Tatort – Die Blicke der Anderen: Krimi ohne „Experimente“

Krimi-Fans kritisieren immer wieder, dass der „Tatort“ zu viele „Experimente“ wagt, zu abgedreht oder zu unwirklich ist: Heute gibt es einen Fall im klassischen Stil – alltäglich, dialoglastig und ohne persönliche Probleme des Ermittler-Teams. Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) und Franziska Tobler (Eva Löbau) müssen herausfinden, ob Sandra Vogt (Lisa Hagmeister) ihren Mann und ihren Sohn ermordet hat.

Ein Blutfleck setzt Ermittlungen in Gang

Leichen der vermissten Personen wurden nicht gefunden, aber im Haus der Familie liegt eine blutdurchtränkte Matratze. In der Kleinstadt im Breisgau ist schnell klar, dass Sandra Vogt, die als Außenseiterin gilt, eine Mörderin ist. Niemand lässt ein gutes Haar an ihr und sie selbst benimmt sich ebenfalls seltsam. Das Ermittler-Team findet sie in einer Autobahnraststätte. Was sie dort macht und ob sie vom Verschwinden ihres Mannes und ihres Sohns weiß, ist nicht klar.

Durch ihre stoische und distanzierte Art wirkt es so, als würde sie ihrem Mann und ihrem Sohn auch keine Träne nachweinen. Ihr älterer Sohn will derweil gar nichts mit ihr zu tun haben, denn er macht sie für seine depressiven Verstimmungen verantwortlich. Was in der Ehefrau und Mutter vorgeht, deren Familie offensichtlich gerade mitten in einer Tragödie steckt, kann man nur erahnen.

Warum wird Sandra so gehasst?

Der Titel „Die Blicke der Anderen“ beschreibt, worum es in dem "Tatort" aus dem Breisgau noch geht. Er ist nämlich Teil der ARD-Themenwoche „Wir gesucht! - Was hält uns zusammen?“. Es soll laut Sender abgebildet werden, „was die Gesellschaft zusammenhält und an welchen Stellen das schwer fällt“.

Durch den Krimi zieht sich die Frage, warum Sandra aus der Dorfgemeinschaft ausgegrenzt wird und warum ihr Sohn und ihre Schwiegermutter sie so hassen. Sandra selbst gibt dazu keine Auskunft. Schweigt sie, um jemanden zu schützen?

„Tatort – Die Blicke der Anderen“ läuft heute, 6. November 2022, um 20. 15 Uhr im Ersten und ist danach in der ARD-Mediathek abrufbar