„Süßer Rausch“: Rückkehr der Guldenburgs mit Frauenpower

Gut situierte Familien  der Oberschicht und ihre Wohlstands-Dramen waren schon immer ein beliebtes Thema von ZDF-Reihen, wie „Das Erbe der Guldenburgs“ in den 1980er Jahren. Der Zweiteiler „Süßer Rausch“ setzt diese TV-Tradition fort, stellt aber die Frauen eines Oberschicht-Clans in den Mittelpunkt des Geschehens.

Ein Artikel von TV Digital Reporter Sven Sakowitz

Was für ein Schock! Am Tag nach seinem 60. Geburtstag stirbt Karl Preus (Sven-Eric Bechtolf), Chef einer Traditionsbrennerei und Oberhaupt eines Familienclans. Sein plötzlicher Tod löst bei den Hinterbliebenen ein Erdbeben aus und ist der Auftakt des Zweiteilers „Süßer Rausch“ (Sonntag, 16. Oktober und Montag, 17. Oktober, je um 20.15 Uhr im ZDF), der an wunderbaren Schauplätzen in Venetien gedreht wurde.

Drei miteinander zerstrittene Frauen stehen vor Herausforderungen und müssen ihr Leben neu justieren: Karls Frau Ricarda (Désirée Nosbusch), seine immer noch mit ihm befreundete Ex-Frau Constanze (Suzanne von Borsody) und seine Schwester Julia (Leslie Malton), mit der er die Firma gründete. Wie sie erfahren, gibt es kein gültiges Testament, dafür ein bisher unbekanntes uneheliches Kind.

Zur Trauer gesellen sich bald Eifersüchteleien, zudem brechen alte Konflikte wieder auf, und pikante Geheimnisse kommen unvermittelt ans Tageslicht.

Eine bemerkenswerte Rolle in diesem Film spielt Leslie Malton. Die von ihr verkörperte Julia verschweigt ihrem Sohn, wer sein Vater ist. Außerdem fängt Julia – eine trockene Alkoholikerin, die als Suchttherapeutin arbeitet – wieder zu trinken an.

„Julia ist eine Einzelgängerin und hatte eine innige Beziehung zu ihrem Bruder“, sagt Leslie Malton. „Er war der einzige Mensch, dem sie vertraut hat. Als er so plötzlich stirbt, strauchelt sie und greift wieder zu dem, was ihr schon mal in schwierigen Zeiten geholfen hat – dem Alkohol. Eine nicht sehr kluge Entscheidung.“ Für Malton war die Rolle viel mehr als ein Job: „Eine alkoholkranke Frau darzustellen bedeutete für mich eine große Verantwortung den Menschen gegenüber, die an dieser grausamen Krankheit leiden“, sagt sie. „Die Auseinandersetzung mit dem Thema hat mich bewegt, und mein Respekt vor den Betroffenen war eine besondere Motivation.“

Laut Malton transportiert „Süßer Rausch“ eine weitere wichtige gesellschaftliche Botschaft – durch die drei weiblichen Hauptfiguren. Als Vorsitzende des Bundesverbands Schauspiel, der Interessenvertretung von Schauspielerinnen und Schauspielern in Deutschland, ist sie in der Branche eng vernetzt und mit deren Themen vertraut.

„Es ist ein positives Signal, dass dieser Film gleich drei Frauen in den Hauptrollen hat“, sagt sie. „Positiv im Hinblick auf das ungleiche Verhältnis, mit dem Männer und Frauen in Filmen besetzt werden.“ Es gebe zwar einige Fortschritte, aber leider sei es immer noch so, dass Geschichten von Frauen seltener erzählt werden als die von Männern. Und: „Schauspielerinnen über 50 bekommen nur wenige interessante, relevante, spannende Rollen angeboten. Aber Frauen machen mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus, und unsere Geschichten sind genauso wertvoll, interessant, lustig, tragisch wie diejenigen der Männer. Die Besetzung dieses Films zeigt das sehr deutlich.“