Die übernächste Wählergeneration grillt die Kandidaten

Scholz bei „Kannste Kanzleramt?“: Die Union muss sich in der Opposition erholen

10.09.2021 um 12:40 Uhr

Schüler (soweit sie unter 18 sind) dürfen nicht wählen, wenn am 26. September Bundestagswahl ist. Aber sie durften die drei Spitzenkandidaten Baerbock, Laschet und Scholz. in der Sat.1-Show „Kannste Kanzleramt?“ mit knallharten Fragen löchern und bekamen auch (manchmal) eine ehrliche Antwort.

Nach dem Vorbild des internationalen TV-Formats „Face the Classroom“, in dem schon der französische Präsident Emmanuel Macron von Schülern gegrillt wurde, mussten bei „Kannste Kanzleramt?“ die drei Kanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU), Annalena Baerbock (Grüne) und Olaf Scholz (SPD) am Donnerstagabend jeweils für eine Stunde zur mündlichen Prüfung im Sat.1-Klassenzimmer antreten. Dabei moderieren die Schüler die Sendung und den Spitzenkandidaten fällt es manchmal schwer, nicht direkt das Kommando zu übernehmen.

Ist der Söder noch ihr Freund? Wir telefonieren ab und an…

„Gu-ten Tag, Herr La-schet!“ wird Unions-Kandidat Laschet dabei von dem jugendlichen Gremium begrüßt und muss direkt eine persönliche Frage meistern: „Haben Sie Freunde in der Politik und wenn ja, wer?“, will Felix von ihm wissen. Da muss Laschet lachen und weicht aus: „Ich habe viele Freunde außerhalb der Politik.“ Eva will mehr wissen: „Mögen Sie Markus Söder noch?“ Laschets diplomatische Antwort: „Wir telefonieren ab und an.“

Die brisanteste Frage des Abends stellt dann Schülerin Lara:  Sie möchte wissen, worüber er damals gelacht habe im Hochwassergebiet während des Interviews von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. "Ach, das war ganz blöde", das sei nichts, was man "vertiefen" solle, weicht Laschet aus. Lara bleibt höflich und lächelt, "Okay, Dankeschön".  Was Slomka, Lanz, Illner oder Will nicht aus einem Spitzenpolitiker herauspressen können, gelingt also auch einer harmlosen Schülerin nicht.

Die AfD verbreitet schlechte Laune und die Union muss sich ausruhen

Den SPD-Kandidaten Olaf Scholz fragen die Kinder gleich mal direkt nach seinen Koalitionsplänen. „Alleine mit meiner Partei wird es wahrscheinlich nicht reichen“, so seine bahnbrechende Einschätzung zum Ausgang der Wahl. Weiter will er sich auch vor der Klasse aber nicht in die Karten schauen lassen und legt sich nur fest, wer garantiert nicht dabei sein wird: die AfD, „weil sie für Unfrieden und Zwietracht in dieser Gesellschaft sorgt und immer mehr schlechte Laune verbreitet." Und auch der aktuellen Koalitionspartner CDU/CSU spielt in seinen Plänen für die nächste Bundesregierung keine Rolle. „Die müssen sich mal erholen in der Opposition“, so die eindeutige Ansage für die Zukunft.

Scholz wirkt im Klassenraum so angespannt und konzentriert, wie auf einer Pressekonferenz, besonders als der heikle Wirecard-Skandal angesprochen wird: „Ich habe alles gemacht, was notwendig ist, damit solche Dinge in Deutschland nie wieder passieren“, lautet hier seine ausweichende Standardantwort. Das Eingeständnis einer Mitschuld am peinlichen Versagen der Finanz-Aufsichtsbehörden ist also auch vor versammelter Schülerschaft nicht zu hören. Wäre auch eine Sensation gewesen.   

Du darfst nicht spicken und "We will rock you"

Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock darf vor der Tafel in ihrer Traumrolle auftreten: Die sympathische, lockere Grünen-Politikerin, die ihre Vorstellung von Klimaneutralität skizzieren darf und dabei keinen kritischen Gegenwind bekommt. "Wovor haben Sie am meisten Angst?", fragt eine Schülerin und Baerbock antwortet schnell und spontan - wie auf fast alle Fragen: „Am meisten fürchte sie sich davor, dass ihren Kindern etwas zustößt.“

Aber auch Baerbock wird von der Klasse nicht mit Samthandschuhen angepackt. Angesprochen auf die peinliche Plagiat-Panne bei ihrer Biografie antwortet sie nur pädagogisch wertvoll: „Man sollte nicht spicken in der Schule“.  Als Baerbock am Ende der Stunde auf ihre Knie trommelt und "We will rock you" mit den Kindern singt, ist auch dem letzten TV-Zsuchauer klar, dass die Show genau ihr Ding ist und sie sich pudelwohl fühlt.

Fazit zur Premiere von "Kannste Kanzleramt?"

Die Show ist einfach die ideale Gelegenheit für die drei Kandidat*innen, sich menschlich und familiennah zu präsentieren und es gilt abei die alte Show-Regel: Gegen Tiere und Kinder verlierst du immer.. Das gelingt Baerbock natürlich wesentlich besser als Laschet und Scholz - was jetzt keine große Überraschung ist. Da hilft es Olaf Scholz auch nicht, dass er die Blockflöte mit drei Tönen quält.

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