Einer härter als der andere!...
Einer härter als der andere!
Im TV kann so einiges schief gehen, vor allem dann, wenn Sendungen oder...
Jubiläum für Kommissarin Odenthal in Ludwigshafen: „Tatort“-Star Ulrike Folkerts spricht im Interview über ihren 75. „Tatort"-Fall, Unfälle beim Dreh, Außerirdische und eine echte Durststrecke.
Sie ist die dienstälteste Kommissarin der „Tatort“-Reihe, eine Fahnderin mit Durchhaltevermögen. Eine Frau für die Langstrecke: Seit 1989 spielt Ulrike Folkerts (60) schon die Ermittlerin Lena Odenthal aus Ludwigshafen. Nun muss sie dort den 75. Fall lösen: In der Episode „Marlon“ (Sonntag, 8. Mai, 20.15 Uhr im Ersten) gibt ihr der Tod eines verhaltensauffälligen Schülers, in der Fachsprache „Systemsprenger“ genannt, Rätsel auf. Wer hat den Neunjährigen von einer Treppe gestoßen? Und warum wirken sämtliche Verdächtigen erleichtert über sein Ableben? Ein harter Fall selbst für die erfahrene Ermittlerin.
Eine Interview von TV Digital Chefreporter Mike Powelz
TV DIGITAL: Um welche Themen kreist Ihr Jubiläumsfall?
Ulrike Folkerts: Aggressionen und unser Umgang mit ihnen. Warum sind Kinder aggressiv, wann stoßen Erwachsene dabei an ihre Grenzen, welche Fehler machen wir, wenn ein Kind tritt, schlägt und schreit? Unser Krimi gibt den Denkanstoß, dass wir einander mehr zuhören sollten.
Stichwort Kinder: 2021 haben Sie öffentlich bekannt, dass Sie als junge Frau abgetrieben haben. Haben Sie später noch mal darüber nachgedacht, Kinder zu bekommen?
Bei mir hat die biologische Uhr nie getickt und mein Leben mit einem Kinderwunsch besetzt. Meine Erfahrung, als 19-Jährige ungewollt schwanger zu werden und mich für einen Abbruch zu entscheiden, hat damit aber nichts zu tun. Ich war damals auf der Schauspielschule, hatte mein Comingout dort, war ab da mit meinem Lesbischsein und meinem Berufsweg beschäftigt. Heute liebe ich es, eine super Tante sein zu können und viele junge und kleine Menschen in meinem Leben zu haben.
Welche „Tatort“-Anekdote bleibt Ihnen für immer im Gedächtnis?
Der „Tatort: Tod im All“ hat die Fangemeinde ordentlich durchgeschüttelt. Damals gab es diejenigen, die das Außerirdische mochten – aber auch die, die es grundsätzlich abgelehnt haben.
Woran denken Sie ungern zurück?
2012 musste Lena Odenthal im Film „Kaltblütig“ in einem winzigen Kellerraum eine Tür aufschießen. Danach hatte ich ein Schusstrauma im linken Ohr. Die hohen Frequenzen sind für immer weg, weshalb ich seit 2020 ein Hörgerät trage. Ich bin dankbar, dass es diese kleinen Hightechsysteme heutzutage gibt und dass ich wieder alles hören kann.
Wollten Sie die Rolle je aufgeben?
Es gab eine Phase, in der, bedingt durch einen neuen Fernsehchef, Regeln aufgestellt wurden, was eine Kommissarin darf und was nicht – schließlich sei sie Vorbild. Rauchen, trinken, prügeln – das war plötzlich tabu. Da wurde es langweilig für Lena. Hinzu kam die Festlegung auf die Rolle und damit der Ausschluss der Möglichkeit, auch mal für andere Krimis vor der Kamera zu stehen. Es wurde schwierig, andere Rollen zu bekommen, und das ist bis heute so. Andererseits hat mich Lena immer wieder gerettet, weil ich sie mag. „Tatort“ ist eben Königsklasse. Weshalb sollte ich also aufhören? Drei neue Fälle sind bereits in der Pipeline!
Wen hätten Sie gern mal als Gaststar?
Nicole Heesters, die die allererste „Tatort“- Ermittlerin war und heute mit über 80 Jahren eine der begehrtesten, wunderbarsten Schauspielerinnen ist, hätte ich gern mal in einer großen Rolle in unserem „Tatort“.
Und wen würden Sie gern mal spielen?
Kennen Sie Filme mit Frances McDormand?
Oscar-Preisträgerin etwa für „Fargo“, „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ und „Nomadland“.
Solche Rollen würden mich interessieren.
Ihr Lebensmotto?
Mir jeden Tag klarzumachen, wie schön mein Leben ist, auch wenn die Welt gerade kopfsteht und so viel Leid erzeugt.
„Tatort: Marlon“: Sonntag, 8. Mai, 20.15 Uhr im Ersten und in der Mediathek