Tragikomödie über den Niedriglohnsektor

„Tina Mobil“: Serien-Highlight mit nerviger Antiheldin im Ersten

22.09.2021 um 15:11 Uhr

Fernab von Hochglanz: Die Hauptfigur der Miniserie „Tina mobil“ mit Gabriela Maria Schmeide ist eine ganz normale Frau, die nicht immer sympathisch wirkt.

Ein Artikel von TV DIGITAL Reporterin Melanie Kroiss

Sie hat eigentlich alles im Griff: Seit 20 Jahren versorgt Tina Sanftleben, Dreifachmutter aus Berlin-Pankow, mit einem Bäckermobil Kunden auf dem Land mit Brot, Schrippen und süßen Leckereien. Daneben wuppt sie ganz allein die Familie. Doch dann wird ihr gekündigt – und sie ist fasssungslos. Was nun? Aufgeben ist jedenfalls keine Option. „Tina ist eine Frau aus kleinen Verhältnissen, die versucht, gegen alle Widrigkeiten zu bestehen und trotzdem noch zu lachen“, beschreibt Gabriela Maria Schmeide ihre Figur im Gespräch mit TV DIGITAL. Hier werde weder Drama noch Komödie vorgegaukelt, meint die 56-Jährige: „Ich will das Klischee ‚wahre Menschen sehen‘ nicht bedienen, aber Tina ist von nebenan, und dadurch öffnen wir ihr unser Herz.“

Tina kann auch ziemlich ätzend sein

Der Satz „Die Rolle ist ihr auf den Leib geschrieben“ mag ebenfalls wie ein überstrapaziertes Klischee klingen, doch selten trifft er so sehr zu wie bei „Tina mobil“. Wie schon beim mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Drama „Die Polizistin“ (2000) verschmilzt Schmeide fast vollständig mit ihrem Charakter.

Autorin damals wie heute: Laila Stieler („Gundermann“). „Die Stärke und die Kraft von Tina stammen von Laila. Ich musste mich nicht verstellen, um ihr Leben einzuhauchen, machte mich selbst leise, um sie aus mir hervorbrüllen zu lassen“, erklärt die Schauspielerin. Das habe ihr an den 57 Drehtagen viel Spaß bereitet, trotz der 14-Stunden-Schichten. Dabei reagiere ihre Filmfigur dann und wann auch ziemlich unsympathisch. „Sie kann so schrecklich sein. Dann will man ihr einfach nur den Mund zukleben und sie in die Ecke setzen“, meint Schmeide lachend.

Eine Tragikomödie Jenseits der Armutsgrenze

Im Film stellt Herr Rakow, einer von Tinas Kunden im Brandenburger Niemandsland trocken fest: „Das Leben ist eine Sau“. Wenn man nur knapp diesseits der Armutsgrenze stehe, müsse man reagieren, ständig tun und machen. Hierbei gehe bei der störrischen Tina gehörig viel daneben, findet Schmeide. Allein wie sie ihre Kinder behandle und bevormunde, sei diskussionswürdig. Ganz wie im echten Leben, keine Spur von Hochglanz. „Wir erzählen kein Märchen“, betont sie.

Eine Tragikomödie, in der eine ziemlich unglamouröse Antiheldin in fast jeder Szene auftaucht, an drei Abenden zur besten Sendezeit zu zeigen, wirkt mutig von der ARD. Allerdings warte mit „Tina mobil“ auch „ein kompletter Kosmos auf den Zuschauer“, verspricht Schmeide. „Man hat die Gelegenheit, im Tagebuch von jemandem zu blättern, ein ganzes Leben zu entdecken. Oder sich selbst.“

„Tina Mobil“: 3 Folgen, ab Mittwoch, 22. September, 20.15 Uhr im Ersten

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