Neuer TV-Film „Meeresleuchten“ ein stilles Drama

Ulrich Tukur kritisiert TV-Macher: „Hornochsen, die Zuschauer für debil halten“

17.02.2021 um 16:08 Uhr

Im berührenden TV-Drama „Meeresleuchten“ spielt „Tatort“-Star Ulrich Tukur heute (20.15 Uhr im Ersten) einen trauernden Familienvater. Ein für deutsche Verhältnisse ungewohnt ruhiger Film, von denen es nach Tukurs Geschmack zu wenige gibt bei ARD, ZDF & Co.

„Ich liebe Filme, denen man nicht sofort auf die Schliche kommt, die überraschen, Anforderungen stellen. Leider! Stattdessen wird meist nach Schema gedreht“, erklärt der mit allen wichtigen, nationalen Filmpreisen ausgezeichnete Schauspieler im Interview mit TV Digital Reporter Mike Powelz. Der 63-Jährige wünscht sich mehr Leute mit cineastischer Kompetenz und Leidenschaft in wichtigen Positionen bei den TV-Sendern, die die Zuschauer mehr fordern und nicht für blöd halten.

„Jeder neu produzierte Film darf im Fernsehen die 89 Minuten nicht überschreiten, damit er in ein ausgedachtes Format passt, von dem sich ein paar Hornochsen höhere Einschaltquoten versprechen. Die ständige Unterforderung und das stete Absinken von Qualität und Anstand ist eine einzige Beleidigung des Zuschauers. Für wie blöd halten die TV-Macher ihn eigentlich?“, fragt sich Tukur und wird noch deutlicher:

„Wer ständig solchen Brei zu fressen kriegt, kann irgendwann auch nicht mehr kauen. Nochmal: ich würde die Zuschauer ernster nehmen, weil sie nicht so debil sind, wie viele Fernsehmacher annehmen.“

Tukur ist froh, dass er für den Hessischen Rundfunk die etwas „komplizierteren ‚Tatorte‘ drehen darf“, die sich nicht „auf Gedeih und Verderb nach der Quote richten müssen.“

Meeresleuchten“ hebt sich vom alltäglichen TV-Brei ab

Tukurs neuer TV-Film „Meeresleuchten“ hebt sich - wie von ihm gewünscht - wohltuend vom alltäglichen TV-Brei ab. Regisseur Wolfgang Panzer, der auch das Drehbuch schrieb, hat ein sehenswertes, stilles Drama über Schmerz und Trauer inszeniert, bei der es um die Frage geht, wie man mit Verlust umgeht. Der Film ist immer dann stark, wenn er nah an dem Aussteiger Thomas Wintersperger ist, der von Ulrich Tukur sehr eindringlich, aber mit typischen Verschrobenheit gespielt wird.

Darum geht's in "Meeresleuchten"

Der unglücklich Unternehmer Wintersperger muss den Tod seiner 23-jährigen Tocher verkraften, die bei einem Flugzeugabsturz vor der ostdeutschen Küste ums Leben gekommen ist. Er hatte eigentlich versprochen, mit ihr nach Japan zu reisen und hätte mit in der Unglücksmaschine sitzen müssen. Doch wegen der Firma hat er mal wieder in letzter Minute abgesagt.

Während Gattin Sonja (Ursina Lardi), eine erfolgreiche Architektin, die Todesnachricht mehr oder weniger ignoriert und sich in die Arbeit stürzt, um den Schmerz gar nicht erst an sich ran zu lassen, entschließt sich ihr Mann zu einem radikalen Schnitt: Er will am Wasser leben, bei letzten Überreste seiner Tochter und zieht in die tiefste Provinz an der Ostsee.

Für Ulrich Tukur gibt es zwei Arten, mit Verlust umzugehen: "Man lässt sich gehen und zerbricht an seinem Schmerz, oder man trauert seine Zeit und geht zurück ins Leben. Ich persönlich finde es wichtig, sich nicht darüber zu definieren, was man nicht mehr hat, sondern über das, was man hat.“

„Meeresleuchten“: Mittwoch, 17. Februar, 20.15 Uhr im Ersten und in der ARD-Mediathek

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