Es droht das Ende einer langen TV-Ära

„Sportschau“ im Ersten: Ab 2025 ohne Bundesliga-Fußball?

06.03.2024 um 17:40 Uhr

Die Details bei der Ausschreibung der TV-Rechte für die Fußball-Bundesliga ab der Saison 2025/2026 wurden veröffentlicht. Bei der „ARD-"Sportschau" dürfte in Zukunft weniger Bundesliga-Fußball zu sehen sein. Auch ein Ende der „Bundesliga“-Berichterstattung im Ersten ist denkbar.

Die Deutsche Fußball Liga hat den Medien-Unternehmen vor wenigen Tagen die Unterlagen für die Ausschreibung der Bundesliga-TV-Rechte geschickt. Und die enthalten ein paar komplizierte und teilweise raffinierte Details, die vor allem die ARD mit ihrer "Sportschau" unter Druck setzt und zugleich den Wert der Free-TV-Zusammenfassung am Samstagnachmittag mindert.

DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel betonte im Zusammenhang mit der Ausschreibung, dass es "für keinen Partner und für kein Format eine Bestandsgarantie geben kann", das liege am "Wesen der Ausschreibung". Heiß im Klartext: auch die „sportschau“, die seit 2003 ununterbrochen Zusammenfassungen der Spiel am Samstag vor der „Tageschau“ zeigt, könnte die TV-Rechte verlieren.

Wichtiges Detail der Ausschreibung ist problematisch für die ARD

Problematisch für die ARD ist das Paket I der Ausschreibung, das es für die vier Spielzeiten ab 2025/2026 in zwei Varianten gibt, die Kompakt und Klassik heißen. Bei einer davon wären die Höhepunkte im frei zugänglichen Fernsehen erst von 19.15 Uhr an zu sehen. Dieses Kompakt-Modell mit der späten Zusammenfassung im Free-TV käme den Bezahlsendern entgegen. Das entscheidende Detail der Ausschreibung: Pay-Anbieter können indirekt das Aus der "Sportschau" subventionieren.

Käufer der Pay-Pakete mit den Samstagsspielen dürfen das Free-TV-Paket I mit der Zusammenfassung ab 19.15 Uhr zwar nicht selber kaufen. Aber sie können einen Zuschuss zahlen. Theoretisches Beispiel: Ein Bezahlsender wie Sky oder DAZN schießt 30 Millionen zu, damit sich der Kaufpreis von 40 Millionen für einen Free-TV-Anbieter wie RTL oder ProSiebenSat.1 für die DFL auf eine Gesamteinnahme von 70 Millionen addiert.

Eine gewisse Qualitätsverschlechterung für Fußballfans

Das Bundeskartellamt hat die Regularien mit folgender Begründung genehmigt. "Durch Aufschläge auf das eigene Angebot ihre wettbewerblichen Präferenzen hinsichtlich der Ausgestaltung der Highlight-Berichterstattung zum Ausdruck zu bringen". Mit anderen Worten: Durch die Zuzahlung lässt sich über einen Umweg die Exklusivität und der Wert der Live-Rechte für den Samstag erhöhen.  

Die ARD ist nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur nur an der Variante interessiert, die I Klassik heißt. Diese erlaubt Zusammenfassungen zwischen 18.00 und 20.15 Uhr. Sie würde die "Sportschau" in der bisherigen Form erhalten. Eine Kurzversion von 19.15 bis 20.15 Uhr kommt für das Erste nicht infrage, heißt es aus Senderkreisen.

Das Bundeskartellamt sieht im Paket I Kompakt "eine gewisse Qualitätsverschlechterung" für die Fußballfans. "Gleichzeitig verbesserte sich jedoch das Angebot für den Endkunden dadurch, dass die Sendung in diesem Szenario ... zusätzlich ab Sendungsende in einer Mediathek abrufbar gemacht werden kann." Dies käme den Bedürfnissen einer wachsenden Zuschauergruppe entgegen.

Ohnehin sind Free-TV-Rechte im Vergleich zur vorherigen Ausschreibung weniger attraktiv: Zum einen steigt die Zahl der Entlastungsspiele für Europapokalteilnehmer am Sonntag um 19.30 Uhr von zehn auf fünfzehn pro Saison - wodurch es an den jeweiligen Samstagen um 15.30 Uhr nur vier statt fünf Partien gibt. 

Die Topclub treten weniger am Samstag an

Zum anderen entsteht ein weiterer Wertverlust durch die erweiterten Picking-Rechte: Pay-TV-Anbieter dürfen sich noch mehr Spiele für bestimmte Tage und Uhrzeiten aussuchen. Diese Auswahlmöglichkeiten gelten vor allem für Begegnungen am Samstag um 18.30 Uhr sowie am Freitag und Sonntag. Dadurch spielen die großen Vereine wie Bayern München und Borussia Dortmund noch seltener am Samstag um 15.30 Uhr – im Extremfall nur achtmal pro Saison.

In der Vorsaison konnte die "Sportschau" nur 14 Mal Ausschnitte von Bayern- und 18 Mal von Dortmund-Partien am späten Samstagnachmittag zeigen. Ab der Saison 2025/2026 dürften es noch weniger werden.

Die „Sportschau“, die „30 bis 32 Mal am frühen Samstagabend stattfindet, hat regelmäßig über 20 Prozent Marktanteil und ist nach wie vor ein programmlicher Leuchtturm“, betonte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky im letzten Jahr. „Es gibt kaum andere Formate im deutschen Fernsehen, die das mit dieser Regelmäßigkeit über ein ganzes Jahr bieten.“ Bei dem Leuchtturm könnten im Sommer 2025 die Lichter ausgehen.

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