Einer härter als der andere!...
Einer härter als der andere!
Im TV kann so einiges schief gehen, vor allem dann, wenn Sendungen oder...
Schauspieler Axel Milberg nimmt so langsam Abschied von seiner Rolle als Kommissar Klaus Borowski im "Tatort" aus Kiel.
Am Sonntag (26.11.) wird der 67-Jähirge mit dem Fall "Borowski und das unschuldige Kind von Wacken" sein 20-jähriges Jubiläum in dieser Rolle feiern. Der TV-Star wird die Krimireihe auf eigenen Wunsch verlassen, ist aber noch bis 2025 mit neuen Folgen im Ersten zu sehen, gemeinsam mit seiner Kollegin Mila Sahin (Almila Bagriacik), mit der er seit 2017 ermittelt. Aktuell laufen in Kiel und Umgebung übrigens die Dreharbeiten zu einem neuen Fall, der das Kieler Ermittlerteam mitten in die Welt der Start-ups der Tech-Branche führt.
Im Interview mit TV DIGITAL spricht Axel Milberg über den Jubiläumskrimi, der beim berühmten Heavy-Metal-Festival Wacken Open Air (W:O:A) spielt und die persönlichen Gründe, die ihn zum „Tatort“-Ausstieg bewogen haben.
Ein Interview von TV Digital Chefreporter Mike Powelz
Was ist das Besondere, das Berührende, der USP, das Alleinstellungsmerkmal an „Borowski und das unschuldige Kind von Wacken“? Was macht den Fall sehenswert?
Axel Milberg: Während die Vorbereitungen auf Hochtouren für das größte Heavy-Metal-Fest der Welt laufen, das einmal jährlich in Wacken stattfindet, wird ein Neugeborenes tot aufgefunden. Die Ermittler suchen die Mutter, den Vater, befragen die Menschen auf dem Gelände, im Dorf. Wurde die Fremde als Anhalterin mitgenommen, fragen sie sich bald, warum hierher? Und wie so oft, haben plötzlich viele auch hier im Dorf Wacken ein düsteres Geheimnis. Und unerfüllte Sehnsüchte. Unser Film verbindet Original- Aufnahmen vom Festival 2022 mit unserer Spielhandlung. Ist die Gewalt tatsächlich in der Welt des Heavy Metal oder eher in den Familien zu suchen? In Zweierbeziehungen, Mutter, Sohn, Mann, Frau, in der Liebe?
Welches Verhältnis haben Sie zu Wacken? Waren Sie privat schon mal da?
Axel Milberg: Nein. Ich bin eher zurückhaltend, was Großveranstaltungen betrifft. Aber dann war ich total von der Freundlichkeit und Entspanntheit überrascht. Es war richtig toll. Ich hab ja mit der schwedischen Band »The Halo Effect« vor ihrem Act gesprochen, die später um Mitternacht auftraten und im Hintergrund unserer Szenen zu sehen waren und - zu hören. Und in der Nacht riefen Fans „Borowski – du geile Sau“, als sie mich erkannten, das war erstaunlich.
Kurzer Rückblick auf „20 Jahre Borowski“: Was waren Ihre episodischen Highlights? Wie zufrieden waren Sie mit der Figurenentwicklung?
Axel Milberg: Ich bin total dankbar, so viel Begabungen und so viele tolle Kollegen kennengelernt zu haben. Regisseure wie Christian Schwochow, Christian Alvart, Lars Kraume und Ilker Çatak drehen sonst eher keine „Tatorte“, aber unsere Redaktion konnte sie für Borowski gewinnen. Zur Figur Klaus Borowski: Sascha Arango schrieb immer so, wenn er schrieb, dass die Zuschauer wussten, wer die Täterin oder der Mörder ist. Der Zuschauer war bei ihr, bei ihm gewesen. Oft sogar auch bei der Tat. Im Extremfall tauchten die Ermittler dann erst nach 18 Filmminuten auf. Fand ich großartig.
Warum hören Sie 2025 auf?
Axel Milberg: ich höre Ende Februar '24 auf. Aber neue Folgen erden wohl bis 2025 gesendet. Natürlich gibt es aktuelle Projekte, ganz andere, im Ausland, ich bin da noch zur Verschwiegenheit verpflichtet. Die aber umfangreich sind, also z.B. sechs Monate dauern. Das ist mit den üblichen Sperrdaten gar nicht zu vereinbaren. Nein, der Zirkus zieht weiter. Außerdem: 21 Jahre Kiel und diese Figur ist doch eine unglaublich lange Zeit, war nur ein Teil meiner Arbeit, ein wichtiger und schöner natürlich, den ich liebte. Vergessen Sie aber nicht, ich bin gar kein Ermittler, ich bin Schauspieler.
Aber natürlich werden viele "Tatort"-Fans traurig sein, dass Sie die Rolle des Klaus Borowski nicht mehr spielen werden. Gibt es eine Botschaft oder einen Abschiedsgruß, den Sie an Ihre Fans richten möchten?
Axel Milberg: Großes Dankeschön! An alle, die mich ansprechen und anschreiben, denen wir so viel gegeben haben. Und die so treue Begleiter sind! Wir sehen uns wieder, sagt man so?
Doch wie wird Borowski abtreten? Geht er ins Licht? Stirbt er? Überlebt er? Geht er in Pension?
Axel Milberg: Das wird natürlich erst bei der Ausstrahlung im Herbst 2025 verraten. Wir werden wir bis zur letzten Minute über Borowskis Ende schweigen.
Ist es vorstellbar, dass Sie nochmal in Serie oder lockere Reihe gehen?
Axel Milberg: Ja. Alles ist vorstellbar, gute Bücher, gutes Team, freundliche Menschen. Gesundheit, Energie. Warum nicht?
Der Kieler „Tatort“ bleibt den Zuschauern ja erhalten. Wen würden Sie denn als Nachfolger empfehlen? Mann, Frau? Jung, alt? Divers, binär?
Axel Milberg: Das wird wohl der Norddeutsche Rundfunk und der Redaktionsleiter entscheiden. Und ich wünsche, so viel kann ich nur sagen, dem nachfolgenden Team das Gleiche, was ich uns immer gewünscht habe – nämlich wunderbare Drehbücher. Nicht leicht. Aber es gibt ja so viele neue Themen und Verbrechen – zb. im digitalen Zeitalter wie Künstliche Intelligenz, die in unserem nächsten „Tatort“ eine Rolle spielt – dass man eigentlich gar nicht hinterherkommt. Was ich mir noch wünsche? WENIGER BLUT, IM TATORT UMD ANDERSWO!
Ein Merkmal des Kieler „Tatorts“ war es immer, dass es bei Ihnen nie Experimente à la Impro-Krimis wie bei der Kollegin Folkerts gab. Rückblickend eine gute Entscheidung?
Axel Milberg: Gegen einen improvisierten „Tatort“ haben wir uns entschieden, weil die Konstruktion eines Krimis so filigran ist und in sich so viele kriminalistische Bezüge haben muss, dass man das mit einer Improvisation nur schwer erreichen kann. Denn ein "guter“ Kriminalfall ist so perfekt konstruiert wie ein Zauberwürfel.
Schlussfrage: Eines Ihrer Markenzeichen waren immer die besonders angelegten – mal morbiden, mal schrägen, mal schwarzhumorigen - Täterfiguren. Richtig beobachtet?
Axel Milberg: Ja, kein Zufall. Höchste Spannung braucht das Charisma des Täters, der kein bezahlter Profikiller mit Zielfernrohr, schwarzem Rollkragenpullover und Sonnenbrille ist. Wenn wir sonst nichts über ihn erfahren. Aber wenn er seine kränkelnde Tochter vorher zum Blockflöten- Unterricht fährt, interessiert er mich, trotz Sonnenbrille.
"Borowski und das unschuldige Kind von Wacken": Sonntag, 26. November, 20.15 Uhr im Ersten und in der ARD-Mediathek.