Zweiter Fall für die Psychiaterin Dr. Karla Eckhardt

„Im Schatten der Angst“: Julia Koschitz will die Unschuld einer pathologischen Lügnerin beweisen

17.04.2023 um 14:07 Uhr

Zum zweiten Mal spielt TV-Star Julia Koschitz in "Im Schatten der Angst – Du sollst nicht lügen" die forensische Psychiaterin Dr. Karla Eckhardt. Wir sprachen mit ihr und dem forensische Psychiater Dr. David Janele über den ZDF-Psychothriller und zwanghafte Lügner.

Ein Artikel von TV Digital Reporter Mike Powelz

Ein brutaler Mord erschüttert Wien: Mitten in der Nacht wird der renommierte Psychologe Dr. Christoph Schäfler (Christoph von Friedl) am Ufer der Donau erschlagen. Bei ihren Ermittlungen stößt die ruppige Kommissarin Irene Radek (Susi Stach) auf die junge Anna Lobrecht (Mercedes Müller), die den Mord überraschend gesteht. Die Krux: Lobrecht ist eine zwanghafte Lügnerin, ihr Tatgeständnis völlig wertlos.

Notgedrungen bittet Radek die forensische Psychiaterin Dr. Karla Eckhardt (Julia Koschitz) um Hilfe. Doch die Expertin für die Begutachtung von Tätern mit psychisch auffälligem Verhalten ist befangen: Sie kennt Anna Lobrecht bereits aus therapeutischen Sitzungen und glaubte ihr einstmals nicht, als sie behauptete, vom Mordopfer belästigt worden zu sein. Trotzdem nimmt Dr. Eckhardt den Job an – und gerät in Lebensgefahr. Denn die pathologische Lügnerin Anna ist nicht nur undurchschaubar und unberechenbar, sondern auch äußerst manipulativ.

Die Hauptrolle im Psychothriller „Im Schatten der Angst: Du sollst nicht lügen“ (Mo, 17. April, 20.15 Uhr im ZDF) spielt Julia Koschitz. Es ist bereits ihr zweiter Auftritt als forensische Psychiaterin Dr. Karla Eckhardt. 2019 überführte sie im Auftaktfilm zu der lockeren ZDF-Reihe einen mehrfachen Frauenmörder, dargestellt von Justus von Dohnányi.  Ihr Debüt fesselte damals 5,1 Millionen Zuschauer.

Was begeistert Julia Koschitz am Thema „forensische Psychiatrie“?

Die Schauspielerin erklärt gegenüber TV Digital: „Obwohl es bei diesem Fachgebiet um unbegreiflich schwere Straftaten und deren Hintergründe geht, steht immer die Komplexität der menschlichen Psyche im Fokus – und die finde ich absolut faszinierend.“ Der zweite Einsatz bringe ihre Figur zudem „in große Not“, berichtet Koschitz weiter: „Karla hat Anna vor Jahren begutachtet und ihr nicht geglaubt, dass sie das Opfer eines Gewaltübergriffs durch ihren Therapeuten war. Da Anna nun ein Geständnis für den Mord an ebendiesem Mann ablegt, drängt sich der Verdacht auf, dass meine Figur eventuell eine schwerwiegende Fehleinschätzung abgegeben und dadurch große Schuld auf sich geladen hat. Deshalb versucht sie, die Unschuld der Lügnerin zu beweisen – und damit auch ihre eigene.“

Wusste die Schauspielerin schon vor Drehbeginn, dass es pathologische Lügner gibt? „Nein“, verrät Julia Koschitz. „Zuerst musste ich an einen gängigen Politikstil denken, der auf Fake News, also auf reinen Lügen aufbaut. Und natürlich war mir auch Baron Münchhausen ein Begriff. Aber ich wusste nichts von dieser Krankheit – und fand den Fachbegriff Pseudologia phantastica dafür auch so blumig, dass ich mir anfänglich gar nicht vorstellen konnte, dass es ihn wirklich gibt.“

Pathologische Lügner können einfach nicht anders

Dr. David Janele, stellvertretender Ärztlicher Direktor in der früheren Hochsicherheitseinrichtung Bezirkskrankenhaus Straubing, ist indes gut vertraut mit pathologischen Lügnern. Der Facharzt für Psychiatrie mit dem Schwerpunkt Forensische Psychiatrie erläutert: „Die sogenannte Pseudologia phantastica gibt es tatsächlich. Der Autor Karl May war beispielsweise jemand, der seine Reisen um die Welt extrem ausgeschmückt hat – etwa wenn er von seinen angeblichen Kämpfen gegen Grizzlys oder Indianer erzählte. Pathologische Lügner können einfach nicht anders, als ständig die Unwahrheit zu sagen. Und anders als bei Wahnvorstellungen oder Schizophrenie weiß der Betreffende auch genau, dass er lügt. Er macht das sehr gern und liebt es, andere Menschen zu manipulieren.“

Wir baten den Experten, der seit 15 Jahren in der forensischen Psychiatrie arbeitet, um eine „Thriller-Diagnose“: Was ist am TV-Fall realistisch, was unrealistisch? Dr. Janele: „Mir hat es sehr gut gefallen, dass die Patientin realistisch dargestellt wird. Sie hat offenbar eine Borderline-Persönlichkeitsstörung und ist außerdem manipulativ. Auch den Klinikalltag von Karla Eckhardt finde ich schön dargestellt. Was ich für tatsächlich unrealistisch halte, ist die sehr enge Einbindung der forensischen Psychiaterin in die Ermittlungen. Auch würde man in der Realität in einer vergleichbaren Lage, wie sie Dr. Eckhardt erlebt, den Fall abgeben, da man persönlich zu sehr darin verstrickt beziehungsweise befangen ist und daher eine Angriffsfläche bietet. Aber natürlich ist das ein fiktiver Krimi, der die Zuschauer unterhalten soll.“

Dritter Psychothriller mit Koschitz ist bereits in Planung

Wird es nach dem zweiten Einsatz weitere Fälle für Dr. Karla Eckhardt geben? „Ein dritter Fall ist tatsächlich in Planung“, verrät Julia Koschitz gegenüber TV Digital. Hat sie selbst eigentlich kleinere oder größere Psychoticks? „Was mich betrifft, kann ich sagen, dass ich zwar keine Phobien habe, aber mir der eine oder andere Tick ganz sicher nicht fremd ist. Bevor ich beispielsweise mit der Arbeit beginne, muss um mich herum eine gewisse Ordnung geschaffen werden – vielleicht um dem Chaos in mir ein Gegengewicht zu geben.“

„Im Schatten der Angst: Du sollst nicht lügen“: Mo, 17. April, 20.15 Uhr im ZDF und in der Mediathek

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