Einer härter als der andere!...
Einer härter als der andere!
Im TV kann so einiges schief gehen, vor allem dann, wenn Sendungen oder...
Exklusiv: Jörg Schönenborn, ARD-Koordinator Fiktion, über Abgänge, neue Ermittler, Quoten und Jubiläen - sowie das leicht rückläufige Zuschauerinteresse an der Reihe.
Ein Artikel von TV DIGITAL Chefreporter Mike Powelz
Endlich fließt wieder Blut am Sonntagabend, zumindest aus Sicht der Krimifans. Am 3. September fällt der Startschuss für die neue „Tatort“-Saison. Den Aufakt macht diesmal die dienstälteste Kommissarin: Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) ermittelt in einem Fall, in dem der Schatz der Nibelungen eine wichtige Rolle spielt: „Gold“. Als prominenter Gast ist Heino Ferch dabei. Was tut sich sonst bei Deutschlands nach wie vor beliebtester Krimireihe? Gibt es neue Ermittlerteams, stehen Abschiede an, sind Events oder Mehrteiler geplant? Und wie bewertet die ARD die Tatsache, dass es nach 2022 in diesem Jahr mit den durchschnittlichen Einschaltquoten erneut abwärts ging?
Exklusiv in HÖRZU legt der für den „Tatort“ zuständige ARD-Koordinator Fiktion, Jörg Schönenborn, die Karten auf den Tisch. Krimireihe unter Sparzwang Ein Dienstjubiläum, so Schönenborn, stehe in der Saison 2023/24 nur einmal an: „Ende November feiern wir mit ‚Borowski und das unschuldige Kind von Wacken‘ den 20. Geburtstag beim Kieler ‚Tatort‘.“ In die Feierlaune wird sich diesmal aber auch Wehmut mischen. „Auf eigenen Wunsch wird Axel Milberg aber nur noch bis 2025 im ‚Tatort‘ zu sehen sein und sich dann verabschieden.“
Sein Abgang ist nicht der einzige der Reihe: Dar Salim, der in den Bremen-Krimis den dänischen Polizisten Andersen spielt, ist nicht mehr dabei. „Seit seinem Einstieg im Bremer ‚Tatort‘-Team 2019 hat das internationale Interesse an Salim noch mal zugenommen“, so RadioBremen-Pressesprecher Mark Lührs zu TV DIGITAL.
„Die Planung einer deutschen Produktion ist schwierig, wenn US-amerikanische Filmstudios und weltweit agierende Streaming-Anbieter anklopfen.“
Lührs will dennoch offen lassen, ob Dar Salim eines Tages vielleicht doch zurückkehrt. Ein Problem, dass es beim Göttinger „Tatort“ so nicht gibt: Florence Kasumba („Black Panther“, „Avengers“) bleibt der Reihe trotz zahlreicher amerikanischer Produktionen erhalten – die 46-Jährige ist damit der letzte internationale „Tatort“- Star. ARD-Mann Jörg Schönenborn verrät nämlich noch einen prominenten Abschied: „Leider wird es keine weiteren Mainzer Fälle mit Heike Makatsch als Ellen Berlinger geben. Die Zuschauer können aber auf einen letzten Fall mit ihr gespannt sein, der am 8.10. läuft.“ Makatschs Abgang erfolgt aus Kostengründen, so ist vom zuständigen Sender SWR zu hören, man stehe unter Sparzwang. Und auch mit Til Schweiger sind – laut Jörg Schönenborn – vorerst keine weiteren Krimis geplant.
Statt die Verpflichtung neuer großer Namen als „Tatort“-Ermittler anzukündigen, vermeldet der ARD-Koordinator Fiktion für die Zukunft eine andere, wahrscheinlich ebenfalls dem Sparzwang geschuldete Strategie. Es gäbe Überlegungen, „tolle, bisher weniger bekannte Schauspieler als neue Ermittler zu gewinnen“. Jörg Schönenborn konkret: „Ich kann verraten, dass wir an neuen Ideen für Teams dran sind, auf die die Zuschauer gespannt sein können.“ Spannende neue Stoffe Besondere „Eventkrimis“ hingegen, wie der in der letzten Saison als Doppelfolge gezeigte – und dennoch eher quotenschwache – Amtsantritt von Kinostar Corinna Harfouch beim Berliner „Tatort“, sind laut Schönenborn diesmal nicht geplant.
Und wie bewertet der verantwortliche ARD-Mann das leicht rückläufige Zuschauerinteresse? „Wir müssen lernen, Erfolg anders zu gewichten. Die lineare Fernsehnutzung geht insgesamt zurück, davon ist auch der ‚Tatort‘ betroffen.“ Bleibt die Frage, mit welchen neuen Themen und Stoffen die Regisseure und Produzenten der nach wie vor populären Krimireihe die Zuschauer begeistern wollen? Schönenborn: „Wenn ich auf das nächste Halbjahr gucke, dann richten wir den Fokus unter anderem auf die Arbeitsverhältnisse von Kurierdiensten, Anfeindungen im Internet und Deepfakes auf Social-Media-Accounts – sie stehen im Mittelpunkt von Ermittlungen.“ Doch natürlich kommen auch klassische Krimithemen nicht zu kurz: „Auch Mord aus Leidenschaft ist dabei. Und beim neuesten Murot-,Tatort‘ begibt sich Ulrich Tukur auf eine Suche nach dem Glück.“
„Wir wollen mit jedem ‚Tatort‘ besondere Akzente setzen. Das kann gestalterisch in der Machart sein, in der Erzählweise oder Dramaturgie, aufgrund von Gaststars oder aber auch Themen.“
Was viele Fans noch wissen möchten: Wie oft dürfen die beliebtesten Kommissare - Jan Josef Liefers und Axel Prahl als Boerne und Thiel - in Münster ran? „In diesem Winter ist mit dem Arbeitstitel ‚Der Mann, der in den Dschungel fiel‘ noch eine Ausstrahlung eingeplant, im ersten Halbjahr 2024 wird voraussichtlich eine weitere Folge laufen“, verrät Schönenborn.
Insgesamt zeigt die ARD in der Saision 2023/24 zwar nur 33 „Tatorte“ und somit zwei weniger als in der letzten Saison, ber: „Alle aktuellen Teams werden in diesem Zeitraum mindestens einmal zu sehen sein“, so Schönenborn. Ein Geschenk für die Zuschauer, die sich also auch auf ein Wiedersehen mit den populären Saarbrückenern („Jackpot“, 2024), Wienern („Bauernsterben“, 15.10.), Stuttgartern („Vergebung“, Herbst), Bremern („Aus dem Dunkel“, Winter/Frühling) sowie allen anderen Teams freuen dürfen.