Tatort: Charlotte Lindholm zwischen Rassismus und Feminismus?

In Göttingen wird ein Serien-Triebtäter gesucht. Die Presse nennt ihn „Wikinger“, weil er jungen Frauen auflauert und sie mit einem Wikinger-Dolch zu sexuellen Handlungen zwingt. Als in einem kleinen Park an einem See die Leiche der Studentin Mira gefunden wird, geht der Fall an Charlotte Lindholm und Anaïs Schmitz. Die Ermittlerinnen vermuten, dass „der Wikinger“ diesmal einen Schritt weiter gegangen ist als sonst und sein Opfer getötet hat.

Keine „europäische Tat“?

Ein Augenzeuge beschreibt den Täter als einen Mann mit migrantischer Herkunft. „So ein Mädchen vergewaltigen, das ist ja auch keine europäische Tat“, findet er und schon befindet sich der „Tatort“ in einer Welt zwischen Realität und Rassismus bzw. Alltagsrassismus. Selbst Kommissarin Charlotte Lindholm lässt sich bei ihrer Arbeit zu barschen Aussagen hinreißen. So wirft sie einigen Geflüchteten vor, dass sie aus einer frauenfeindlichen Kultur kommen.

Schauspielerin Maria Furtwängler erklärt das so: „Dieser Fall führt sie eben an ihre emotionalen Belastungsgrenzen, und da kommen diese Pauschalisierungen an die Oberfläche. Ich würde damit aber keine Aussage verbunden sehen wollen. Ein Tatort ist kein Debattenbeitrag und keine Dokumentation. Das wäre eine Überforderung und eine Überhöhung.“

Gewalt gegen Frauen gibt es überall

Unabhängig von diesem Aspekt erklärt Maria Furtwängler: „Zunächst einmal glaube ich, wir müssen uns davor hüten, andere Kulturen anzuprangern, weil Gewalt gegen Frauen und Femizide überall stattfinden. Das ist ein heikler und komplexer Fall, der auf einer realen Begebenheit basiert, und allen Beteiligten war bewusst, dass wir diesen Fall erzählen wollen, ohne Vorurteile zu schüren. Strukturelle Frauenverachtung ist keine Frage der Herkunft. Sie auch nicht als eine solche zu erzählen, ist eine wichtige Aufgabe.“

„Tatort – Die Rache an der Welt" läuft heute, 9. Oktober 2022, um 20.15 Uhr im Ersten. Der Krimi ist nach der Ausstrahlung in der ARD-Mediathek abrufbar.