator und Entertainer, als ihn eine traurige Nachricht ereilt: Seine Mutter Margret (Barbara Nüsse) hat Krebs. Während er mit ihr von Arzt zu Arzt zieht und dabei traurige, aber auch heitere Momente erlebt, erinnert er sich an seine Kindheit und seinen geliebten Vater (Enno Kalisch). Stets an Lichters Seite: Gattin, Partnerin und Freundin Nada (Chiara Schoras). Eine Hommage auf den TV-Liebling im Stil von Filmbiografien wie Hape Kerkelings „Der Junge muss an die frische Luft“.
TV Digital: Herr Lichter, der Film über Ihr Leben beginnt mit einer Reflexion über das Glück. Wie glücklich sind Sie selbst aktuell auf einer Skala von null bis zehn?
HORST LICHTER: Bei einer Sieben, weil es zu viel gibt, das eher nicht so schön ist. Aber ich will nicht jammern: Meinen Liebsten und mir geht’s gut, wir haben keinen Hunger, und es gibt Menschen, die mir das Gefühl geben, dass sie mich mögen.
Der Film beleuchtet Meilensteine Ihres Lebens. Was sind die wichtigsten?
Es gab einige Momente, die mich existenziell verändert haben: der Tod meines geliebten Vaters, meine Schlaganfälle, der Verlust meines Kindes und zuletzt die Begleitung meiner Mutter bis zu ihrem Lebensende. Sich trotz solcher Schicksalsschläge treu zu bleiben und die Lebenslust nicht zu verlieren ist nicht einfach. In die „Freude am Spaß“ mischt sich auch Demut.
Aber gab es nicht auch jede Menge schöner Meilensteine?
Klar! Meine Schulzeit war rückblickend betrachtet eine einzige Party, und auch das Schlimme hat stets etwas Gutes nach sich gezogen. Beispielsweise wusste ich danach, wer ein Freund ist.
Im Film spielt Ihre Mutter Margret eine wichtige Rolle.
Meine Mutter war mein Vorbild, weil sie in den härtesten Situationen nie den Lebensmut verlor. Sie hat immer malocht – und doch niemals gejammert.
Waren Sie in Ihrer Kindheit arm oder eher Mittelschicht?
Wir hatten genug zu essen und zu trinken und zum Glück auch ein Dach überm Kopf, aber wir waren schon arm.
Im Film werden Sie bei Ihrem ersten Auftritt im Spielmannszug gemobbt, weil Sie die falsche Sockenfarbe tragen. Hing Ihnen die Spießigkeit Ihres Heimatorts nicht zum Hals heraus?
Ja. Das Erlebnis mit dem Spielmannszug hat sogar dazu beigetragen, dass ich später nie mehr einem Verein beigetreten bin. Es war so schlimm, dass ich es bis heute nicht verwunden habe. Seitdem nehme ich Außenseiter gern in den Arm und sage ihnen, dass sie auch „dazugehören“.
Stimmt es, dass Ihre Mutter Ihre Gage für einen Auftritt bei „Markus Lanz“ in die Höhe getrieben hat?
Ja! Für den Auftritt in einer Talkshow bekommt man normalerweise nur eine Aufwandsentschädigung – sogar wenn man George Clooney heißt. Aber meine Mutter hat der Redaktion von „Markus Lanz“ 1000 oder 2000 Euro aus dem Kreuz geleiert. Und mir das erst Jahre später gestanden.
Klingt, als sei Ihre Mutter mächtig stolz auf Sie gewesen?
Sie war sogar extrem stolz auf mich, auch wenn ich das erst später verstanden habe. Und sie ist auf eine witzige Weise mit meinem TV-Ruhm umgegangen. Manchmal hat sie sich zum Beispiel künstlich darüber beschwert, dass sie nirgendwo mehr hingehen könne, ohne von den Leuten erkannt zu werden – obwohl sie die Leute selbst darauf hingewiesen hat, dass sie „Frau Lichter“ war. Einmal ist sie zum Beispiel mit dem Auto bis zum Haupteingang des Theaters vorgefahren, gab ihren Schlüssel an der Kasse ab und sagte: „Parken Sie den Wagen bitte für Frau Lichter, das ist die Mutter des Künstlers.“ Sie war sehr cool.
Sie sind zum dritten Mal verheiratet. Sind Ihre beiden ersten Ehen aus demselben Grund zerbrochen?
Nein. Mit meiner ersten Ehefrau bin ich nach wie vor sehr gut befreundet. Wir waren damals einfach zu jung, hatten die Liebe mit Hormonen verwechselt. In meiner zweiten Ehe habe ich meine Frau geliebt, aber wir passten nicht zusammen. Sie hat dann jemand anderen gefunden.
Nach Ihrem zweiten Schlaganfall, den Sie im Alter von 28 Jahren erlitten, hatten Sie ein Nahtoderlebnis. Wie fühlte sich das konkret an?
Zuerst hatte ich wahnsinnige Schmerzen, doch auf einmal waren sie weg. Ich weiß nur noch, dass ich damals hörte, wie mich eine Ärztin fragte, ob es mir gut gehe – und dass ich ihr nicht geantwortet habe, weil ich nur noch meine Ruhe haben wollte.
Was geschah anschließend?
Ich bekam eine Adrenalinspritze ins Herz und wurde mit einem riesigen Schmerz wach. Später plagten mich Schuldgefühle, weil ich der Ärztin nicht geantwortet hatte, aber im Nachgang erfuhr ich, dass ich ihr gar nicht hätte antworten können.
Im Film begleiten Sie Ihre Mutter bis zur Todesstunde. Waren Sie wirklich bei ihr?
Ja, sie ist in unseren Armen eingeschlafen. Und es gab etwas, dass mich mit ihrem Tod versöhnt hat. Denn bevor Mutter endgültig ging, hat sie noch einmal eingeatmet und dann dreimal gelächelt. Da wusste ich, sie geht im Frieden.
Wie feiern Sie Ihren 60. Geburtstag?
Ursprünglich war eine richtig große Feier geplant anlässlich des 50. Geburtstags meiner Frau sowie meines runden Ehrentags, aber in der momentanen Situation lässt sich leider nicht so feiern. Das hole ich deshalb im Sommer nach mit einer schönen Gartenparty.
„Keine Zeit für Arschlöcher“: So, 9. Januar, 20.15 Uhr im ZDF und in der Mediathek