Einer härter als der andere!...
Einer härter als der andere!
Im TV kann so einiges schief gehen, vor allem dann, wenn Sendungen oder...
„Klein gegen Groß“ feiert Jubiläum: Seit 10 Jahren läuft die Familienshow erfolgreich im Ersten. Moderator Kai Pflaume spricht im Interview über seine Erfolgsshow, Disziplin, die Kunst des Abschaltens und seinen „pflaumigen“ Nachnamen.
Er gilt als Quotengarant: Seit zehn Jahren feiert Kai Pflaumes Show „Klein gegen Groß“ am Samstagabend Quotenerfolg. Auch was der 54-Jährige sonst anpackt, gelingt: Oft schalten über vier Millionen Zuschauer ein, wenn sein Vorabendquiz „Wer weiß denn sowas?“ im Ersten läuft. Sein YouTube-Kanal „Ehrenpflaume“ hat knapp 600.000 Abonnenten und bei Instagram folgen ihm über 600.000 Menschen. Wie kaum jemand sonst erreicht er jede Generation. Wie schafft er das alles?
Ein Interview von HÖRZU-Redakteurin Mirja Halbig
Herr Pflaume, was können Kinder besser als Sie?
KAI PFLAUME: Kinder haben ein ganz großes Vermögen: Sie gehen alle Dinge spielerisch an und machen sich nicht so viele Gedanken darüber. Und sie haben etwas Unverstelltes, wenn man ihnen begegnet.
Gibt es Momente, in denen Sie gern noch einmal Kind wären?
Nein, ich habe heute ein Höchstmaß an Freiraum. Es ist ja so, dass ich bei vielen Dingen gar keinen Druck empfinde, sie zu tun. So war auch der YouTube-Kanal meine Entscheidung, darauf habe ich einfach Lust. Da sagt niemand: „Mach das!“ Für mich ist der Spaß bei der Arbeit die beste Motivation. Dementsprechend möchte ich nicht noch mal Kind sein. Als ich jung war, bin ich oft dorthin gegangen, wo es wehtat: Ich habe mir mehrmals den Arm gebrochen und viele andere Verletzungen zugezogen. Das habe ich alles überstanden.
Worauf können sich die Zuschauer in der Jubiläumsshow freuen?
Es wird eine besondere Sendung, weil alles noch ein Stück größer, spektakulärer ist als das, was wir in den letzten Shows gesehen haben. Zugesagt haben unter anderem Senta Berger, Elyas M’Barek, Nico Santos, Christoph Maria Herbst, Martina Hingis, Jürgen Vogel, Peter Maffay, Joko Winterscheidt. Auch Turner Fabian Hambüchen wird dabei sein – er war bisher am häufigsten bei uns zu Gast. Es wird kein Rückblick, das ist wichtig. Dafür zeigt das Erste eine Doku mit Höhepunkten aus zehn Jahren.
Und zwar am Tag nach der Show, am 17. Oktober um 15.30 Uhr und am Fr, 14.10 ab 20.15 Uhr im NDR. Was waren denn für Sie persönlich die ganz besonderen Momente der Show?
Mich beeindrucken besonders die ganz jungen Kinder. Ich staune, dass sie den Mut haben, in das voll besetzte Studio zu kommen, und dort überhaupt einen Ton herausbringen. Die beiden Jüngsten waren erst vier Jahre alt: Der Billardspieler Adam aus Irland und der Basketballer Titus aus Amerika. Auch der fünfjährige Philipp, der wie ein Großer Gabelstapler fuhr und das Duell gegen Elton gewonnen hat, ist mir besonders in Erinnerung. Im besten Falle wird das Studio für die Kinder zu einem Riesenspielplatz.
Zu vielen prominenten Gästen haben Sie auch privat einen guten Draht. Wen haben Sie persönlich eingeladen?
Ich bin mit einigen Kollegen, wie Joko und Klaas, Frank Elstner und vielen Sportlern, auch abseits der Sendungen in Kontakt. Es gibt keine andere Unterhaltungsshow, in der so viele aktuelle Nationalspieler zu Gast waren. Toni Kroos, Serge Gnabry, Joshua Kimmich und Timo Werner waren bei uns. Und das hat auch mit Vertrauen zu tun. Sie wissen, bei uns macht sich keiner lustig über sie.
Sie gelten als der „König der Familienunterhaltung“ und stehen viel in der Öffentlichkeit. Haben Sie sich schon mal von etwas verletzt gefühlt?
Es gibt hin und wieder Leute, die irgendeinen Schwachsinn schreiben, aber das ist zum Glück relativ selten. Man entwickelt natürlich eine Haltung dazu und findet seinen Umgang damit. Ich denke mir dann: „Was juckt es die Eiche.“ Anders wäre es auch schwierig.
Jedes Jahr moderieren Sie etwa 185 Sendungen und sind außerdem noch auf YouTube und Instagram aktiv. Wie halten Sie dieses Pensum durch?
Ganz ohne Disziplin geht das nicht. Aber das ist mehr oder weniger in jedem Job so. Wenn du einen gewissen Anspruch an dich selbst hast und auch etwas erreichen willst, gehört immer eine Spur Disziplin dazu.
Bleibt da überhaupt die Chance, sich auch mal fallen zu lassen und aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen?
Ich mache jedes Jahr eine Sommerpause. Da bin ich bis zu sechs Wochen einfach mal ganz raus, da poste ich nichts im Internet, und mein geschäftliches Handy bleibt aus. Als meine Jungs noch in der Schule waren, sind wir fünf Wochen verreist. Ich war die ganze Zeit nicht erreichbar, nur meine Managerin wusste, wo ich bin. Es gab die klare Verabredung, dass mir keine Mails weitergeleitet werden. Da muss schon die Welt einstürzen, bevor in der Zeit jemand Kontakt zu mir aufnimmt.
Wie wichtig sind Phasen wie diese für Sie persönlich?
Sehr wichtig. Es gab bestimmte Entscheidungen in meinem Leben, die dazu geführt haben, dass ich mir diese Freiheiten nehmen kann. Etwa dass ich keine eigene Produktionsfirma gegründet habe. Dafür nun aber einen eigenen YouTube-Kanal. Wie groß ist der Aufwand? Wir arbeiten in einem kleinen Team zu dritt. Julian, 20, und Justin, 28, produzieren meine Filme. Im Hintergrund kümmere ich mich um alles selbst. Ich kontaktiere meine Gäste, buche unsere Reisen. Was mir an dem Kanal so Spaß macht: Die User entscheiden, ob das gut ist, was du machst, und ob sie es sehen wollen. Das ist das relevanteste Urteil, das man bekommen kann – es ist wie ein Publikumspreis.
Wie gelingt es Ihnen so erfolgreich, alle Generationen zu erreichen?
Ich bin fast 30 Jahre lang im Geschäft. Viele kennen mich seit ihrer Kindheit – und das hat etwas Vertrautes. Da ist es mit den Zuschauern wie mit unseren Gästen: Sie schauen vorbei, weil ihre Kinder „Klein gegen Groß“ gucken. Oder umgekehrt: Die Kinder bringen die Eltern zu „Wer weiß denn sowas?“. Ich bleibe authentisch. Wenn ich etwa bei YouTube unterwegs bin, sage ich vielleicht einmal mehr: „Ja, das fühle ich!“ Aber wenn ich nur noch in Jugendsprache reden würde? Das wäre doch seltsam.
Zu Beginn Ihrer Karriere sind Sie Anfang der 1990er-Jahre Rudi Carrell begegnet, einem unserer größten Entertainer. Wie erinnern Sie das?
Als ich als Kandidat bei „Herzblatt“ aufgetreten bin und wir mit dem Bus zum Studio gebracht wurden, sagte der Fahrer: „Guck mal, da ist Rudi Carrell.“ Und dann fuhr da ein älterer Mann auf einem alten, klapprigen Damenfahrrad. Das fand ich nett: Warum auch nicht? Kurz darauf begrüßte Carrell uns im Aufenthaltsraum. Das war dann wie im Fernsehen – seine Stimme, sein Auftreten. Er hat uns etwas mitgegeben: „Versuchen Sie nicht, übertrieben lustig zu sein. Das geht meistens nach hinten los.“ Bis heute denke ich gern an dieses Treffen zurück.
Pflaume – der Name steht für Erfolg. Dabei riet Ihnen der RTL-Unterhaltungschef zu Beginn Ihrer Karriere 1993, den Namen zu ändern. Wie denken Sie heute über diesen Vorschlag?
Hätte ich das mal gemacht! Nein, im Ernst: Sie hatten schon Schlagzeilen im Kopf wie „RTL hat jetzt auch eine Pflaume“. Aber ich dachte: „Warum kommen sie damit?“ Schon mein Opa hat gesagt: „Geben Sie sich keine Mühe, es gibt keinen Witz, der über den Namen noch nicht gemacht wurde.“ Das ist mein Name – und fertig. Ich habe Dinge immer so gemacht, wie ich sie für richtig gehalten habe. Das ist eine Frage der Persönlichkeit. Wichtig ist am Ende, etwas mit Überzeugung getan zu haben – egal ob es gut geht oder nicht. Die klare Haltung macht Ihren Erfolg aus.
Wie sehr hat Sie Ihr Elternhaus in dieser Hinsicht geprägt?
Als Kind wurde ich immer bestärkt, an mich selbst zu glauben, an meine Fähigkeiten und an meine Träume. Und zu versuchen, diese zu leben. Ein Urvertrauen, das von Eltern an ihre Kinder weitergegeben wird, ist etwas ganz Tolles. Man kann und muss es nicht jedem recht machen. Wichtig ist: Sei nett mit anderen. Das zählt für mich privat und im Beruf.
"Klein gegen groß": Samstag, 16. Oktober, 20.15 Uhr im Ersten
"10 Jahre Klein gegen Groß - Die unglaublichsten Geschichten der Kinder": Freitag, 15. Oktober, um 20.15 Uhr im NDR und in der ARD-Mediathek