Boris Palmer: "Nachbarn pro Öffnung" - Grünen-Politiker bei Maischberger

Palmer: "Alle Nachbarn pro Öffnung" – Grünen-Politiker bei Maischberger

11.02.2021 um 12:43 Uhr

Boris Palmer plädierte in der Talkshow Maischberger für mehr Abwägung beim Thema Lockerungen des Lockdowns. Als Beispiel nannte er Deutschlands Nachbarn. "Fast alle unsere Nachbarn haben viel höhere Inzidenzen als wir und entscheiden sich für Öffnung", sagte der Oberbürgermeister von Tübingen. Eine weitere Aussage zum Thema Umgang mit der Corona-Pandemie rief Kritik hervor: Die Auslastung der Intensivbetten sei entscheidend.

Der Grünen-Politiker Boris Palmer fällt immer wieder durch kontroverse Meinungen auf. In der Talkshow Maischberger in der ARD nannte er die Beispiele der Länder, die trotz höherer Inzidenz als Deutschland Lockerungen vornehmen:

"Dänemark, Niederlande, Frankreich, Österreich, Italien machen alle auf – Schulen und/oder Handel und Gaststätten", so Palmer. "Man kann die Wertentscheidung offenkundig auch anders treffen." Für ihn müssen die vielfach bedrohten wirtschaftlichen Existenzen ebenso in die Abwägung im Umgang mit der Corona-Pandemie und bei der Frage einer Lockerung des Lockdowns in Deutschland einfließen.

Palmer plädierte für eine kontrollierte Öffnung der Geschäfte und Schulen. Mit einer folgenden Aussage provozierte er nicht nur seinen Gegenüber in der Sendung, den Intensivmediziner Professor Uwe Janssens, sondern auch viele Menschen an den Bildschirmen und in den sozialen Medien.

Intensivbetten als Maßstab? Janssens ganz anderer Meinung

"Bei Grundrechtseingriffen kann nur die Intensivstation der Maßstab sein. Die Freiheit des Einzelnen endet da, wo die Freiheit des Anderen eingeschränkt wird. Wenn mein Verhalten dazu führt, dass sie kein Intensivbett bekommen, dann muss ich mich einschränken. Wenn Intensivkapazitäten überlastet sind, dann sind Grundrechtseingriffe erforderlich."

Dies sei im November der Fall gewesen, aber jetzt sei man weit davon entfernt, so Palmer. Intensivmediziner Professor Uwe Janssens war ganz anderer Meinung. Er antwortete: "Die Intensivstation ist nicht der Ort, an dem wir testen sollten, ob die Pandemie anfängt zu wirken. Wenn die Leute in der Intensivstation ankommen, dann ist es schon zu spät. Dann ist der Zug schon abgefahren", erklärte Janssens, der Facharzt für Innere Medizin und ehemalige Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin.

Die Reaktionen im Netz und bei Karl Lauterbach waren deutlich

"Es wird völlig vergessen, die Intensivbetten werden benötigt, um die Nicht-Covid-Patienten ausreichend zu versorgen", fügte er an. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach meldete sich über Twitter zu dem Palmer-Argument. Die Reaktion in den sozialen Medien war groß. Sowohl pro Palmer als auch gegen den umstrittenen Grünen-Politiker aus Tübingen.

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