Die unerträgliche Frage nach der Schuld

"Kalt“: ARD-Drama nach wahrer Begebenheit geht unter die Haut

02.11.2022 um 17:52 Uhr

Eine unvorstellbare Tragödie: Während einer Wanderung mit ihrer Kita-Gruppe verliert eine Erzieherin zwei Kinder. Der sehenswerte TV-Film im Ersten basiert auf einem realen Ereignis.

Wie konnte das passieren? Diese Frage stellt sich Kathleen Selchow (Franziska Hartmann) unentwegt selbst und findet darauf keine Antwort. Von einer Minute auf die andere ist in ihrem Leben nichts mehr, wie es einmal war. (Mi, 2. November, 20.15 Uhr im Ersten)

Kathleen Selchow arbeitet seit vielen Jahren als Erzieherin in einer Berliner Kita. Bei einem Ausflug in den nahe gelegenen Wald hat sie die Verantwortung für eine Gruppe von 17 Kindern übernommen. Beim Durchzählen bemerkt Selchow, dass zwei Kinder fehlen. Die Kolleginnen (die vorne und an der Seite mitgelaufen sind) haben das Verschwinden ebenfalls nicht bemerkt. Der Junge ist ertrunken, obwohl er schwimmen kann. Das Mädchen wird schwer verletzt gefunden.

Kommissarin Leila Storm (Anne Ratte-Polle) übernimmt die Ermittlungen. Nico war der Sohn von Nachbarin Melanie (Patricia Aulitzky) direkt gegenüber, und ein Freund von Kathleens Sohn Luca (Johann Barnstorf), der ebenso unter dem Geschehen leidet wie sein Vater Robert (Božidar Kocevski). Die Eltern in der Kita wenden sich von ihr ab, die Kolleginnen zerstreiten sich, und gegen Kathleen wird Anzeige wegen fahrlässiger Tötung erstattet.

Ein ähnlicher Fall hat sich traurigerweise tatsächlich zugetragen: 2020 ertrank der zweijährige Adam bei einem Ausflug in einem Magdeburger See. Die drei verantwortlichen Erzieherinnen wurden damals wegen fahrlässiger Tötung zu einer Strafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt.

"Wenn so was in Wirklichkeit passiert, und man darüber in der Zeitung liest, nimmt man vielleicht schnell eine Haltung ein. Im Spielfilm kann man sich hingegen im besten Fall viel mehr mit den verschiedenen Perspektiven, Emotionen und Seiten auseinandersetzen. Ich wünsche mir, dass der Zuschauer mit Kathleen mitgehen und mitfühlen kann, ohne sie zu verurteilen“, erklärt Hauptdarstellerin Franziska Hartmann im Interview mit GOLDENE KAMERA.

Der beklemmende Film von Stephan Lacant nach einer Vorlage des renommieren Drehbuchautors und promovierten Pädagogen Hans-Ullrich Krause erzählt die Tragödie konsequent aus dem Blick Kathleen Selchows, die ihren Anteil an dem Geschehen ergründen will. Die Frau erinnert sich an einen Moment, in dem sie vielleicht abgelenkt war. Ob das ursächlich war, bleibt offen, aber es reicht ihr, sich ohne Rücksicht auf mögliche Folgen zur übernommenen Verantwortung zu bekennen.

"Kalt": Mi, 2. November, 20.15 Uhr im Ersten

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